Sie sind mein Glücksstern, Georgina (German Edition)
ehrenhaften?”
“Na, na, meine Liebe”, tadelte er leise. “Sie wissen genau, dass ich Ihnen zuvor kein ehrenhaftes Angebot machen konnte. Aber nun, da meine Frau wie auch Ihr Mann das Zeitliche gesegnet haben, hoffe ich, dass Sie mein Angebot annehmen werden – dass Sie meine Partnerin in der Liebe werden. Die Hochzeit ist lediglich eine nichtssagende Zeremonie, die ich um Ihretwillen über mich ergehen ließe.”
Er widerte sie an. Georgie stand so abrupt auf, dass er nach hinten fiel. Einfältig sah er ihr nach, wie sie über die Terrasse ging und die Tür aufriss. “Es ist wohl besser, Sie gehen jetzt, Dr. Shaw. Meine Antwort ist die gleiche wie damals. Ich habe nicht den Wunsch, Ihre Partnerin zu sein und schon gar nicht bei dem, was Sie Liebe nennen.” Georgie langte nach der Glocke. “Forshaw wird Sie hinausbegleiten. Sie täten uns beiden einen Gefallen, wenn Sie diesen Vorfall gegenüber niemandem erwähnten. Versuchen Sie nicht, Ihren Antrag zu wiederholen – es wäre wenig ehrenhaft …”
“Ehre”, unterbrach Shaw sie hämisch. “Auch so ein altmodischer Begriff!”
“Aber einer, nach dem ich lebe!” Energisch läutete sie nach dem Butler.
Dr. Shaw wollte sich hastig aus seiner misslichen Stellung erheben, aber Alter und Mangel an Bewegung spielten ihm einen Streich. Wütend versuchte er, sich an der Holzbank hochzuziehen, doch selbst das wollte nicht gelingen.
“Madam haben geläutet?” erkundigte sich Forshaw mit Blick auf den unseligen Dr. Shaw.
“Ja, Forshaw. Dr. Shaw ist gestolpert, als er gehen wollte. Seien Sie so freundlich und helfen ihm hoch. Wenn nötig, rufen Sie einen Lakai und sehen Sie zu, dass Dr. Shaw sicher seine Kutsche erreicht.”
“Ich glaube, er kam zu Fuß, Madam”, erklärte der Butler ungerührt, obwohl er genau wusste – und es später auch der übrigen Dienerschaft erzählte –, wie Dr. Shaw in seine peinliche Lage gekommen war.
“Dann helfen Sie ihm zum Sofa und läuten nach meiner Kutsche.”
“Soll ich nach dem Arzt schicken, Madam?”
“Nein! Keinen Arzt!”, protestierte Dr. Shaw. “Helfen Sie mir hoch, Sie Dummkopf.”
“Sehr wohl, Sir!”
Es fiel dem Butler nicht schwer, den Mann hochzuziehen, und nachdem er sich versichert hatte, dass Dr. Shaw nur etwas wackelig auf den Beinen stand, geleitete er ihn zum Sofa. Schweigend versuchte man sich gegenseitig aus dem Blick zu gehen, bis gemeldet wurde, dass die Kutsche bereit stand. Noch als die Lakaien ihn wegführten, flüsterte Dr. Shaw Georgie wütend zu: “So schnell gebe ich mich nicht geschlagen. Sie werden noch von mir hören.”
“Bestimmt nicht!”, erwiderte Georgie gelassen.
Mit wütender Miene verfasste Courtney Beauchamp einen Brief, der Sir Garth Manning mit Eilpost zugestellt werden sollte. Den eitlen kleinen Mann schmerzten die Erniedrigung, die Jesmond Fitzgerald ihm heute Morgen beigebracht hatte, und Lord Sidmouths Demütigung, der nichts darüber verlauten ließ, weshalb die Fitzroy-Sache nicht weiter verfolgt werden sollte. Deshalb hatte Beauchamp beschlossen, Manning zwar wie befohlen von seiner Aufgabe zu entbinden, dem Schreiben aber einige nützliche Informationen über Fitzroys Person hinzuzufügen, die diesem in Zukunft das Leben in Netherton schwer machen würden. Beauchamp hielt es für höchst unwahrscheinlich, dass Lord Sidmouth diese kleine Bosheit zu Ohren kommen würde, die er als kleine Entschädigung für seinen verletzten Stolz betrachtete.
Am Morgen nach Dr. Shaws Antrag saß Georgie allein am Frühstückstisch. Ihre Gedanken kreisten in den letzten Tagen nur um eine einzige Person. Nie hätte sie sich vorstellen können, dass sie Fitz so sehr vermisste. Ihm, der geschäftlich in London war, blieb vermutlich wenig Zeit, von Georgie Herron zu träumen. Ungezählte Male fragte sie sich, ob Fitz sie wirklich liebte, ob sein Antrag ernst gemeint war und ob sie recht daran getan hatte, ihn zurückzuweisen. Vielleicht gibt es ja eine charmante Londoner Schönheit, die Fitz die Bewunderung schenkt, die ich ihm verweigert habe, stellte sich Georgie in ihrer lebhaften Fantasie vor. Doch zum Glück siegte ihr Realismus, den Jesmond so an ihr bewunderte: Wer sich so leicht von Londoner Reizen umgarnen ließ, war ihrer Liebe nicht wert.
Forshaw kam mit einem Tablett mit warmem Toast und frischem Kaffee. “Mr Kite brachte gerade diesen Brief, Madam. Mr Fitzroy ist wohl spät gestern Abend aus London zurückgekommen.” Umständlich legte er ihr den Brief
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