Sie und Allan
Zikalis, das an meinem Hals hing. Er starrte es an, wagte es jedoch nicht zu berühren. Dann stand er auf, hob seine gewaltige Axt, salutierte mit ihr vor dem Abbild und murmelte: »Makosi!« { * }
»Es ist die Große Medizin, die Medizin selbst«, sagte er, »die in dem Land bekannt ist seit den Tagen Senzangaconas, des Vaters des Zulu-Königshauses, und, wie man sagt, schon vorher.«
»Wie ist das möglich?« fragte ich, »wo dieses Abbild doch Zikali, den Öffner von Straßen, als alten Mann darstellt, und Senzangacona vor vielen Jahren gestorben ist?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete er, »aber es ist so. Höre! Es gab einen gewissen Mopo, oder Umbopo, wie manche ihn nannten, der Chakas Leibwächter war, und mein Ziehvater. Und der sagte mir, daß zweimal diese Medizin ...« – er deutete auf das Abbild – »Chaka gesandt wurde, und daß der Löwe jedesmal der Botschaft gehorchte, die mit ihm kam. Sie wurde dann ein drittes Mal gesandt, doch er gehorchte der Botschaft nicht und ... wo war Chaka?« Dabei fuhr Umslopogaas mit der Hand über seine Kehle.
»Mopo«, sagte ich. »Ja, ich habe die Geschichte von Mopo gehört, und auch, daß Chakas Leib schließlich sein Diener wurde, da Mopo ihn mit Hilfe der Prinzen Dingaan und Umhlangana tötete. Und ich habe gehört, daß dieser Mopo noch lebt, allerdings nicht im Zululand.«
»Wirklich, Macumazahn?« sagte Umslopogaas, nahm eine Prise Schnupftabak von einem Löffel und blickte mich über den Löffel hinweg aufmerksam an. »Du scheinst sehr viel zu wissen, Macumazahn; vielleicht zu viel für manche Leute.«
»Ja«, antwortete ich, »vielleicht weiß ich zu viel, und auf jeden Fall mehr, als ich wissen möchte. Zum Beispiel, Ziehson Mopos, und Sohn der ... – hieß die Frau nicht Baleka? – ich weiß nicht recht viel über dich.«
Umslopogaas starrte mich an, legte seine Hand auf die große Axt, erhob sich halb und setzte sich dann wieder.
»Ich denke, daß dieses ...« – ich berührte das Abbild Zikalis – »selbst die Klinge der Axt, die ›Witwenmacher‹ genannt wird, abwehren würde«, sagte ich und sah ihn abwartend an. Dann, als nichts geschah, fuhr ich fort: »Zum Beispiel glaube ich zu wissen – oder habe ich es geträumt? –, daß ein gewisser Häuptling, dessen Mutter, wie ich glaube, Baleka war – übrigens, war sie nicht eine von Chakas ›Schwestern‹? –, ein Komplott gegen jenen Sohn Pandas geschmiedet hatte, der jetzt auf dem Thron sitzt, und daß seine Pläne verraten wurden, so daß er sich in Lebensgefahr befindet.«
»Macumazahn«, sagte Umslopogaas heiser, »ich sage dir: wenn du nicht die Große Medizin an deiner Brust trügest, würde ich dich auf der Stelle töten und dich unter dem Boden dieser Hütte begraben, weil du ... – zu viel weißt.«
»Das wäre ein Fehler, Umslopogaas, einer der vielen, die du begangen hast. Doch da ich die Medizin trage, stellt diese Frage sich überhaupt nicht, stimmt's?«
Wieder antwortete er nicht, und ich fuhr fort: »Und was ist jetzt mit dieser Reise nach Norden? – Wenn ich sie tatsächlich unternehmen muß, würdest du mich begleiten?«
Umslopogaas erhob sich von seinem Hocker und kroch aus der Türöffnung der Hütte, offensichtlich, um etwas zu kontrollieren. Kurz darauf war er wieder da und erklärte, daß die Nacht klar sei, obwohl am Horizont Gewitterwolken aufzögen, was ich als eine Zulumetapher verstand, mit der er mir sagen wollte, daß es jetzt sicher sei, zu reden, aus der Ferne jedoch Gefahr drohe.
»Macumazahn«, sagte er, »wir sprechen unter der Decke des Öffners von Straßen, die auf deinem Herzen ruht, und dessen Zeichen du mir bringst, so wie er es mir hat ankündigen lassen, nicht wahr?«
»Ich denke schon«, antwortete ich. »Auf jeden Fall sprechen wir von Mann zu Mann, und bisher ist die Ehre Macumazahns im Zululand noch nie in Zweifel gezogen worden. Wenn du also etwas zu sagen hast, Häuptling Umslopogaas, so sage es jetzt, denn ich bin müde und möchte essen und schlafen.«
»Gut, Macumazahn. Ich habe dies zu sagen: ich, der ich der Sohn eines bin, der größer ist als er, habe den Plan gefaßt, den Thron von Zululand dem zu nehmen, der jetzt auf ihm sitzt. Es ist wahr, denn ich war meiner Tatenlosigkeit als ein kleiner Häuptling müde geworden. Und ich hätte Erfolg haben sollen, mit der Hilfe Zikalis, der das Haus Senzangaconas haßt, obwohl er mich, der vom Blut dieses Hauses ist, nicht haßt, weil ich von jeher gegen dieses Haus gekämpft
Weitere Kostenlose Bücher