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Sie und Er Botschaften aus parallelen Universen

Sie und Er Botschaften aus parallelen Universen

Titel: Sie und Er Botschaften aus parallelen Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen von der Lippe
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sprichwörtlich wie seine Bereitschaft, sich Tag und Nacht in den Dienst der Firma zu stellen. Aber auch die Familie war ihm heilig.« Jeder In-sider weiß ohnehin, was Sache war, und für die Angehörigen ist es besser, wenn sie es nicht wissen. Also gibt man der eben gehörten Formulierung den Vorzug vor dieser:
    »Er ging jeder Frau im Betrieb an die Wä-
    sche, und so wie der mit Geschäftspartnern im Puff rumgewütet hat, ist für seine Frau 105
    bestimmt nicht viel übriggeblieben.«
    Vor einem ähnlichen Problem steht jeder Arbeitgeber, wenn es darum geht, einem scheidenden Mitarbeiter ein Zeugnis auszu-stellen. Auf der einen Seite soll er die Wahrheit sagen, d. h. künftigen Chefs eine Vorstellung davon vermitteln, was sie er-wartet, andererseits soll, sagt der Gesetzgeber, das Zeugnis von Wohlwollen dem
    Scheidenden gegenüber getragen sein und sein weiteres Fortkommen nicht erschweren.
    Die Formulierung: Er bemühte sich, die ihm übertragenen Aufgaben zu unserer Zufriedenheit zu erfüllen, bedeutet nichts anderes als: Er ist zu blöd, um aus dem Fenster zu gucken.
    Diese bewusste Metasprache, mit der das eigentlich Gemeinte kostümiert wird und die es sorgfältig zu unterscheiden gilt von der unbewussten Metasprache, von der noch ge-sondert zu sprechen sein wird, gibt es auch beim Smalltalk. Dort ist sie allerdings schwerer zu enttarnen. Der Formulierung
    »Schön, dich mal wieder zu treffen« wird immer eine Ambiguität oder auch Polyse-mie, wenn Sie es lieber griechisch mögen, anhaften. Sie kann bedeuten: »Schön, dich mal wieder zu treffen, hab schon gedacht, dich hat’s vom Schlitten gehauen, so
    schlecht, wie du immer aussahst«, oder auch: »Es war sowieso schon ein Scheißtag heute, aber dass du Sackgesicht mir auch noch über den Weg rennen musst, pisst mich echt an.«
    Genau dasselbe gilt natürlich auch für Büh-ne und Fernsehen. Schon viele tausend Male 106
    haben Sie Ihren Moderator sagen hören:
    »Einen wunderschönen guten Abend, meine sehr verehrten Damen und Herren, ich kann Ihnen nicht sagen, wie ich mich freue, heute Abend in dieser wundervollen Stadt zu Gast sein zu dürfen.« Wir wollen dem Guten nichts unterstellen, aber er könnte damit auch gemeint haben: »Tach, ihr Pfeifen, ich könnte mir zwar was Besseres vorstellen, als einen Tag meines Lebens in diesem ver-schnarchten Kaff zu verplempern, aber erstens gibt es eine Mörderkohle und zweitens hat meine Freundin sowieso ihre Tage.«
    »Wir haben großartige Künstler eingeladen«, fährt unser Freund von der volkstüm-lichen Musikfront fort und meint möglicherweise: »Weil der Redakteur der Sendung die Promotiontante von der Plattenfir-ma bumst, hat sie ihm ein paar Zombies aufs Auge gedrückt, die nicht mal fürs Dschun-gelcamp ein Thema wären.«
    »Begrüßen Sie nun besonders herzlich meine zauberhafte Kollegin!« (Und jetzt kommt die dümmste Kuh unter der Sonne.)
    »Ich frage Sie: Sieht sie nicht hinreißend aus in diesem Kleid?« (Ich frage Sie: Wenn eine Frau schon einen Pferdearsch hat, muss sie dann auch noch am Stoff sparen?)
    Wenn Sie in Zukunft unter diesem Aspekt fernsehen, werden Sie eine Menge mehr Spaß haben! Und brechen Sie nicht den Stab über diese Menschen, die auch nur versuchen, irgendwie über die Runden zu kommen, denn der nächste Satz Ihrer Frau könn-te lauten: »Bin ich die einzige Frau in deinem Leben?«
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INTERVIEW
    Du entdeckst im Computer deines Mannes (deiner Frau) einen Liebesbrief – an einen anderen Mann (an eine andere Frau). Wie reagierst du?

SIE
    Ich finde digitale Liebesbriefe stillos und würde ihm raten, den nächsten mit der Hand zu schreiben.

ER
    Ich würde das ganze Ding erstmal stilistisch auf Vordermann bringen, es wieder auf die alte Rechtschreibung trimmen und ihr das korrigierte Exemplar in die Mailbox legen.

    Du bekommst ein Riesenbudget, um einen Pornofilm zu produzieren. Wie sieht der aus?

SIE
    Mein Film hieße »Sun fucks Moon« und zu sehen wären die schönsten Sonnen- und Mondfinsternisse der letzten Jahrzehnte, untermalt von der Ode an die Freude.

ER
    Es wird eine Quizshow für RTL, moderiert von Günther Jauch. Jede Szene ist ein Paa-rungsakt zwischen schönen Menschen aus aller Herren Länder, die der bizarren Paarung einer obskuren Tierart nachempfunden ist. Die prominenten Kandidaten aus Kirche, 108
    Hochfeuilleton und Politik müssen nach dem Multiple-Choice-Verfahren erraten, um welche Tiere es sich handelt, was wir dann auch immer als Film aufgelöst

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