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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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haben Barry an der Abtei erwischt.«
    Dann waren es also Barrys Schreie gewesen, die sie von der Höhe hatten herabwehen hören. Doyle hoffte, daß er nicht zu lange hatte leiden müssen. Aber vielleicht litt er sogar jetzt noch.
    Wer wollte es wissen?
    Sie hatten die riesige Kammer halb durchquert. Ihr Vorankommen wurde von dem eigenartigen Bodenbelag aus Stroh und Wasser behindert.
    »Wo waren Sie gestern nacht, Jack?« fragte Doyle.
    »Eine Kompanie der Marineinfanterie und zwei Kavallerieschwadronen sind von Middlesbrough aus in Marsch gesetzt worden. Sie werden im Morgengrauen hier sein.«
    Doyle hatte ihn nie bereitwilliger beim Wort genommen. »Warum haben Sie nicht auf sie gewartet?«
    »Eileen war bei Ihnen«, sagte Sparks, ohne die beiden anzusehen.
    Doyle trat auf etwas Weiches und Nachgiebiges und rutschte ab, doch bevor er hinfiel, gewann er das Gleichgewicht zurück. Er wurde den unbestimmten und unerfreulichen Eindruck nicht los, daß sich das, worauf er getreten war, bei der Berührung bewegt hatte.
    »Jack, sie haben Prinz Eddy ...«
    »Ich weiß ...«
    Unter Eileens Fuß knackte etwas laut.
    »Was war das?« fragte Doyle.
    Sie zuckte die Achseln. Als Sparks das Stroh unter ihren Füßen beiseite schob, hielt Doyle die Fackel.
    »O Gott«, sagte sie.
    Ihr Fuß hatte den Brustkorb eines halb im Wasser liegenden menschlichen Skelettes zertreten. Die Knochen wirkten ausgebleicht und abgenagt. Im Stroh glitzerte eine schleimige Substanz. Spuren silbriger Exkremente verliefen im Kreis und führten von den Überresten fort.
    »Das haben wir doch schon mal gesehen«, sagte Doyle, »in Topping.«
    »Keine Bewegung«, sagte Sparks und blickte über Doyles Schulter.
    Unter dem Stroh bewegte sich etwas wellenförmig auf sie zu. Es war eine langsame, sich schlängelnde Bewegung. Der Geruch wurde plötzlich deutlicher, er stach ihnen in die Augen.
    »Ammoniak«, sagte Doyle.
    Er schaute nach links; auch von dort kam etwas auf sie zu. »Da«, sagte Eileen und deutete geradeaus, wo sich unter dem Stroh noch mehr bewegte.
    »Was ist das?« fragte Sparks.
    »Wenn sie Kohlköpfe wachsen lassen können«, sagte Doyle, »die so dick sind wie Globen, und Forellen von Delphingröße ...«
    »Ich glaube, wir wollen es gar nicht so genau wissen«, sagte Eileen.
    Rings um sie her wurde das Stroh so lebendig und aktiv wie Meeresgischt. Das, was darunter war, kam aus allen Richtungen näher, doch vor ihnen klaffte eine Lücke. »Geht«, sagte Sparks und hob das Schwert. »Geradeaus.« Doyle lief los und schwang die Fackel. Er spürte, daß sich etwas an seinem Stiefel rieb und trat schnell beiseite, um ihm auszuweichen.
    Ein schwarzer Umriß schoß rechts von ihnen aus dem Stroh und erhob sich auf eine Höhe von fünf Fuß. Seine gliederlose, zylindrische Form endete in einer flatternden, von pulsierenden Saugern eingefaßten Öffnung, die drei knirschende Rachen umsäumte. Jeder von ihnen war mit symmetrischen Reihen scharfer weißer Zähne versehen.
    Links von ihnen richtete sich eine ebensolche Gestalt auf. Ihr rudimentärer Geruchssinn zog sie an. Dahinter erhob sich eine dritte. Was sie rochen, war Blut.
    Es waren Egel.
    Jack duckte sich unter den schwankenden Kopf des Egels zu ihrer Rechten und fetzte das Schwert quer durch seinen Körper. Ein Beutel platzte und verspritzte eine stinkende schwarze Flüssigkeit. Die Kreatur stürzte in das sumpfige Wasser zurück. Doyle schwenkte die Fackel und hielt die Bestien vor ihnen in Schach. Ihre faltigen schwarzen Leiber zogen sich instinktiv vor dem Feuer zurück. Feuchtigkeit brutzelte auf glitzernder Haut.
    »Zünden Sie das Stroh an!« sagte Sparks.
    Hinter ihm richtete sich ein weiteres Ungeheuer auf und stieß aggressiv nach vorn. Bevor Sparks mit dem Degen herumfuhr und das Ding in zwei Hälften trennte, schlugen messerscharfe Zähne in seine Schulter. Die noch lebenden Hälften suchten panisch das Weite.
    Doyle entzündete das sie umgebende Stroh mit der Fackel. Die trockene obere Schicht fing rasch Feuer, das sich in einem regelmäßigen Flammenteppich quer durch die Kammer ausbreitete. Die Egel, die ihnen am nächsten waren, entzündeten sich und platzten auseinander.
    »Hierher!« rief Doyle laut.
    Sie hetzten über das brennende Heu. Als die Kreaturen vor der Hitze flohen, hörten sie Wasser plätschern. Lautes Knallen erfüllte die Luft, als die Flammen unerbittlich einen Großteil der abscheulichen Würmer vernichteten. Sparks erledigte die Überlebenden, die sich

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