Sie sind mein Glücksstern, Georgina (German Edition)
Tür auf, die in Lord Sidmouths Zimmer führt, und ich lasse Sie sofort los. Sonst …” Jesmond zog drohend noch etwas fester an der Krawatte.
“Dafür wird man Sie hängen”, keuchte Beauchamp, als Jesmond seinen Griff etwas lockerte.
“Mausetot werden Sie nicht viel Freude an dem Spektakel haben. Also …”
“Das ist Nötigung … Sie werden es bereuen!”
“Wohl kaum! Und jetzt melden Sie mich an!”
Leise stöhnend strich sich Beauchamp über seine misshandelte Kehle und klopfte an Sidmouths Tür, wartete, bis er eintreten durfte. Jesmond folgte ihm auf den Fersen.
Lord Sidmouth, ein Mann mittleren Alters, einst für kurze Zeit Englands Premierminister, saß hinter seinem Schreibtisch und schaute unwillig auf. “Was gibt es, Beauchamp? Habe ich nicht gesagt, dass ich nicht gestört werden will?”
“Mr Fitzroy, Mylord! Er hat mich gezwungen. Ich habe gesagt, dass Sie keine Zeit für ihn hätten, aber er ist handgreiflich geworden. Ich verlange, dass man die Wache ruft und ihn arrestiert.”
Bevor Sidmouth antworten konnte, schaltete Jesmond sich ein. “Das wäre sehr unklug, Mylord! Es würde Ihrem Ruf schaden, wenn die Öffentlichkeit erführe, was ich Ihnen zu sagen habe. Schicken Sie den Duckmäuser hinaus, damit wir unter vier Augen sprechen können. Andernfalls werde ich der radikalen Presse einige höchst brisante Informationen zukommen lassen. Der Mob in London wäre bestimmt höchst erfreut darüber.” Er hielt einen Moment inne. “Sie wissen, wovon ich spreche, Mylord!”
Lord Sidmouth erhob sich und kam hinter seinem Schreibtisch hervor. Er musterte Jesmond so, wie dieser zuvor Beauchamp gemustert hatte. “Ich sehe, dass Sie es ernst meinen”, sagte er schließlich. “Mein Duckmäuser – wie Sie ihn betiteln – kann gehen.” Er blickte Beauchamp, der protestieren wollte, scharf an. “Absolutes Stillschweigen, Sir! Zu niemandem ein Wort über diesen Vorfall. Mich hat Mr Fitzroy nicht aufgesucht. Er war bei Ihnen, Beauchamp! Sie waren ihm bei einem belanglosen Anliegen behilflich. Haben Sie mich verstanden?”
Beauchamp nickte mürrisch und entfernte sich. Lord Sidmouth rührte sich nicht von der Stelle, bot Jesmond auch keinen Platz an. “Ich hoffe, Sie haben eine hinreichende Erklärung für Ihr arrogantes Auftreten. Andernfalls würde ich nicht zögern, Sie zu bestrafen.”
“Nachdem Sie mir zugehört haben, werden wir uns in Übereinstimmung trennen. Allerdings stelle ich einige Bedingungen. Nichts von dem, was ich zu sagen habe, darf diesen Raum verlassen. Sie werden Ihre Spitzel abziehen, Beauchamp eine Erklärung geben, die ihn zwar nicht befriedigen wird, der er aber nicht zuwiderzuhandeln wagt. Und Sie werden in Zukunft keine weiteren Maßnahmen gegen mich oder meine Familie einleiten, nachdem ich Ihnen gewisse Garantien übergeben habe.”
Lord Sidmouth verzog keine Miene. “Sie werden verstehen, dass ich auf Ihre Forderungen nicht eingehen kann, ohne zu wissen, worum es sich handelt. Ich kaufe keine Katze im Sack. Aber ich bin gespannt, was Sie Wichtiges zu sagen haben.”
“Sie wissen genau, worum es sich handelt, Mylord.” Jesmond zog das Schriftstück aus der Tasche, welches er bei den Unterlagen seiner Tante gefunden hatte, und reichte es Sidmouth. “Lesen Sie das!”, forderte Jesmond ihn auf, dann trat er ans Fenster, das den Blick auf die umliegenden Regierungsgebäude freigab. Unten stand eine kleine Gruppe Fahnen schwenkender Demonstranten, die “Lang lebe Königin Caroline” riefen.
Hinter ihm, in dem großen wunderschönen Raum, von dem aus Englands innere Angelegenheiten entschieden wurden, war es ungewöhnlich still. Jesmond drehte sich abrupt um. Sidmouth starrte ihn ungläubig an.
“Ja”, sagte Jesmond leise. “Was Sie immer befürchtet hatten: eine Heiratsurkunde, welche die private Trauungszeremonie zwischen Frederick, Prince of Wales, und Anne Jesmond bestätigt. Eine legitime Ehe, die noch vor der Verabschiedung des Gesetzes geschlossen wurde, nach welchem die Mitglieder des Königshauses nur mit Zustimmung des Königs heiraten dürfen. Da Anne Jesmond erst lange nach der Eheschließung von Frederick und Princess Augusta verstorben ist, sind George III. und seine Nachfahren illegitim, meine Linie ist folglich die legitime. Ist dies die Staatsaffäre, die Sie so beunruhigt hat, Mylord? Ließen Sie mich deshalb beobachten? Befürchteten Sie, dass mein unpopulärer Cousin George entmachtet werden könnte, wenn dieses Dokument – von
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