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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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sechzigmal mehr Informationen, als die sogenannte Bibel enthält -, und sie berichten über zweihunderttausend Jahre Menschheitsgeschichte. Lassen Sie es mich wiederholen: zweihunderttausend Jahre aufgezeichnete Menschheitsgeschichte. Aber das ist doch vorchristlich! Welch eine Behauptung! Sie muß irrsinnig sein! Man muß sie zum Schweigen bringend höre ich den ehrwürdigen Erzbischof von Canterbury bis hierher ausrufen.«
    Sie legte eine Hand hinters Ohr, und der komische Effekt entging ihrem Publikum nicht. Doyle bemerkte, daß die Inderin, die mit ihm hierher gefahren war, in der Reihe vor ihm saß; sie lächelte HPB zu und nickte anerkennend.
    »Was war die verheerendste Tat, die die Christen gegen ihre Vorläufer begangen haben? Wie hat ihre fanatische und systematische Ausrottung des uralten Wissens begonnen? Die Antwort? Der gregorianische Kalender. Ganz einfach: Jahr eins. Die Zeit
beginnt
mit der Geburt des Propheten aus Nazareth. Oh, es gab da zwar ein paar wenige, unbedeutende Ereignisse vor ihm, aber die Jahre laufen rückwärts, entfernen sich von diesem überragenden Augenblick hinein in die Leere des Unwichtigen. Wir Männer der
wahren
Kirche bestimmen, wo die Zeitrechnung beginnt. Und so beweisen wir mit einem deutlichen Streich, daß die Feder
wirklich
mächtiger ist als das Schwert.
    Verstehen Sie, wie schädlich, wie trivialisierend dieser Beschluß für die gesamte Geschichte ist, die davor stattgefunden hat? Wie diese eine, nicht aus der traditionellen Pietät der Christenheit, sondern aus
Angst
vor unwillkommenen Wahrheiten - beziehungsweise jenen Wahrheiten, die im Widerspruch zu den Interessen der momentanen Machthaber stehen - geborene Tat den Fortschritt der Menschheit vom stärksten spirituellen Kapital abschneidet, den sie je hatte oder je haben wird?«
    Für ein christliches Land waren dies deutliche Worte. Doyle mußte den Schwung und den deutlich zutage tretenden gesunden Menschenverstand der Frau bewundern. Sie war keine verdrehte Mystikerin, deren Kopf in den Wolken schwebte.
    »Eines muß man den ersten Christen zugestehen: Sie waren hartnäckig. Haben ihre Arbeit gut gemacht. Sie haben die Welt nach den uralten Doktrinen durchstöbert. Und sie haben sie in der westlichen Welt fast gänzlich ausradiert. Sie haben die Bibliothek von Alexandria, das letzte große Archiv, dessen Bestand die vor und nachchristliche Welt in zwei Lager gespalten hat, angezündet. Glauben Sie etwa, daß dieser Akt von geplantem spirituellen Vandalismus Zufall war?
    Daher müssen uns Theosophen unsere Reisen und Unternehmungen stets gen Osten führen. Dort befindet sich das Wissen. Und von dort ist es auch stets gekommen. Zum Glück hatten die östlichen Adepten den gesunden historischen Verstand, ihre Quellen vor den Marodeuren des Westens zu verbergen - vor den heiligen Kreuzzüglern, die lediglich auf ihre eigene engstirnige Bestimmung aus und blind für die wahren Interessen des Menschen waren: die humane spirituelle Evolution. Deswegen werden Sie sich fragen: Warum ist das Wissen um diese Geheimwissenschaften den Massen des Westens verborgen geblieben? Wäre es nicht im Interesse all dieser Erleuchteten, ihre Geheimnisse mit den neuen Kulturen zu teilen? Ich möchte Ihnen eine andere Frage stellen: Würden Sie einem Kind in einem Raum voller Schießpulver eine Kerze schenken? Diese Wahrheiten wurden seit Anbeginn der Zeit von der spirituellen Führung von einer Generation zur nächsten weitergegeben. Sie bleiben geheim, weil zu ihnen der Schlüssel zum Verständnis dessen gehört, was die grundlegenden Geheimnisse des Lebens ausmacht. Weil sie Macht darstellen! Und wehe uns, sollten sie jemals in die falschen Hände geraten!«
    Ihr Blick richtete sich zum ersten Mal auf Doyle, darin sprach sie weiter.
    »So ist es unser Los. Selbst wenn wir endlos arbeiten, um diese Wahrheiten in ihrer verkürzten, akzeptablen Form der Öffentlichkeit mitzuteilen, sollten wir uns nicht zu der Annahme verleiten lassen, daß man unsere Bemühungen noch während unseren Lebzeiten willkommen heißt. Ganz im Gegenteil: Wir müssen damit rechnen, daß man uns ablehnt, angreift und der Lächerlichkeit aussetzt. Man wird es keinem Gelehrten oder Wissenschaftler erlauben, unsere Bemühungen auch nur mit dem geringsten Grad an Ernsthaftigkeit zu betrachten. Unsere Arbeit besteht einfach nur darin, das Tor zu öffnen, und sei es auch nur so weit.« Sie hob zwei leicht gespreizte Finger. »Es wird einer jeden uns nachfolgenden

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