Sie und Allan
trecken, um Elefanten zu schießen. Er antwortete, daß Elefanten ein sehr langes Leben hätten und sicher nicht sterben würden, während ich den König besuchte.
Dann folgte ein Palaver, das sehr hitzig wurde und damit endete, daß mir gesagt wurde, ich habe vor dem König zu erscheinen, und wenn man mich mit Gewalt zu ihm bringen müßte.
Ich saß schweigend da und fragte mich, was ich sagen oder tun sollte; dabei beugte ich mich vor, um mir ein Stück Glut aus dem Feuer zu holen, mit dem ich meine Pfeife anzünden wollte. Mein Hemd war nicht zugeknöpft, und diese zufällige Bewegung brachte es mit sich, daß das Abbild von Zikali, das an meinem Hals hing, aus dem Hemdausschnitt hervorpendelte. Der Induna sah es, und seine Augen wurden groß vor Angst.
»Verberge das!« flüsterte er. »Verberge das, damit es mich nicht verhext. Ich fühle bereits, daß ich verhext bin.«
»Das wird dir mit Sicherheit geschehen«, sagte ich und gähnte erneut, »wenn du darauf bestehen solltest, daß ich eine Woche beschwerlicher Reise auf mich nehmen müsse, nur um den König der Schwarzen aufzusuchen, oder mich auf eine andere Weise jetzt oder später belästigst.« Ich nahm den Talisman in die Hand und blickte ihm ernst in die Augen.
»Vielleicht, Macumazahn, ist es doch nicht nötig, daß du vor dem König erscheinst«, sagte er mit unsicherer Stimme. »Ich werde gehen und ihm berichten, daß du nichts von diesem Übeltäter weißt.«
Und nun hatte er es so eilig zu verschwinden, daß er sich nicht einmal die Zeit nahm, sich zu verabschieden. Am folgenden Morgen zog auch ich weiter, bis die Grenze von Zululand hinter mir lag.
Wenig später und ohne jeden Zwischenfall – denn das Wetter, das so feucht gewesen war, wurde jetzt wunderbar und trocken – erreichten wir den großen Tafelberg, den ich erwähnte, nach einem Treck über hochgelegenes, nur mit wenigen Bäumen bestandenes Veld, das dem Wagen kaum Schwierigkeiten bot. Dieser Berg ist den Eingeborenen, die dort leben, mit einem langen Namen bekannt, das übersetzt ›Hütte-mit-dem-flachen-Dach‹ heißt. Er wird von einem dichten Wald umgeben, denn die Vegetation ist wunderbar dort, wohl wegen des Wassers, das von den Hängen des Berges herabrinnt. Nachdem wir uns unseren Weg durch diesen Wald gebahnt hatten, der reich an Wild war, gelangten wir zum Fuß des Berges und schlugen unterhalb seiner Ostflanke das Lager auf. Dies war fünf Tage vor der Vollmondnacht, in der ich mich mit Umslopogaas treffen wollte.
Daß er diese Verabredung einhalten würde, glaubte ich nicht im geringsten, einmal, weil ich es für sehr wahrscheinlich hielt, daß er es sich anders überlegt, und zweitens, weil ich durchaus damit rechnete, daß er gegen seinen Willen einen Besuch beim König zu machen hatte, so wie ich es beinahe hätte tun müssen. Mir war absolut klar, daß er bis über beide Ohren in irgendeinem Komplott gegen Cetywayo steckte, bei dem er der Partner des alten Zwergs Zikali war – oder besser gesagt: dessen Werkzeug –, und auch, daß dieses Komplott verraten worden war, mit dem Resultat, daß jetzt nach ihm ›gefahndet‹ wurde und er nur eine sehr geringe Chance hatte, unangefochten durch Zululand zu kommen. All das in Rechnung stellend war ich so gut wie sicher, daß ich sein finsteres Gesicht zum letzten Mal gesehen hatte.
Um die Wahrheit zu sagen: ich war froh darüber. Obwohl die Idee mich anfangs gereizt hatte, war ich nicht mehr wild darauf, monatelang durch unbekanntes Land zu ziehen, um nach einem Menschen zu suchen, der wahrscheinlich nur in der Phantasie einiger Geisterseher existierte. Ich war in diese Sache mehr oder weniger hineingezogen worden, und wenn Umslopogaas nicht erschien, war ich meiner Verpflichtung ledig und würde in aller Ruhe nach Natal zurückkehren. Vorher allerdings wollte ich ein wenig jagen, da ich entdeckt hatte, daß eine große Herde Elefanten in diesem Wald lebte. Ich hatte sogar vor, es sofort zu tun, unterließ es dann jedoch, als Hans mich darauf hinwies, daß es schwierig sein würde, das Elfenbein zu transportieren, wenn wir nach Norden gingen, besonders, falls wir gezwungen sein sollten, den Wagen zurückzulassen, und ich war ein zu erfahrener Jäger, um die großen Tiere allein zum Spaß abzuknallen.
Also ruhte ich mich ein wenig aus, ließ die Ochsen tagsüber in dem Gras weiden, das üppig an den unteren Hängen des gewaltigen Berges wuchs, an dessen Fuß wir am Ufer eines Baches unser Lager aufgeschlagen
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