Sie sind mein Glücksstern, Georgina (German Edition)
zu seiner Frau zu machen. Mrs Georgie war diejenige, mit der er Spaß haben wollte – vorausgesetzt, dass dieser Spaß nicht zu gefährlich wurde.
Doch Jesmond war nicht ganz ehrlich zu sich selbst. Das Erste, was er nämlich beim Betreten des Ballsaals sah, war, dass Mrs Georgie mit Sir Garth Manning tanzte – und das verärgerte ihn mehr, als er sich eingestand.
Sie wirkte sehr feminin in dem schlichten weißen Seidenkleid mit einem Tüllüberwurf, der mit hellgelben Seidenrosen bestickt war. Eine ähnliche Rose steckte in dem tiefen Dekolleté, die rotbraunen Locken hielt ein gelber Blütenkranz, Topas-Hänger schmückten die Ohren. In der Hand hielt sie einen Fächer, der passend zu ihrem Kleid mit Rosen bemalt war, und selbst die weißen Eskarpins zierten vergoldete Rosetten. Georgie sah zum Anbeißen aus – oder zum Vernaschen. Welche Versuchung! Würde er ihr widerstehen können, wenn sie ihn anstrahlte? Jesmond wagte nicht daran zu denken.
Und so machte er sich auf die Suche nach Caro, die er wie üblich graziös hingegossen auf einer Chaiselongue fand. Würde sie sich lange genug davon trennen können, um mich im Bett zu befriedigen, wenn ich sie heiraten würde, fragte er sich, oder müsste ich mich mit der Chaiselongue begnügen? Er rief sich zur Ordnung. So unzüchtige Gedanken bei dieser sittsamen Frau? Und Georgie? War die sittsam? So wie sie Sir Garth anlachte, machte sie Jesmond heute Abend ganz und gar nicht den Eindruck. Caro war sittsam, weil sie viel zu phlegmatisch war – vielleicht war Georgie zu lebhaft?
Jesmond beugte sich galant zu Caro hinunter und bat: “Darf ich um den nächsten Tanz bitten, Mrs Pomfret, oder …”
Caro schenkte ihm ein betörendes Lächeln. Jetzt abzulehnen wäre unklug, überlegte sie blitzschnell, da sie Georgie von der Tanzfläche zurückkommen sah. “Für Sie, Mr Fitzroy, mache ich eine Ausnahme”, erklärte sie mit verschämtem Augenaufschlag. “Für Ihren ersten Tanz in Netherton sollen Sie sich nicht beim Zeremonienmeister um eine Partnerin bemühen müssen.” Sie lehnte sich etwas vor und flüsterte Jesmond zu: “Es sind nämlich ganz unpassende Partnerinnen anwesend, Mr Fitzroy. Die Bowlby-Zwillinge, zum Beispiel. Richtige Rangen!”
Amüsiert verfolgte Georgie, wie ihre Schwägerin Fitz klarmachte, was für ein enormes Opfer es bedeutete, mit ihm zu tanzen.
Jesmond, der nicht begriffsstutzig war, wehrte leise ab: “Ich will Sie nicht inkommodieren, meine Verehrteste!”
“Aber nein!”, widersprach Caro mit einem charmanten Lächeln und erhob sich mit einer in ihr Schicksal ergebenen Grazie. “Es ist mir ein Vergnügen!”
Nicht ich, wie sie immer sagt, sondern sie selbst muss eine Pferdenatur haben, wenn sie den ganzen Tag auf dem Sofa liegen kann und doch noch so gesund bleibt, dachte Georgie empört.
“Sehr klug von meiner Schwester”, flüsterte Sir Garth ihr zu. “Mit Krankheit kann sie sich Fitzroy nicht angeln. Wenn sie es geschickt anstellt und Sie auch etwas Entgegenkommen zeigen, dann könnte es eine Doppelhochzeit werden.”
Georgie schäumte innerlich vor Wut. “Ich habe absolut nicht den Wunsch zu heiraten – weder Sie noch irgendjemand anderen. Ich glaube nicht, dass ich nach einer guten Ehe ein zweites Mal Glück habe.”
“Ach ja, die meisten Frauen lehnen das erste Angebot ab”, meinte Sir Garth ungerührt.
“Ich gehöre nicht zu den meisten Frauen”, erwiderte Georgie schnippisch. “Also, geben Sie sich keine Mühe. Eine Freundin will ich Ihnen sein, aber keine Ehefrau.”
“Warten wir es ab!” So schnell gab Sir Garth nicht auf. Die Chance, eine Frau mit Vermögen, wenn auch nicht mit einem großen, zu ehelichen, würde ihm die Möglichkeit bieten, an den Spieltisch und auf die Rennbahn zurückzukehren. Georgies Ablehnung hielt er lediglich für ein weibliches Hinhaltemanöver. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie ihn wirklich verabscheute.
Georgie ließ sich graziös auf der Chaiselongue nieder, drapierte ihren Rock anmutig um sich herum, lächelte den verdutzten Sir Garth charmant an und lehnte mit dem gleichen bezaubernden Lächeln die Aufforderungen zum Tanz oder die Einladung zu einer Erfrischung einiger anderer Gentlemen ab. Sie hatte beschlossen, dort à la Caro zu liegen. Wie ihre Schwägerin wollte sie mit einem betörenden Augenaufschlag versuchen, Fitz zu bezirzen, ihm beweisen, dass sie das gesellschaftliche Spiel genau wie jede andere Frau beherrschte.
Doch als Fitz mit Caro
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