Sie sind mein Glücksstern, Georgina (German Edition)
Wolfe – einem Freund des Duke of Clarence – aufgekündigt hat und aufs Land gezogen ist”, befahl er seinem Sekretär. “Sie sollen sich zwar freundschaftlich getrennt haben, aber vielleicht steckt doch mehr dahinter.”
“Verzeihen Sie, Mylord, es wäre der Sache sicher dienlich, zu erfahren, weshalb Mr Fitzroy überwacht werden soll.”
Lord Sidmouth seufzte. “Höchst vertraulich, Beauchamp. Fitzroy ist der letzte, aber illegitime Nachfahre von Frederick, dem Vater des verstorbenen Königs George III. Die Geliebte des Prinzen war eine Dame aus guter Familie, die den königlichen Bastard aufgenommen und zum Gentleman erzogen hat. Da man jedoch stets damit rechnen muss, dass dieser Personenkreis Schwierigkeiten machen könnte – dem Königshaus sowie der Regierung –, wird er überwacht. Jegliche Veränderung von Gewohnheiten oder Lebensumständen könnte ein Hinweis sein. Ich muss also nicht betonen, dass unsere Bemühungen geheim bleiben. Ein Punkt noch: Fitzroy hat einen Sekretär namens James Kite, ein Schlitzohr.”
Mr Courtney Beauchamp kannte nicht nur James Kite, sondern hatte zufällig auch einen Bekannten in Nottinghamshire, der ihm eine Gefälligkeit schuldete. Außerdem wollte er noch einen ehemaligen Polizisten nach Netherton schicken.
“Handeln Sie nach Gutdünken”, sagte Sidmouth abschließend. “Fitzroy weiß um seine königliche Herkunft, hat aber noch nie versucht, Nutzen daraus zu ziehen. Politisch gesehen wäre es derzeit auch sehr ungünstig. Die Abneigung gegen den König hat in allen Bevölkerungsschichten eine sehr gefährliche Stimmung erzeugt. Wir würden den Radikalen nur wieder Stoff zur Hetzerei bieten. Ich wiederhole: Königliche Bastarde können manchmal eine nicht zu unterschätzende Bedeutung bekommen. Vielleicht ist die Sache aber auch ganz harmlos. Finden Sie es heraus.” Mit einer Handbewegung entließ er Beauchamp, der seinem Vorgesetzten versicherte, dass er die Angelegenheit mit äußerster Diskretion behandeln würde, und sich mit Bücklingen entfernte.
Während man in Whitehall so über Jesmond verhandelte, bereitete sich dieser arglos auf den Ball in der Assembly Hall von Netherton vor. Voller Bewunderung schaute er auf die von Kite kunstvoll gebundene Krawatte. “Gibt es etwas, das Sie nicht können, Kite?”
“Ich versuche nur zu helfen, Sir. Kann ich noch etwas für Sie tun?”
“Ich möchte, dass Sie unverzüglich mit den Nachforschungen über diesen Bankier Bowlby beginnen. Ich will alles über ihn wissen – insbesondere über seine Finanzen, wie viele Güter er aufgekauft hat, seit er die Bank nach dem Tod seines Vaters übernommen hat? Das interessante Dokument, das Sie noch gefunden haben, schaue ich mir morgen an.”
“Es liegt auf Ihrem Tisch in der Bibliothek, Sir. Ich müsste wohl nach London fahren, um Erkundigungen über den Bankier einzuziehen.”
“Tun Sie, was Sie für nötig halten. Und wenn Sie jetzt meinen, meine Garderobe könnte den prüfenden Blicken der Nethertoner Gesellschaft standhalten, dann rufen Sie mir die Kutsche.”
Etwas verwundert dachte Kite bei sich, dass Fitzroy selten so viel Sorgfalt auf sein Äußeres gelegt hatte. Gab es da vielleicht eine Frau? Wenn ja, dann war das möglicherweise kein Fehler.
Jesmond war mittlerweile zwischen zwei Frauen hin und her gerissen. Sein Verstand riet ihm, sich auf die charmante, untadelige Caro Pomfret zu konzentrieren, die keinen Mann kompromittieren würde – weder öffentlich noch privat. Andererseits … Mrs Georgie Herron war die Frau, nach der er sich sehnte. Wenn er ehrlich war, hatte er mit seiner Verärgerung, als er sie in den ärmlichen Jungenkleidern sah, nur die Tatsache kaschieren wollen, dass sie ihn an seine Jugend erinnerte, an eine Zeit, als er nach jeder hübschen Frau verlangte. Nein, er wollte Georgie Herron nicht heiraten. Sie war nicht die Sorte Frau, die er jemals bewundert hatte. Er wollte keine Frau begehren, die für einen Mann auf dem Weg nach oben so unpassend war. Der Gedanke an die illegitime Herkunft seiner Familie begleitete ihn ständig. Seit man ihn darüber aufgeklärt hatte, war es stets sein Ziel gewesen, aus sich selbst heraus etwas zu werden. Einst hatte er sogar daran gedacht, seinen Namen zu ändern, aber das roch nach Betrug und erschien ihm feige. Fitzroy hieß er und Fitzroy wollte er bleiben.
Seine Ankunft vor den Gesellschaftsräumen beendete diese Gedankengänge, die ihn zu dem Entschluss hatten kommen lassen, Caro Pomfret
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