Sie sind mein Glücksstern, Georgina (German Edition)
die Hintergründe nicht im Dunkeln lassen.”
Beauchamp lächelte – ein böses Lächeln. “Er ist kein Krimineller, mehr brauchen Sie nicht zu wissen. Ihre Aufgabe ist es, ihn diskret zu beobachten und uns zu informieren.”
“Verdammt!”, schimpfte Sir Garth. “Ich kann Ihnen genau sagen, was er in diesem Moment macht: bezaubert die Frauen der Umgebung, schmeichelt dem Bankier Bowlby und renoviert Jesmond House.”
“Ausgezeichnet! Machen Sie weiter so! Nur eins noch: Es ist nicht von Interesse, was er derzeit tut, sondern was er in Zukunft tun könnte. Berichten Sie uns, wenn er sich irgendwie seltsam oder verdächtig verhält.”
“Und wenn ich mich weigere, bei diesem Unsinn mitzumachen?”
“Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie und ein Mitglied der königlichen Familie sich vor einem Jahr danebenbenommen haben, dass wir Sie vor dem Gefängnis und Schlimmerem bewahrt haben? Wir wollten keinen Skandal. Wenn Sie sich weigern, mit uns zusammenzuarbeiten, kann ich in Zukunft nicht mehr für Ihre Sicherheit garantieren.”
“Und wenn ich einer radikalen Zeitung von dieser Erpressung berichte …?”
“Nicht sehr klug. Das wäre bestimmt nicht gut für Ihre Sicherheit.”
Sir Garth verzog das Gesicht, wollte etwas sagen und schwieg dann doch.
Mr Beauchamp hatte ihn genau beobachtet, lehnte sich über den Schreibtisch und sagte vertraulich leise: “Ach, nun stellen Sie sich nicht so an. Wir verlangen doch nicht viel. Und denken Sie an die Summe, die wir dann vergessen.”
“Ich habe ja wohl keine andere Wahl.”
“Ausgezeichnet! Der Schreiber wird Ihnen eine Anschrift geben, an die Sie Ihre Briefe schicken. Schließlich können Sie ja nicht ans Innenministerium schreiben. Sie werden die Entscheidung nicht bereuen. Guten Tag.”
Mit sehr gemischten Gefühlen verließ Sir Garth Whitehall. Fitzroy würde bestimmt nicht glücklich sein, wenn er herausfinden würde, dass er im Auftrage des Innenministeriums beschattet wurde.
Beauchamp fand, dass es nicht schaden könnte, einen weiteren Spitzel in der Gegend zu stationieren, der beide, Sir Garth und Fitzroy, überwachen sollte. Und so beschattete schließlich jeder jeden.
Nachdem Jesmond Caro und ihre Familie verabschiedet hatte, aß er mit Kite zu Abend, und danach zogen sich die beiden in den Salon zurück, da die Bibliothek bereits renoviert wurde. Jesmond schenkte jedem ein Glas Portwein ein, und Kite berichtete kurz und informativ über das, was er in London erfahren hatte.
“Nichts Besonderes über den Bankier. Ein paar Gerüchte, denen man nachgehen muss. Es soll da eine Verbindung zwischen Bowlby und Geldverleihern geben. Ein Freund von mir kümmert sich darum. Wir brauchen solide Beweise, wenn wir gegen ihn vorgehen wollen. Bei der anderen Angelegenheit – Mrs Herron – war ich erfolgreicher. Charles Herron war Professor in Oxford. Mit fünfzig hat er eine größere Erbschaft gemacht, die Universität verlassen und geheiratet. Er war bekannt als Freidenker und wie Thomas Day, den er in seiner Jugend gut kannte, hat auch er seine junge Frau ausgebildet, wohlgemerkt nach der Hochzeit. Wie Day war Herron der Ansicht, dass bei gleicher Bildung Frauen ebenso intelligent wie Männer sind. Die Pomfrets waren entfernte Verwandte, und bei einem Besuch in Netherton lernte er Miss Georgina Pomfret kennen. Die damals Siebzehnjährige schien ihm die Richtige für seinen Versuch, und so hielt er um ihre Hand an.” Kite stockte einen Moment und fragte etwas scheinheilig: “Interessiert Sie das alles, Sir?”
“Natürlich”, versicherte Jesmond lachend. “Fahren Sie fort.”
“Nun gut. Ihr Vater willigte begeistert ein. Die Pomfrets waren finanziell am Ende und Herron war reich, da störte es nicht, dass er bereits ein alter Mann war. Nach der Heirat begann er seine Frau zu unterrichten, widmete sich ausschließlich dieser Tätigkeit, wie Freunde berichten, aber leider verstarb er nach einigen Jahren und ließ Mrs Herron als reiche, sehr gebildete Witwe zurück.”
Das also erklärte die Widersprüche in Georgies Persönlichkeit. Man hatte sie mit einem klugen alten Mann verheiratet und der hatte sie zu einer Freidenkerin erzogen. Ob er sie auch geliebt hatte? Oder sie ihn? War sie für den Mann nur ein Experiment gewesen? Trauerte sie um ihn? Bestimmt war er mehr ein väterlicher Freund und Lehrer gewesen als ein Ehemann. Viele Fragen blieben offen.
“Sie haben gute Arbeit geleistet, Kite”, lobte Jesmond. “Mrs Herrons Vergangenheit zu
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