Sie sind Dein Schicksal
Ende des Flurs erreichte, öffnete sich links neben mir leer und dunkel der Speiseraum. Ich spähte sehr vorsichtig durch die Tür zu meiner Rechten, um zu sehen, ob jemand am Empfang war. Dieser Raum war ebenfalls leer, und nur an der Eingangstür leuchtete ein einsames Licht. Wahrscheinlich hätte sich jemand in den Schatten verstecken können, aber da es eher unwahrscheinlich war, dass noch jemand den Agenten spielte, war ich mir sicher, dass ich die Einzige war, die wie ein Trottel durch die Dunkelheit schlich.
Über dem Tresen hing ein Schild mit der Aufschrift Bitte klingeln. Danke! – Die Hotelleitung . Nein, danke, ich helfe mir lieber selbst.
Ich richtete mich auf und ging zum Tresen, um erfreut festzustellen, dass es keinen Computer gab. Stattdessen lag unter den Papieren ein Gästebuch. Gesegnet seien die Technikverächter. Ich öffnete das Buch und überflog die letzten Einträge. Mr. Cassidy musste Chaz’ Namen irgendwann nach unserer Ankunft eingetragen haben, denn da stand er, als letzter Gast. Ich war dankbar zu sehen, dass die Cassidys sorgfältig den Namen des Hauptgastes eintrugen – wahrscheinlich derjenige, der die Rechnung zahlte –, gefolgt von der Information, wie viele Leute noch in der Hütte wohnten, wann sie angekommen waren und wann sie wieder abfuhren. Ich blätterte durch die Einträge und sah mir besonders die der Gäste genauer an, die bereits abgereist waren.
Schließlich fand ich den einzigen Eintrag von Gästen, die gestern abgereist waren. Die Schrift war ordentlich, sauber und leicht zu lesen. Howard Thomas + 2 Gäste. Hütte 3 . Super. Also hieß unser Bösewicht Howard Thomas, oder er war einer seiner Gäste. In dem Register standen weder Adressen noch Telefonnummern, und die Einträge für die eingegangenen Zahlungen mussten irgendwo anders aufbewahrt sein.
Ich legte das Buch zurück und öffnete die Schubladen, um zu sehen, ob ich dort Quittungen oder Ähn liches entdecken konnte. Aber das Einzige, was ich dort fand, waren jede Menge Stifte, Klebezettel, Prospekte mit Einrichtungsgegenständen und Bestellformulare für Zubehör für die Hütten. Und eine Menge Staub. Bäh. Nichts Nützliches; nichts, was mir dabei half, Howard Thomas zu finden.
Verdammt. Es war ein verzweifelter Versuch gewesen – die wenigsten Leute sind vertrauensselig genug, um Informationen über Geschäftsfinanzen offen herumliegen zu lassen –, aber ich hatte wirklich gehofft, hier etwas zu finden. Der volle Name war immerhin besser als nichts. Morgen früh würde ich Sara anrufen und sie bitten, nach dem Mann zu suchen.
Gerade als ich alles wieder so aufgeräumt hatte, dass es keinen Hinweis auf meine Suche mehr gab, wenn die Cassidys am Morgen wieder auftauchten, erklang Georges Stimme aus dem Flur gegenüber des Speisesaals. So leise wie möglich duckte ich mich und drückte mich in der Hoffnung unter den Tresen, dass er mich übersehen würde.
»… und sie wissen nicht, wer ihr seid. Nein, Pops hat den Mund gehalten; er macht sich nur ehrlich Sor gen, dass ihr noch mal versucht, solche Cowboyscheiße abzuziehen. Haltet euch fern, bis sie weg sind, okay?«
Was zur Hölle sollte das heißen?
»Nein, Genie, sie vermuten jetzt schon, dass jemand euch deckt. Haltet euch außer Sichtweite, bis sie wieder in der Stadt sind, okay?«
Er lauschte anscheinend auf die Antwort am anderen Ende der Leitung, denn er schwieg, während er irgendwohin ging. Ich saß wie auf glühenden Kohlen, weil ich mir nicht sicher war, ob er irgendwo stand, von wo aus er mich sehen konnte, wenn ich aus meinem Versteck kam. Da er schwieg, wusste ich nicht, wo er war.
Gerade als ich mich langsam unter dem Tresen he rausschieben wollte, knallte etwas über mir auf den Tisch, und ich musste einen Schrei unterdrücken. George war direkt über mir, auf der anderen Seite des Tresens.
»Was zur Hölle glaubst du, haben wir hier getan? Schau, dieses Mädchen, mit dem er ausgeht – sie hat gesagt, sie ist Privatdetektivin. Pops hat deinen richtigen Namen nicht verraten, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie anfängt hier herumzuschnüffeln und es rausfindet. Es reicht jetzt mit dieser Highschool-Scheiße. Hör entweder auf mit dem Gezicke und bring ihn um, oder geh zurück in die Stadt, bis sie wieder weg sind.«
Mein Herz schlug so heftig, dass ich mir sicher war, dass George das Pochen in dem riesigen Raum hören musste. Er lachte über die Antwort, dann quietschte die Holzplatte über mir, als er sie
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