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Sie waren zehn

Sie waren zehn

Titel: Sie waren zehn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Engländer, die mit Bombern von Tromsö hoch im Norden bis Stavanger im Süden das Felsenland abflogen und ihre Explosiveier legten. Narvik, Namsos, Trondheim, Andalsnes und Bergen waren die Städte, in denen die Sirenen öfters heulten und die Flak Arbeit bekam. Aber einen Krieg konnte man das nicht mehr nennen. Nicht jetzt, Anfang Juli 1944. Wer da im Sauda-Fjord in der Sonne lag, seine Angel ausgeworfen hatte und in den Tag hineindöste, dankte immer wieder dem Schicksal, daß er nicht in Rußland eingesetzt war, oder in Italien, oder an der Südfront bei den jugoslawischen Partisanen. Auch Frankreich roch stark nach Pulver. In England braute sich etwas zusammen. Man munkelte von einer großen alliierten Invasion. Die deutsche Abwehr nannte grandiose Zahlen von britisch-amerikanischen Truppenansammlungen. Generalfeldmarschall Rommel, der Chef der deutschen Heeresgruppe B, ebenso wie Generaloberst von Blaskowitz, der Chef der Heeresgruppe G im Herzen von Frankreich, warnten vor einem Überraschungsangriff. Hitler in seiner ›Wolfsschanze‹ bei Rastenburg in Ost preußen war der einzige, der nicht daran glaubte. »Warum müssen Generäle immer übertreiben?« fragte er seinen General Keitel. »Und dieser Canaris! Seine Zahlen sind völliger Blödsinn!«
    Das alles kümmerte Oberleutnant Adler nicht.
    Er lag mit seinem Haufen, einer Nachrichtenabteilung, in dem kleinen Holzhäuserstädtchen Sauda , hatte seine Leitungen gelegt und ließ sie kontrollieren, denn auch in Norwegen gab es Partisanen, die Brücken und Stege sprengten, Munitionslager in die Luft jagten, Nachschubwege unpassierbar machten, Sender überfielen, Fernsprechleitungen durchschnitten und zurückkehrende Urlauber aus dem Hinterhalt beschossen. Sauda aber lag auch für diese Untergrundkämpfer abseits. Es war unwichtig. Ein Fjordstädtchen mit einer Abteilung Deutscher, die aus Langeweile sogar Kasernenhofdienst taten. Marschübungen, Gewehrappelle, Schuhnägelkontrollen , Revierreinigungen, Dreieckzielen, Überprüfung der eisernen Portion, einschließlich der zwei Präservative (mein lieber Jolly – wo sollte man die loswerden?!), und die am Fjord hockten, wie der Chef, Oberleutnant Adler, und angelten oder mit einem irgendwo organisierten Pionierponton durch den schmalen Fjord ruderten und dabei Rheinlieder oder bayrische Schnalzer grölten.
    Detlev Adler war kein großer Angler. Er war auch kein großer Jäger. Dafür war er ein großer Tierfreund, ein so fanatischer, daß er eigentlich Vegetarier hätte sein müssen. Fing er einen Fisch, verschenkte er ihn an seine Männer. War er beim Angeln allein, warf er ihn sogar wieder ins Wasser zurück. Meistens lag er auf einer kleinen Alm in der Sonne, jetzt, Anfang Juni, sogar völlig nackt, denn es war warm im geschützten Sauda -Fjord. Neben sich hatte er ein Radio aufgebaut und hörte Musik vom deutschen Soldatensender Oslo.
    Er hörte sich alles an, vom Sinfoniekonzert unter Generalmusikdirektor Schmitt-Isserstedt bis zum Schnulzenrummel des ›Wunschkonzerts‹. Gab es im Funkprogramm die politischen Stunden mit Goebbels und Hans Fritzsche oder eine Sendung mit Kriegsberichten, stellte er das Radio ab und legte eine Schallplatte auf. Dann hörte er ›Schwanensee‹ oder › Coppelia ‹ und vergaß, daß er auf einer norwegischen Almwiese lag, wenn er das Klavierkonzert Nr. 1 von Beethoven hörte. Die Berliner Philharmoniker unter Furtwängler. Am Flügel Wilhelm Kempff . Dann war Oberleutnant Detlev Adler der junge Mensch, der einmal Musik studieren wollte, aber die Uniform anziehen mußte, weil ein Oberst im Wehrbereichskommando zu ihm gesagt hatte: »Mein Lieber, Darmsaiten können Sie noch früh genug streichen! Erst heißt es, den Krieg zu gewinnen! Dann blasen wir alle Posaune, daß die Mauern umfallen!«
    Detlev Adler wurde ein guter Offizier. Die beiden EKs bekam er schnell hintereinander, auch die Nahkampfspange. Verwundet wurde er nie, nicht einen Kratzer hatte er abbekommen. Bei einem Stoßtrupp in Frankreich blieb er als einziger übrig und begriff bis heute noch nicht, wieso er unverwundet und allein zurückkriechen konnte ins Leben. Dabei konnte man ihn nicht übersehen. Er war 1,84 groß, stämmig, mit kantigem Gesicht und hohen Backenknochen. »Du siehst wie ein Iwan aus!« sagte einmal ein Kamerad zu ihm auf der Kriegsschule. »Dich in russischer Uniform – das wär'n Bild für das ›Reich‹ und für Himmlers Rassenkunde!«
    Adler nahm es gelassen hin. »Ich bin in Dursupe

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