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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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im Zimmer zu sein -, hielt sie seine Hand fest, als er sie ihr entgegenstreckte.
    »Glauben Sie wirklich, daß man uns angreift, obwohl hier so viele Menschen sind?« fragte sie mit einer Beiläufigkeit und Vertrautheit, die er zuvor in ihrer Stimme nicht vernommen hatte.
    »Oh, und ob es möglich ist! Ja, ich kann nur sagen, daß sie es wagen würden.« Warum kam ihm seine Muttersprache plötzlich für eine Konversation so ungeeignet vor?
    »Sie sollten sich hinsetzen. Sie sehen schrecklich müde aus.« Eileen schlug die Beine übereinander und blies den Rauch in die Luft.
    »Wirklich?« sagte Doyle steif. »Danke, ich bin wirklich müde. Ich werde mich also setzen.« Er sah sich umständlich nach einer Sitzgelegenheit um. Schließlich wählte er den Stuhl mit der geraden Rückenlehne - auf der anderen Seite des Raumes, der am Fenster stand. Er ergriff die Schrotflinte, nahm Platz und bemühte sich, einen geschäftigen Eindruck zu erzeugen.
    »Sie sehen so aus, als wüßten Sie, wie man schießt«, sagte Eileen ohne die Spur eines Lächelns, nachdem sie ihn einen Moment beobachtet hatte.
    »Ich hoffe inständig, daß ich nicht in die Lage komme, es Ihnen zu zeigen, während Sie mir so, äh, nahe sind.« Er spürte, daß er errötete. Errötete!
    »Und ich zweifle nicht daran, daß ich höchst angemessen beeindruckt wäre, wenn dieser Fall doch eintreten sollte.«
    eindruckt wäre, wenn dieser Fall doch eintreten sollte.«
    Doyle nickte und lächelte wie ein mechanischer Blechvogel. Es fiel ihm schwer, sie anzusehen. Spielt sie mit mir? fragte er sich. Womöglich, weil ich mich wie ein Blödmann aufführe?
    »Behandeln Sie viele Frauen, Dr. Doyle?« fragte sie und zeigte ihm erneut ihr Gioconda-Lächeln.
    »Wie? Was?«
    »In Ihrer Praxis. Haben Sie auch weibliche Patienten?«
    »Oh, gewiß doch, ja. Das heißt, ich habe meinen Anteil. Gut die Hälfte; mindestens, würde ich sagen. Das heißt, etwa die Hälfte von allen.« Die Hälfte von acht, in der Blütezeit meiner Praxis, um der Wahrheit die Ehre zu geben. Doch die habe ich nun alle verloren. Und nicht eine war darunter, die unter fünfzig gewesen war. Keine mit einem Schwanenhals, einer Haut wie Rosenblüten und ...
    »Sie sind nicht verheiratet?«
    »Nein. Und Sie?«
    Sie lachte leise. Es erinnerte ihn an das Klirren kristallener Pokale bei einem prunkvollen Dinner. »Nein, ich bin nicht verheiratet.«
    allmählich glaube ich, daß Sie es ebenso geringschätzen, daß die Frauen das Wahlrecht bekommen ...«
    »Was, um alles in der Welt, hat
das
damit zu tun, daß wir in eine andere Herberge ziehen?« protestierte Sparks. Doyle konnte sich nicht erinnern, ihn je so gequält gesehen zu haben. Barry und Larry musterten ihre Stiefelspitzen. Sie gaben sich alle Mühe, nicht zu grinsen.
    »Ich bin seit meinem zehnten Lebensjahr Expertin im Schießen: Jeder Mann, der die Hand gegen mich erhebt, tut dies auf eigene Gefahr. Einen habe ich schon erschossen. Ich würde nicht zögern, es wieder zu tun ...«
    »Seien Sie nicht närrisch ...«
    Eileen riß Doyle mit einer einzigen raschen Bewegung die Schrotflinte aus der Hand, spannte die Hähne, schwang das Schießeisen gewandt herum, legte auf den in der Ecke stehenden Hutständer an, drückte ab und schoß Stokers Bowler in tausend Fetzen. Larry und Barry warfen sich zu Boden. Stoker wählte den unglücklichen Augenblick, um mit zwei vollen Kognakschwenkern im Türrahmen zu erscheinen. Eileen machte aus den Augenwinkeln die Bewegung aus und wirbelte herum, um ihn mit dem zweiten Lauf aufs Korn zu nehmen. Stokers Hände flogen hoch, die Kognakschwenker fielen zu Boden.
    »Gott, nein!« schrie Stoker.
    »Wie nachdrücklich wünschen Sie, daß ich Ihnen meine Ansichten darlege, Mr. Sparks?« fragte Eileen gelassen.
    »Ihre Ansichten«, sagte Sparks, dessen Gesicht vor Wut verzerrt war, »haben Sie schon bestens dargelegt.«
    Eileen ließ die Flinte sinken. Andere Gäste, die der laute Knall aufgeschreckt hatte, tauchten draußen im Flur auf.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte Doyle zu den Leuten, nahm Stokers Arm und zog ihn ins Zimmer hinein. »Kümmern Sie sich um Ihre eigenen Angelegenheiten. Hier ist nichts passiert.«
    »Was, um alles in der Welt, geht hier vor?« sagte Stoker bebend, als Doyle die Tür hinter ihm schloß. »Bitte, Miß Temple dies sind doch unsere Freunde.«
    Eileen knickte die Flinte ein, zog die übriggebliebene Patrone heraus und reichte Doyle die Waffe. »Mr. Stoker, ich schulde Ihnen einen neuen

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