Sie sind mein Glücksstern, Georgina (German Edition)
zurückkehrte, war er keineswegs erstaunt, sondern fragte leise und besorgt: “Haben Sie Migräne, Mrs Herron? Soll ich Ihnen einen Wagen rufen?”
Georgie schluckte ihre Wut hinunter. Offensichtlich hatte er ihr Spiel durchschaut und besaß obendrein noch die Unverschämtheit, sie ärgern zu wollen. Das sollte ihm nicht gelingen! Verschämt sah sie zu Boden. “Ich habe nur … etwas ausprobiert. Ich wollte wissen, ob Gentlemen sich gegenüber einer Dame, die auf dem Sofa liegt, galanter verhalten als gegenüber einer, die im Sessel sitzt.”
Jesmond versuchte ernst zu bleiben. “Und? Ist es taktlos zu fragen, wie Ihre Erfahrungen sind?”
“Es wäre taktlos, nicht zu fragen”, erwiderte Georgie geziert. “Nach den letzten zehn Minuten zu urteilen, glaube ich sagen zu dürfen, auf einem Sofa zu liegen scheint Wunder zu wirken – man steigt in der Beliebtheitsskala. Ich glaube, ich sollte eine zweite Chaiselongue in Pomfret Hall aufstellen lassen – gegenüber der von Caro selbstverständlich.”
“Also, Georgie, du redest wirklich Unsinn”, platzte Caro entrüstet heraus. “Darf ich dich daran erinnern, dass die Chaiselongue extra für mich aufgestellt worden ist!”
“Da ich dich mit Fitz auf der Tanzfläche rumhopsen sah, dachte ich mir, ich könnte mich auch mal etwas ausruhen. Aber bevor du wieder ohnmächtig wirst, mache ich dir natürlich sofort Platz.” Während sie betont langsam aufstand, sah sie die Schwägerin prüfend an. “Wirklich, Caro, du siehst gar nicht gut aus. Tanzen bekommt dir nicht. Leg dich ganz ruhig hin. Soll Mr Fitzroy oder ich dir Riechsalz holen?”
Bevor Caro antworten konnte, hatte Jesmond schon Georgies Arm genommen. Mit den Worten: “Die Musik hat begonnen, Mrs Georgie. Sie hatten mir den nächsten Tanz versprochen”, zog er sie mit sich. Erst als sie außer Hörweite der wütenden Caro und einiger amüsierter Beobachter waren, drehte Jesmond sich gereizt um. “Was fällt Ihnen denn ein? Ihre arme Schwägerin so zu ärgern! Nur weil Sie nicht so zart und zerbrechlich sind, müssen Sie sich nicht ständig wie eine freche Göre benehmen. ‘Rumhopsen mit Fitz’, das geht nun wirklich zu weit!”
Georgie versuchte sich aus seinem Griff zu lösen. Sie wusste, dass sie zu weit gegangen war. Aber Fitz … war der etwa ihr moralischer Richter? Und Caro … zerbrechlich? Ein Witz! Waren denn alle Männer blind? Merkte denn keiner, dass Caro mit dieser Chaiselongue-Masche nur auf sich aufmerksam machen wollte? “Was hat Sie mehr in Rage gebracht? Rumhopsen oder Fitz? Gut, für den Fitz entschuldige ich mich. So hätte ich Sie nicht in der Öffentlichkeit nennen sollen. Aber sonst nehme ich nichts zurück! Und außerdem – die Musik hat längst begonnen. Wollen Sie mich etwa weiter vor allen maßregeln?”
Seine Gefühle, als er sie auf dem Sofa liegen sah, konnte er ihr schlecht erklären. Der Schalk hatte in ihren Augen geblitzt, ihn so sehr erregt, dass er sie am liebsten auf der Stelle in die Arme gerissen hätte. Aus purer Verlegenheit, dass er sich so wenig in der Gewalt hatte, hatte er sie tadeln müssen. “Ich wollte Sie von dort wegbringen, bevor Sie etwas sagen, was Sie später bereuen könnten. Der Tanz war nur eine passende Ablenkung.”
“Für wen? Für mich oder für Caro?”, fragte sie zornig, während sie Hand in Hand auf den Tanzboden gingen.
“Für uns alle – aber ganz besonders für Sie, Mrs Georgie”, sagte er liebevoll und brachte Georgie damit fast zum Weinen. Mit seinem Zorn konnte sie umgehen – aber mit seiner Freundlichkeit? Betreten sah sie zu Boden.
“Oh, Fitz”, flüsterte sie. “Freundlichkeit kann ich nicht ertragen.”
Das klang so verzweifelt, dass nun Jesmond fast die Fassung verlor. Was hatte er getan? Tränen glänzten in ihren grünen Augen, ihre Fröhlichkeit war dahin. Plötzlich glaubte Jesmond den Grund zu kennen. Hatte sie etwa jahrelang hinter Caro die zweite Geige gespielt? Stammte daher das Verlangen, sich nicht unterkriegen zu lassen? Auf einmal hatte er nur noch den Wunsch, sie zu trösten. Er wollte, dass sie ihn wieder anstrahlte und nicht mit diesem verloren klagenden Gesichtsausdruck ansah.
Sie tanzten schweigend bis zum Ende, dann, als die Musik verstummte, beugte er sich über ihre Hand und küsste sie. Einen Moment lang glaubte er, Georgie lasse ihn stehen. Sie zog ihre Hand zurück, als habe der Kuss ihr einen Stich versetzt. “Nicht doch”, sagte er leise, während er wieder ihre Hand nahm. Aus
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