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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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er von Ihnen?«
    »Wie dechiffriert man das Geschwafel eines Irren?« sagte Doyle geringschätzig. »Ebenso könnte man versuchen, das Geheimnis der Sphinx zu lösen. Offen gesagt, ich bin schon dankbar, ihn los zu sein.«
    Sparks und Lady Nicholson tauschten einen abschätzenden Blick. Sie sind die wirkliche Macht in diesem Schlangennest, dachte Doyle.
    »Was wissen Sie über ... unseren Plan?« fragte Lady Nicholson mit einem vorbehaltlichen, aber eben deswegen merklichen Maß an Respekt.
    »Ich verstehe ihn so, daß Sie einen Versuch machen, das Wesen, von dem Professor Vamberg gesprochen hat, auf die physische Ebene zurückzuholen. Das Wesen, das ich in meinem Manuskript als Bewohner der Schwelle bezeichne.« Und nun leitete Doyle seine riskanteste Offensive ein. »Sie bereiten gegenwärtig einen zweiten Versuch vor, da Ihre erste Bemühung - bei der es um die Geburt Ihres Sohnes ging, Lady Nicholson, des blonden Jungen, den ich während der Seance dargestellt sah - trauriger- und tragischerweise fehlgeschlagen ist.«
    Doyles Worte ließen die Frau erschreckt zusammenzucken. Ihr Schock übertrug sich auf alle, die am Tisch versammelt waren. Eileen riß bei dieser Enthüllung die Augen auf. Doyle hatte einen Schuß ins Blaue abgegeben und getroffen. Von einem kaum wahrnehmbaren Zeichen Sparks' beseelt, baute Lady Nicholson ihr Vertrauen in ihn um eine weitere Stufe aus.
    »Das physische Vehikel war nicht stark genug«, sagte sie ohne eine Spur von Trauer. »Der Junge war nicht fähig, das ... Gewicht zu tragen.«
    Das physische Vehikel. Gütiger Gott, sie redet über ihr eigenes Fleisch und Blut, als ginge es um eine läppische Partie dort, die sie verloren hat.
    »Wir schreiben es seinem Vater zu«, sagte Bischof Pillphrock andächtig. »Ein schwacher Mensch. Ein sehr schwacher und zu nichts dienlicher Mensch.«
    »Es scheint, daß gewisse Gebrechen ... vererbt wurden«, sagte Lady Nicholson.
    »Ich habe Lord Nicholson kennengelernt«, sagte Doyle. »Und ich muß sagen, es überrascht mich nicht. Nicht im geringsten. Man kann nur hoffen, daß der nächste Wirt sich körperlich als so vorteilhaft erweist wie seine Stellung in der Welt.«
    »Und wer sollte es sein?« fragte Chandros sanft.
    »Nun, natürlich Prinz Eddy«, sagte Doyle und gab einen weiteren, diesmal weniger riskanten Schuß ins Blaue ab.
    Wieder ein Blick zwischen der Nicholson und Alexander. Er hatte erneut ins Schwarze getroffen.
    Das also war der Grund für Nigel Gulls Anwesenheit in ihrer Mitte: Er war die kurze Leine am Hals des Kronprinzen. Doyle hatte kaum Zeit, den Schock zu verdauen. Sie glaubten, sie könnten das zwielichtige Phantom - den Schwarzen Lord, den Bewohner der Schwelle, man konnte ihn auch als Teufel bezeichnen - wieder als mutmaßlichen Thronerben Englands in die Welt zurückholen.
    »Wir sind der ... Überzeugungskraft und Genialität Ihrer Worte ... gegenüber nicht immun, Doktor«, sagte Lady Nicholson.
    »Und ebenso beeindruckt sind wir von Ihrer Ausdauer«, fügte Sparks hinzu. »Die Seance war wirklich eine Prüfung. Wir wollten bestimmen, was und wer Sie sind. Und was Sie wußten.«
    »Doch angesichts der Risiken, um die es geht, ist es, wie Sie selbst angedeutet haben, insgesamt nur passend und angebracht, daß wir um einen zusätzlichen ... Beweis Ihrer ... Eignung ersuchen«, sagte Lady Nicholson.
    Doyle nickte. Sie haben den Köder geschluckt, jetzt ziehe ich den Haken an. »Das ist äußerst vernünftig, Lady ...«
    Doyle wurde von etwas abgelenkt, das vor ihm auf dem Tisch landete. Obwohl er es nicht gesehen hatte, wußte er, daß Sparks ihm den Gegenstand zugeworfen hatte.
    Ein glattes Rasiermesser funkelte mit aufgeklappter Klinge im Kerzenschein. »Wir möchten, daß Sie Miß Temple töten«, sagte Sparks.
    »Hier und jetzt.«
    In Doyles Hirn blieb die Zeit stehen. »Miß Temple töten«, wiederholte er. »Bitte«, sagte Sparks.
    Du darfst nicht zögern, Doyle. Blinzle nicht. Wenn Eileen überhaupt eine Chance bekommen soll ... Wo war Jack?
    Doyle schaute in die Runde. Alexander grinste. Pillphrock kicherte nervös. Lady Nicholsons Atem war schneller und flacher geworden; diese Frau war von dem, was sie hoffte, nun zu sehen, wie berauscht.
    Sie verlangten, daß er den Mord auf der Seance nachstellte; nur würde es diesmal keine Simulation sein. Doyle wagte nicht, sich zu Eileen umzudrehen. »Ja, in Ordnung«, sagte er ruhig.
    Er nahm das Rasiermesser, erhob sich von seinem Stuhl und packte die Rückenlehne, um

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