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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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einfach, mein Lieber. Indem wir gehen.«
    Sparks stand auf und trat hinter den Fässern hervor. Doyle und Eileen folgten ihm mit gesenktem Kopf und mischten sich unter das heillose Wirrwarr auf dem Hof. Niemand hielt sie auf oder stellte eine Frage. Es dauerte nicht lange, dann lag das offene Tor hinter ihnen und ebenso die Wälle von Ravenscar.
    Der Pfad führte genau zur Biskuitfabrik. Gelbsüchtige elektrische Lampen beleuchteten die Eingänge. Eilige Gestalten kamen und gingen durch offene Türen. Hinter dem klotzigen Gebäude, im Westen, lag das Moor, und was vom gefallenen Schnee noch übrig war, leuchtete matt im Mondschein. Dort, wo sich die Bahngleise auf dem Verladebahnhof der Fabrik gabelten, blieb Sparks stehen.
    »Sehen wir uns doch mal um«, sagte er.
    Sie folgten den Gleisen zu einem riesigen Flügeltor, durch das die Bahnlinie ins Gebäude verlief. Verschlossene Güterwagen standen auf den die Hauptstrecke flankierenden Nebengleisen. Hinter dem Tor erinnerte nichts an eine Biskuitfabrik. Die Luft roch nach Schwefel, erstickte in Rauch, Kohlenstaub und fließender Schlacke. Förderbänder transportierten Roherz zu Tiegeln, die über zischenden Schmelzöfen hingen. Massiv geränderte Kessel schwebten über Eisengußformen von Hausgröße. Ein Gewirr von Kabeln, Treibriemen, Haken, Schwungrädern und Kolben, die in einem Tanz aufwühlender, fortwährender Bewegung miteinander verbunden waren, erstreckte sich bis hoch unter das geneigte Dach. Ein industrieller Turm zu Babel. Feuerzungen zuckten rhythmisch aus rotierenden Ventilen und mißförmigen Zubehörteilen, der Rauch verunreinigter Farben quoll aus schwingenden Kammern und Schläuchen. Das Heer der hemdlosen Zwangsarbeiter wimmelte, von der verpesteten Atmosphäre geschwärzt, zwergenhaft zwischen den monolithischen Maschinen hin und her. Und ihre Anwesenheit erschien absolut überflüssig. Sie konnten sich des Eindrucks nicht erwehren, daß, sollten die Männer je ihre Stationen verlassen, die Maschinerie mit beängstigender Einmütigkeit bis in alle Ewigkeit weitermahlen würde.
    Was letztendlich in dieser Fabrikhölle hergestellt wurde, war mehr als ungewiß. Die sperrigen Umrisse auf den Draisinen, die im Freien zu den Gleisen führten, deuteten die Silhouette einer Kanone an, doch von einer Abmessung, die weitaus größer war als alles, was sie je gesehen hatten. Kriegsmaschinen für einen Krieg, den man noch nicht einmal flüchtig erblickt, geschweige denn erwartet hatte. Offensichtlich waren in der despotischen Fabrik emsige, abschließende Bemühungen im Gange. Während unaufhörlich heißer Stahl floß, wurden in höchster Eile Güterwagen von Arbeitern beladen, die von bewaffneten Aufsehern angetrieben wurden.
    Niemand sprach, denn man hätte in der infernalischen Hölle ohnehin nichts gehört. Sparks gestikulierte. Sie zogen sich vom Tor zurück in die relative Stille bei den Güterwagen.
    »Was ist das? Wozu dient es?« Doyle war fassungslos. »Der Zukunft«, sagte Sparks.
    »Seht«, sagte Eileen. »Dort!«
    Sie deutete auf einen in den Schnee getrampelten Pfad. Er kam von Ravenscar und verlief neben den Gleisen her, wo zwei bewaffnete Gestalten, die Laternen mit sich führten, eine menschliche Marschsäule in Richtung Moor eskortierten. Die Handgelenke der geführten Männer waren in Eisen gelegt und durch eine lange Kette miteinander verbunden. Nach der Unbeholfenheit ihrer schleppenden Schritte zu urteilen, waren ihre Fußknöchel ebenfalls gefesselt. Manche von ihnen trugen schmutziggraue Sträflingskleidung, andere die vertrauten Kleider der Bediensteten.
    Kann es sein, daß mir der Gang eines der Gefesselten vertraut erscheint? dachte Doyle. »Wo gehen sie hin?« fragte er.
    »Wir folgen ihnen und finden es heraus«, sagte Sparks. Sie marschierten los. Das Gleisbett ragte über dem sumpfigen Erdreich auf einem Damm aus Erde und Schlacke auf. Sie blieben im Schutz des gegenüberliegenden Abhangs, verloren das Laternenlicht nicht aus den Augen und hielten mit der Marschsäule Schritt. Kurz darauf sahen sie ein helles Leuchten. Es kam von einem finsteren Bauwerk, das südlich der Gleise auf einer schmalen Anhöhe stand. Doyle identifizierte es als eines der Gebäude, die er in Ravenscar von seinem Fenster aus gesehen hatte. Aus dem Innern drang etwas an ihr Ohr, das wie Gewehrfeuer klang. Einzelne Schüsse und Salven. Als die Gleise mit dem Gebäude auf einer Höhe waren, wurde die Truppe von der Bahnlinie fort über einen kleinen

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