Sie sind mein Glücksstern, Georgina (German Edition)
sie wuchs und gleichzeitig damit die fast körperliche Pein, dass er sie nicht in die Arme nehmen konnte. Die Stimmung im mondhellen Garten, ihr betörendes Parfüm, das Leuchten ihrer grünen Augen trugen dazu bei, dass seine Erregung sehr qualvoll war. “Hexe!”, sagte er heiser. “Ich weiß nicht, wann ich Sie mehr begehre: wenn Sie Ihren Spott über die Narren ausgießen oder wenn Sie nur still neben mir im Mondlicht sitzen, Mrs Georgie. Führen Sie mich nicht in Versuchung, meinen natürlichen männlichen Trieben zu folgen!”
Georgie, die inzwischen ihren Teller und das Glas geleert hatte, lachte herzlich. “Oh, Fitz! Sie sind viel zu gescheit. Sie sind nicht das, was Sie vorgeben zu sein. An dieses Ammenmärchen über Ihre Vorfahren kann ich wirklich nicht glauben.”
Jesmond nahm ihre Hand und streichelte sie sanft – selbst diese Berührung war für ihn qualvoll. “Aber, aber, Mrs Georgie! Erwarten Sie nicht, dass ich Ihnen eine Antwort gebe – die kennen Sie doch schon.”
Georgie ging es nicht anders als ihm, auch sie musste sich beherrschen, ihn nicht zu umarmen. Sie zog ihre Hand zurück. “Eine ausweichende Antwort ist keine Antwort! Werden Sie bitte deutlicher, Sir!” imitierte sie ihren verstorbenen Mann.
Nun musste Jesmond lachen. “Oje, hätte mich das in Oxford oder Cambridge erwartet?”
“Oh ja! Charles war beharrlich. Seine Studenten fürchteten ihn.”
“Und seine junge Frau?” Indirekt ließ Jesmond sie so wissen, dass er über ihr Leben mit Charles Herron Bescheid wusste.
Sie wich seinem Blick nicht aus. “Das Fürchten lehrte er mich erst später. Am Anfang war alles wunderbar. Er eröffnete mir eine völlig neue Welt …”
“Und später?”
“Später? Nun, um es in Charles’ Worten auszudrücken: Nachdem ich mein Studium über die simplen Dinge des Lebens abgeschlossen hatte … führte er mich in die komplexeren Zusammenhänge des Lebens ein. Danach war ich keine Musterschülerin mehr.” Sie schwieg wieder.
“Und weshalb, Mrs Georgie? Sie scheinen ein ausgezeichnetes Verständnis der Zusammenhänge des Lebens zu besitzen.”
Georgie dachte einen Moment nach und entschied sich für die Wahrheit. “Die Zusammenhänge, in die Charles mich einweihen wollte, ließen sich mit meinen Moralvorstellungen nicht vereinbaren.”
“Aha …”, sagte Jesmond nachdenklich. “Wie Dr. Maynard Shaw wollte auch er Sie von der absurden Konvention befreien, die Männer und Frauen davon abhalten, ihren natürlichen Trieben zu folgen.”
“Genau! Es fällt mir schwer, darüber zu sprechen, Fitz. Ich war damals so glücklich, freute mich an allem, was mein Lehrer mir beigebracht hatte … ich konnte es einfach nicht.” Ihre Stimme war immer leiser geworden.
Schweigend saßen sie nebeneinander. Und obwohl Jesmond ihren Kummer fast körperlich spürte, wagte er nicht, seinen Arm tröstend um sie zu legen. “Sie wissen, dass ich Sie liebe, Mrs Georgie”, gestand er leise und zärtlich. “Niemals würde ich Sie um etwas bitten, was Ihre Moralvorstellungen verletzen würde.”
Er spürte, wie Georgie neben ihm zitterte, sah, dass ihr die Tränen in den Augen standen … glaubte schon seinen Herzenswunsch erfüllt, als Caro Pomfrets verdrießliche Stimme sie aufschreckte. “Georgie, hier hast du dich also versteckt! Hattest du nicht versprochen, nach dem Essen deine Freundschaft mit Dr. Shaw zu erneuern? Wir haben dich überall gesucht.”
“Überall”, bestätigte Garth Manning, der seiner Schwester gefolgt war.
Georgies Augen blitzten gefährlich. “Versteckt? Ich mich? Ich sitze hier mit Mr Fitzroy, und wir leeren in aller Öffentlichkeit ruhig unsere Teller. Wenn Dr. Shaw den Wunsch hat, mit mir zu sprechen, weshalb kommt er dann nicht selbst?”
“Ja, weshalb wohl nicht?” wiederholte Jesmond sarkastisch, aber mit einem liebenswürdigen Lächeln in Richtung Garth Manning, der ihn feindselig anstarrte.
“Komm mit in den Rosengarten, dort wartet Dr. Shaw auf dich.”
“Wie käme ich dazu, Garth? Ich habe absolut nicht den Wunsch, meine Bekanntschaft mit Dr. Shaw wieder aufzufrischen. Im Gegenteil, ich möchte ihm aus dem Weg gehen.”
“Ich wäre glücklich, Sie nach Hause fahren zu dürfen”, bot sich Jesmond sofort an.
“Ich danke Ihnen für das freundliche Angebot, Fitz. Aber erstens kam ich in meiner eigenen Kutsche … und zweitens habe ich nicht die Absicht, die Gesellschaft vorzeitig zu verlassen. Ich amüsiere mich außerordentlich und gedenke das
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