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Mike dran war.
»Seid ihr unterwegs zum Spiel?«
»Nein«, sagte er.
»Was ist passiert?«
»Adam ist nicht da.«
»Er ist gar nicht nach Hause gekommen?«
»Doch, er war hier, hat ein bisschen in seinem Zimmer abgehangen, dann ist er wieder verschwunden.«
»Er hat Jill allein gelassen?«
»Ja.«
»Das ist doch gar nicht seine Art.«
»Ich weiß.«
»Also, er ist unzuverlässig und alles Mögliche, aber dass er seine Schwester einfach so ohne Aufsicht lässt …«
»Ich weiß.«
Tia überlegte einen Moment lang. »Hast du es auf seinem Handy versucht?«
»Natürlich hab ich es auf seinem Handy versucht. Für wie blöd hältst du mich?«
»Hey, lass deinen Ärger nicht an mir aus«, sagte Tia.
»Dann frag nicht so, als ob ich ein Vollidiot wäre. Natürlich
hab ich ihn auf dem Handy angerufen. Und zwar mehrmals. Ich hab sogar – hört, hört – auf der Mailbox ein paar Nachrichten hinterlassen, dass er mich zurückrufen soll.«
Brett tat so, als wäre er mit dem Laptop beschäftigt und würde nichts hören. Tia ging ein paar Schritte weg und wandte sich von ihm ab.
»Tut mir leid«, sagte sie. »Ich wollte nicht …«
»Ich auch nicht. Lass gut sein, wir sind beide gestresst.«
»Und was machen wir jetzt?«
»Was können wir schon machen?«, sagte Mike. »Ich warte hier.«
»Und wenn er nicht nach Hause kommt?«
Es entstand eine Pause.
»Ich will nicht, dass er zu dieser Party geht«, sagte Mike.
»Ich auch nicht.«
»Aber wenn ich rübergehe und ihn da raushol …«
»Das wäre auch ziemlich eigenartig.«
»Was meinst du?«, fragte er.
»Ich meine, dass du trotzdem rübergehen und ihn da rausholen solltest. Du kannst ja versuchen, behutsam vorzugehen.«
»Wie soll das gehen?«
»Keine Ahnung. Wahrscheinlich geht die Party sowieso erst in ein paar Stunden los. Also haben wir noch Zeit, uns was zu überlegen.«
»Ja, in Ordnung. Vielleicht hab ich ja auch Glück und finde ihn vorher.«
»Hast du bei seinen Freunden angerufen? Bei Clark und Olivia?«
»Tia.«
»Okay, natürlich hast du das. Soll ich nach Hause kommen?«
»Um was zu tun?«
»Keine Ahnung.«
»Du kannst hier nichts machen. Ich hab alles unter Kontrolle. Ich hätte dich gar nicht anrufen sollen.«
»Doch, das musst du. Fang nicht an, mich vor so etwas zu schützen. Ich will informiert werden.«
»Ich meld mich schon, keine Sorge.«
»Ruf an, wenn du was von ihm hörst.«
»Klar.«
Sie legte auf.
Brett blickte vom Computer auf. »Probleme?«
»Haben Sie zugehört?«
Brett zuckte die Achseln. »Warum gucken Sie nicht in seinen E-SpyRight-Bericht?«
»Vielleicht sag ich Mike nachher, dass er das machen soll.«
»Das können Sie auch von hier.«
»Ich dachte, ich kann das nur von meinem eigenen Computer aus?«
»Nee nee. Den können Sie überall aufrufen, wo Sie einen Internetzugang haben.«
Tia runzelte die Stirn. »Das klingt aber nicht besonders sicher.«
»Sie brauchen immer noch den Benutzernamen und das Passwort. Sie gehen einfach auf die E-SpyRight-Homepage und loggen sich ein. Vielleicht hat Ihr Sohn eine E-Mail gekriegt oder so was.«
Tia dachte darüber nach.
Brett ging zu seinem Laptop und drehte ihn zu ihr um. Die E-SpyRight-Homepage war auf dem Monitor. »Ich geh runter und hol mir ’ne Cola oder so«, sagte er. »Soll ich Ihnen was mitbringen?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Bedienen Sie sich«, sagte Brett.
Er ging zur Tür. Tia setzte sich auf den Stuhl und tippte los. Sie rief den Bericht auf und forderte alles an, was heute hereingekommen war. Es was so gut wie nichts, nur ein kurzer Chat mit dem geheimnisvollen CeeJay8115.
CeeJay8115: Was ist los?
HockeyAdam1117: Seine Mutter hat mich nach der Schule abgefangen.
CeeJay8115: Was hat sie gesagt?
HockeyAdam1117: Sie weiß was.
CeeJay8115: Was hast du ihr gesagt?
HockeyAdam1117: Nichts. Bin abgehauen.
CeeJay8115: Wir sprechen heute Abend drüber.
Tia las es noch einmal. Dann zog sie ihr Handy aus der Tasche und drückte die Kurzwahltaste. »Mike?«
»Was ist?«
»Geh ihn suchen. Und such so, dass du ihn findest.«
Ron hielt das Foto in der Hand.
Er starrte darauf, aber Betsy merkte, dass er es gar nicht mehr sah. Seine Körpersprache war mehr als besorgniserregend. Er legte das Foto auf den Tisch und verschränkte die Arme. Dann griff er wieder danach.
»Und was ändert das jetzt?«, fragte er.
Er fing an, hastig zu blinzeln, ähnlich wie manche Stotterer, wenn sie versuchen, ein besonders schweres Wort
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