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Sie und Er

Sie und Er

Titel: Sie und Er Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea de Carlo
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sei, dass ich ihm so schlecht den Schwanz lutsche, dass ihm für immer die Lust vergangen sei, dass dieser Wurm von meinem Bruder ihn als Geschäftsmann und als Mann desavouiert, dass er an Weihnachten in Pavia bei meiner Familie jeweils Höllenqualen leidet!«
    »Einfach so?«, sagt Clare ungläubig, obwohl sie diese Geschichte schon einmal gehört hat. »Aus heiterem Himmel?«
    »Total«, sagt Maria, ihre Hand auf Silvias Hand gelegt.
    Und Silvia: »Bis zu dem Morgen war er ganz Liebling hier, Liebling da, Bussi Bussi, Schnucki Schnucki, ein schnurrender Schmusekater. Dann plötzlich kommt er mit diesem ganzen Zeug daher, etwa, dass meine Vorderzähne scheußlich seien! Dass er den Geruch meiner Haut nicht erträgt!«
    »Na gut, aber hattest du nicht gemerkt, dass etwas nicht stimmt?«, wirft Margaret ein; an ihrem ängstlichen Ausdruck wird ziemlich deutlich, dass sie an ihren Mailänder Ingenieur denkt.
    »Genau«, sagt Roxanne. »Wieso hattest du es nicht von allein kapiert?«
    »Man passt sich eben an, ich weiß es nicht«, seufzt Silvia. »Es ist ein allmählicher Prozess. Die Schwelle wird nach und nach immer niedriger.«
    »Du merkst es nicht einmal«, sagt Maria. »Es kommt dir normal vor.«
    »Normal, wie?«, sagt Margaret. »Kann es sein, dass du nicht irgendwann in den Spiegel schaust und dich fragst: Was mache ich da eigentlich, mit wem lebe ich?«
    »Da ist so viel, was dich verbindet«, sagt Silvia.
    »Was denn?«, fragt Clare. »Was kann dich dazu bringen, bei einem zu bleiben, der sich vor dir ekelt?«
    »Er hatte ja noch nicht gesagt, dass er sich ekelt.« Maria nimmt Silvia immer in Schutz.
    »Na gut, das merkt man aber doch auch, ohne dass man es gesagt kriegt!«, sagt Anna.
    »Was genau verbindet einen denn so?«
    »Die Kinder, wenn Kinder da sind«, sagt Silvia. »Die gemeinsamen Freunde, die Familien, das Geld, die Reisen, alles, was man zusammen gemacht hat.«
    »Dass man zusammen verschiedene Phasen durchlebt hat«, sagt Maria. »Oder einfach nur die Zeit. Die gemeinsamen Jahre.«
    »Die Urlaube, die schlimmer sind als Zwangsarbeit«, sagt Roxanne lachend. »Die vergeudeten Sonntage. Die Weihnachtsqualen.«
    »Aber ja, auch alle üblen Dinge«, sagt Silvia. »Sie lagern sich ab, sind auch da.«
    »Und um aufzuwachen, brauchst du einen Faustschlag in die Magengrube?«, fragt Clare. »Musst drei Jahre E-Mails mit der Geliebten entdecken?«
    Silvia nickt, nimmt einen Schluck von ihrem Caipiroska.
    »Oder dem Märchenprinzen begegnen«, sagt Margaret, voller Zweifel, wie sie ist.
    »Oder der Märchenprinzessin.« Maria lacht.
    »Ja natürlich«, sagt Roxanne.
    »Toll, diese Männer«, sagt Anna. »Eine wahre Freude.«
    »Ist es denn eurer Meinung nach jetzt schlimmer als früher?«, sagt Clare, weil sie sich das manchmal selbst fragt.
    »Männer waren schon immer Schweine«, sagt Maria. »Zu allen Zeiten.«
    »Daran besteht kein Zweifel«, sagt Anna.
    »Ja, aber Moment mal«, sagt Margaret und wedelt mit der freien Hand. »Die Männer aus der Generation unserer Väter waren anmaßend und unterdrückten die Frauen, sie erwarteten, bedient und gehätschelt zu werden und alles, was ihr wollt, aber wenigstens übernahmen sie für einige Sachen auch die Verantwortung.«
    »Zum Beispiel?«, fragt Maria.
    »Zum Beispiel hackten sie das Holz fürs Feuer!«, sagt Margaret. »Oder richteten das Dach, wenn es reinregnete! Oder beschützten dich!«
    »Oder heirateten dich!«, sagt Anna.
    »Ja, so hatten sie für immer gratis ein Dienstmädchen im Haus«, sagt Silvia, die aus den Hügeln um Biella stammt und keine schöne Kindheit hatte.
    »Genau«, sagt Maria. »Traumhaft, oder?«
    »Na ja, aber jetzt tun sie nicht einmal mehr das!«, sagt Anna, die gewöhnlich eine Weile braucht, bis sie zum Kern der Sache vordringt, aber dann in Fahrt kommt. »Sie wollen vorn und hinten bedient werden, sind aber nicht mehr bereit, einen Finger für dich zu rühren!«
    »Unter dem Vorwand, dass du ja unabhängig bist«, sagt Margaret.
    »Dass du dein eigenes Geld verdienst«, sagt Silvia. »Dass du deine Arbeit hast.«
    »Ja, es darf nur bloß keine wichtigere Arbeit sein als seine«, sagt Margaret. »Das könnte ihn verunsichern, den Ärmsten. Er könnte einen Minderwertigkeitskomplex kriegen.«
    »Tja«, sagt Anna. »Abgesehen davon brauchst du nur strahlend, intelligent, brillant, dekorativ, immer in Form und phantastisch im Bett sein.«
    »Aber nicht zu intelligent«, sagt Maria, »nicht zu brillant.«
    »Weißt du,

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