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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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die wir hier zu prüfen haben.« Sein Lächeln blieb, doch Doyle merkte, daß es ihn beträchtliche Anstrengung kostete, es aufrechtzuerhalten.
    »Ich streite es nicht ab«, sagte Doyle, die Offensive scharfsinnig aufrechterhaltend. »So vertraut Sie mit den Grundlagen der Psychologie zu sein scheinen, müssen Sie doch wissen, daß eine ihrer hauptsächlichen Gebiete die familiären Beziehungen betrifft.« Alexander zeigte keine sichtbare Reaktion. »Wie würden Sie zum Beispiel Jonathans Beziehung zu Ihnen charakterisieren?«
    Alexanders Lächeln erschien nun zu erstarren. »Wir waren ... nicht zusammen. Ich habe den Großteil seiner Kindheit in einem Internat verbracht.«
    »Hatte er während dieser Zeit irgendwelchen Kontakt zu Ihnen? Gab es Besuche? Korrespondenz?«
    Alexander rutschte kaum merklich auf seinem Sitz hin und her. »Nichts Außergewöhnliches.«
    »Sie haben ihm also geschrieben?«
    »Gelegentlich.«
    »Und Sie haben ihn natürlich immer dann getroffen, wenn Sie nach Hause kamen.«
    Alexander zögerte. »Sicher.«
    Es behagt ihm nicht, darüber zu reden, dachte Doyle, aber er möchte auch keine Aussage machen, die meinen Argwohn erregt. Er weiß nicht, was ich weiß. Der Gedanke traf ihn hart: Er hat mich unterschätzt.
    »Gab es in Ihrer Beziehung zu Jonathan irgendwelche Schwierigkeiten? «
    »Schwierigkeiten welcher Art?«
    »Rivalitäten.«
    Alexander lächelte. »Aber nein ...«
    »Jungs tun sich doch oft gegen Menschen zusammen, die Autorität ausüben. Gab es irgendwelche Vorkommnisse dieser Art, gegen die Ihre Eltern etwas gehabt haben könnten?«
    »Warum fragen Sie?«
    »Ich versuche zu bestimmen, ob sich in Jonathan irgendwelche unaufgelösten Feindschaften gegen Ihre Eltern gebildet haben«, sagte Doyle, der sich so schnell herausredete, wie er nur sprechen konnte. »Oder anders ausgedrückt: Gibt es irgendeinen Grund für die Annahme, daß der verhängnisvolle Brand mehr gewesen sein könnte als ein Unfall?«
    Diese Andeutung schien Alexanders Widerstand zu besänftigen. »Wie interessant. Um ehrlich zu sein, Doktor, ich habe mir sehr oft die gleiche Frage gestellt.«
    »Hmm. Ja«, sagte Doyle. »Können Sie sich erinnern, ob Jonathan irgendwelche Totems oder kleine Gegenstände besaß, die ihm besonders wichtig waren?« Er schwelgte nun bewußt in der affektierten Mimik und der mühsamen Deduktion des aufgeblasenen Akademikers. »Alltägliche Gegenstände dieser Art man bezeichnet sie manchmal auch als Fetische - liefern oftmals einen Anhaltspunkt für die grundlegenden Ursachen einer Geisteskrankheit...«
    »Was für Gegenstände meinen Sie?«
    »Es könnte fast alles sein: Steine, Tand, wertlose Schmuckstücke oder Halsketten. Sogar Haarlocken.«
    In Alexanders Augen flackerte ein Blitz der Unsicherheit auf. Hatte er den Bluff durchschaut? Doyle wartete mit Unschuldsmiene ab - ganz der besorgte Onkel Doktor, der mit pingelig gerunzelter Stirn kooperativ ermittelte.
    »Ich kann mich an solche Gegenstände nicht erinnern«, sagte Alexander. Er teilte die Vorhänge, um einen Blick ins Freie zu werfen.
    Doyle nickte nachdenklich. »Hat er je irgendeine Neigung zur Gewalttätigkeit gezeigt? Anderen, besonders jüngeren Kindern gegenüber?«
    »Nein«, sagte Alexander und drehte sich wieder zu ihm um. Ein Anflug von Verärgerung war in seiner Stimme.
    »Irgendwelche Gewalttätigkeiten Frauen im allgemeinen gegenüber, besonders als Heranwachsender?«
    »Nicht, daß ich wüßte.«
    »Wann haben Sie gespürt, daß Jonathans Feindseligkeit sich gegen Sie richtete?«
    »Ich habe nicht gesagt, daß er sich mir gegenüber feindselig verhalten hat.«
    »Ach so. Sie streiten also ab, daß es je ...«
    »Ich habe nicht gesagt...«
    »Also gab es doch Feindseligkeiten zwischen ihnen.«
    »Er war ziemlich durcheinander ...«
    »Vielleicht war er neidisch auf Ihre Beziehung zu Ihrer Mutter ...«
    »Kann sein ...«
    »Vielleicht begehrte er die Zuneigung Ihrer Mutter für sich allein ...«
    »O ja. Ich weiß, daß er ...«
    »Und vielleicht war er ebenso eifersüchtig auf die Beziehung, die Ihr Vater zu ihr hatte ...«
    »
Natürlich
war er ...« Alexanders Stimme überschlug sich vor Gewißheit.
    »So sehr, daß er sich gezwungen fühlte, seine sämtlichen Rivalen aus dem Weg zu räumen, um ihre Aufmerksamkeit...«
    »Richtig...«
    »Und so gab es schließlich nur noch eine Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen, nicht wahr?«
    »Ja ...«
    »Deswegen haben Sie das Feuer gelegt...«
    »Ja!«
    Doyle

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