Sie sind mein Glücksstern, Georgina (German Edition)
Gelage legte er zu Fuß zurück.
Am Freitagabend ließ sich auch Jesmond in den Räumlichkeiten sehen. Sir Garth verlor, wenn auch nicht hoch, trank aber auch nicht übermäßig viel. Möglicherweise begann ihm der wachsende Schuldenberg Sorgen zu machen. Schließlich stand er auf und rief: “Heute Abend ist der Teufel im Spiel!”, leerte sein Glas und ging. Jesmond, der bis dahin so getan hatte, als sei er in die Morning Post vertieft, ließ noch etwas Zeit verstreichen, dann folgte er seinem Opfer unauffällig.
Den abnehmenden Mond verdeckten hin und wieder vorüberziehende Wolken, und Jesmond hatte Sir Garth schnell eingeholt, der langsam und bedrückt vor ihm herging. Ein Bild der Hoffnungslosigkeit, dachte Jesmond, während er darauf achtete, dass der Abstand nicht zu klein wurde. Er folgte seiner Beute, bis am Stadtrand von der Straße ein Fußpfad abzweigte, der in die Felder führte.
Das war die günstigste Stelle. Lautlos rannte Jesmond los, packte Sir Garth von hinten, hielt ihm die Kehle zu und zog ihn mit sich über den Fußpfad. Erst als sie außer Sicht- und Rufweite zur Straße waren, ließ er ihn los. Sir Garth rang nach Luft. Im Halbdunkel hatte er seinen Angreifer nicht erkennen können. Ängstlich zog er seinen Geldbeutel aus der Tasche und warf ihn Jesmond vor die Füße. “Hier, das ist alles, was ich habe. Lassen Sie mich gehen!”, krächzte er.
Jesmond packte Sir Garth beim Krawattentuch und zog ihn zu sich heran, bis sie sich Auge in Auge gegenüberstanden. “Ich will kein Geld, Manning! Ich will Informationen!”
“Verdammt, Fitzroy! Was fällt Ihnen denn ein? Lassen Sie mich sofort los! Sonst mache ich Meldung bei den Konstablern …”
“Ach, Manning! Sie werden Ihren Mund halten! Ich weiß viel zu viel von Ihnen.” Jesmond zog Garth an der Krawatte hoch, bis dieser röchelnd eben noch mit den Zehenspitzen den Boden berührte, dann ließ er ihn los.
“Herrje, Fitzroy! Sind Sie verrückt?”, schimpfte Garth, als er endlich wieder Luft bekam. “Oder betrunken?”
“Eher außergewöhnlich nüchtern. Ich lasse Sie laufen, wenn Sie mir ein paar Dinge erklären. Fangen wir zum Beispiel mit dem Brief über Mrs Herron und mich an. Von wem kam er?”
Sir Garth schluckte. “Was für ein Brief?”
“Halten Sie mich nicht zum Narren, Manning. Ich kenne den Brief”, log Jesmond. “Ich will es nur noch einmal aus Ihrem Munde hören. Wenn nicht, dann …” Er ergriff Manning wieder an der Krawatte und begann ihn zu würgen.
Vergeblich versuchte Garth, sich aus Jesmonds festem Griff zu befreien. “Beauchamp!”, krächzte er schließlich.
Jesmond ließ ihn sofort los und trat einen Schritt zurück. “Beauchamp? Warum?” Seine Stimme war messerscharf. “Woher weiß er, was ich in Netherton tue?”
“Courtney Beauchamp! Vom Innenministerium! Sagte, es sei eine Staatsaffäre!”
“Wie bitte? Was Mrs Herron und ich tun … eine Staatsaffäre? Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Weiter – oder ich drücke Ihnen wieder die Kehle zu.”
Sir Garth griff sich unwillkürlich an den Hals. “Nein … ja”, stammelte er. “Ich erzähl Ihnen ja, was ich weiß. Vor einiger Zeit musste ich zu ihm kommen … ich schulde ihm nämlich noch etwas. Er drohte, mich zu ruinieren, wenn ich Sie nicht beobachten und ihm Bericht erstatten würde. Dann kam eines Tages ein Brief, in dem er seine Drohung, mich zu ruinieren, wiederholte, da ich nichts von Ihrer Affäre mit Georgie geschrieben hatte. Wie sollte ich, wenn ich nichts davon wusste? Er hatte genaue Einzelheiten von den Vorgängen im Park und schrieb, ich erfülle meine Pflicht gegenüber meinem Land nicht.”
“Das hat er gesagt?”
“Ja! Beauchamp und Lord Sidmouth haben noch einen Mann hier, der Sie beschattet. Um Himmels willen, Fitzroy, was haben Sie vor? Die scheinen anzunehmen, Sie wollten die Regierung stürzen. Oje, mein Hals”, endete er theatralisch.
Jesmond war sich sicher, dass der Dummkopf die Wahrheit sagte. “Das ist alles?”
“Ja, Gott sei mein Zeuge! Sind denn alle verrückt? Sie auch, Fitzroy?”
“Nein”, sagte Jesmond nachdenklich. Irgendwie dämmerte es ihm. Der Regierung schien seine Abstammung Sorge zu machen. Nur das konnte der Grund für diese lächerliche Intrige sein. Er konnte sich gut vorstellen, was Beauchamp und Sidmouth befürchteten – also galt es, ihnen die Angst zu nehmen, und zwar so bald als möglich.
Sir Garth starrte Jesmond an, als sei er der Teufel in Person. Wer hätte denn
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