Sie sind mein Glücksstern, Georgina (German Edition)
überhaupt nicht. Sehr verwirrend.”
“Das Gleiche könnte ich von Ihnen behaupten”, konterte Jesmond. “Mrs Firth sagt, das Büfett wäre ausgezeichnet. Sollen wir uns bedienen, solange noch etwas da ist?”
“Gerne, Sir, wenn Sie mir Ihren Arm reichen wollen.”
Zwei Augenpaare verfolgten mit eifersüchtigen Blicken das fröhlich lachende Paar. Dr. Maynard Shaw und Sir Garth Manning hatten eins gemein: Sie waren von dem Wunsch beseelt, Georgie entweder zu ihrer Frau oder ihrer Geliebten zu machen und Jesmond Fitzroy zu verletzen, dem sie so offensichtlich ihre Gunst schenkte.
Jesmond hatte gerade seinen Teller gefüllt, als ihm Bankier Bowlby auf die Schulter tippte. “Nichts für ungut, Fitzroy. Interessant! Habe mich auch schon gefragt, woher Ihr Name kommt.” Sein Grinsen war so gehässig, dass Jesmond es bedauerte, nicht seinem natürlichen Trieb folgen zu können – wie Dr. Shaw sich ausgedrückt hatte – und ihm eine Maulschelle zu verpassen. “Es freut mich, dass Sie heute Abend etwas dazugelernt haben, Bowlby. Kommt selten vor bei solchen Anlässen.”
“Nicht wahr?” stimmte ihm Bowlby zu und kam seinem vermeintlichen Opfer so nahe, dass dieses beinahe schon durch den unangenehmen Mundgeruch seines Gegenübers überwältigt wurde. “Haben Sie darüber nachgedacht, worüber wir letzthin gesprochen haben, Fitzroy? Erwarte Ihre Entscheidung. Macht Kite etwa Schwierigkeiten? Soll ich Ihnen mal einen Rat geben, wie Sie mit dem Kerl umgehen?”
Den gefüllten Teller in der einen, ein Glas Weißwein in der andern Hand, mischte sich Georgie in das Gespräch. “Nichts für ungut, Mr Bowlby!” ahmte sie ihn mit seinen eigenen Worten nach. “Wenn Sie geschäftliche Dinge mit Mr Fitzroy besprechen wollen, erscheint mir die Bank doch der geeignete Ort. Mein Mann, Dr. Charles Herron, ein Cousin des Duke of Durness, sagte immer, es sei der Gipfel des schlechten Benehmens, Geldangelegenheiten in der Öffentlichkeit zu diskutieren. Ich finde, Sie sollten das wissen”, endete sie fröhlich, ganz so, als gäbe sie einen nützlichen und dringend benötigten Ratschlag.
Zum Glück entging dem Bankier Jesmonds feixendes Mienenspiel. Bowlby starrte Georgie an. Er hatte sie noch nie leiden können. Seiner Meinung nach hatte sie einen schlechten Einfluss auf Mrs Caroline Pomfret. Wäre Jesmond jetzt nicht dabei gewesen, hätte Bowlby Georgie einen deutlichen Rüffel erteilt. Doch er schluckte nur und meinte: “Damen verstehen nichts von Geschäften, nicht wahr, Mr Fitzroy? Ihre hübschen Köpfchen können so schwierige Angelegenheiten nicht nachvollziehen. Der Meinung war Ihr verstorbener Gatte sicher auch.”
Bedächtig nahm Georgie einen Schluck Wein. “Ganz im Gegenteil! Charles hat darauf bestanden, dass ich so schwierige Angelegenheiten verstehe.” Sie seufzte theatralisch. “Ach, manchmal fehlt mir Charles ganz besonders. Es bekümmert mich, dass sich heutzutage so viele Menschen danebenbenehmen. Charles’ Umgangsformen waren immer so perfekt.” Hätte sie eine freie Hand gehabt, hätte sie ihr Taschentuch herausgezogen und sich jedes Mal, wenn sie Charles’ Namen erwähnte, eine Träne aus den Augen gewischt. Es war offensichtlich, dass der Bankier verstanden, aber keine passende Antwort parat hatte. Er schaute sich verzweifelt um und entschuldigte sich schließlich damit, dass er sich um seine Frau kümmern müsse. “Aber sicher, Mr Bowlby, ich bemühe mich immer, Sie zu entschuldigen”, versetzte Georgie ihm noch einen letzten Hieb.
Jesmond beschäftigte sich derweil eingehend mit seinem Weinglas. Er erstickte fast vor unterdrücktem Lachen. “War das ernst, Mrs Georgie?”, fragte er, nachdem Bowlby außer Hörweite war. “Oder nur Ihre Art, diesen fetten heuchlerischen Dummkopf in die Schranken zu weisen?”
“Teils, teils”, erklärte sie, während Jesmond sie zu einer Bank im Garten führte. “Charles lehrte mich doppelte Buchführung und Bilanzen lesen. Er war durchaus kein weltfremder Wissenschaftler, er hat das Erbe seines Vater gemehrt und nicht, wie so viele, aufgezehrt.”
“Dann sind Sie also eine Madame Rothschild? Vielleicht sollte ich das nächste Mal, wenn ich Rat brauche, zu Ihnen kommen.”
“Das wird kaum nötig sein, Fitz. Ich habe Sie durchschaut. Sie müssen mir nicht antworten, aber ich glaube, Kite dient nur als Tarnung. Keine Angst, dem Bankier werde ich es nicht erzählen!”
Sie war noch gescheiter, als Jesmond vermutet hatte. Seine Bewunderung für
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