Sieben
umher?«
»Es sind Geister, die sich eine menschliche Gestalt ersehnen. Sie
hungern,
sie schweben um uns herum und suchen einen Eingang.«
»Wozu sie, wie Sie schreiben, die Mitwirkung der Lebenden benötigen.«
»Mitwirkung und Opferbereitschaft, ja«, sagte sie, irgendwie desinteressiert. »Sie müssen durch Ausübung von Ritualen und dergleichen auf diese Ebene eingeladen werden. -Beschreiben Sie mir, falls es Ihnen nichts ausmacht, Professor Armond Sakker.«
»Hochgewachsen, schlank. Mitte dreißig. Vorstehende Nase, hohe, intelligent wirkende Stirn, helle Augen. Lange Finger. Athletisch.«
Dies führte zu einem weiteren Blickaustausch zwischen seinen Gastgeberinnen.
»Stimmt irgend etwas nicht?« fragte Doyle.
»Zufälligerweise«, erwiderte die Blavatsky, »werde ich heute abend mit Professor Sacker zu Abend essen.«
»Dann kennen Sie ihn also«, erwiderte Doyle aufgeregt.
»Seit vielen Jahren.«
»Sie kennen ihn gut.«
»Ich kenne ihn wirklich sehr gut. Ich nehme an, daß die Schritte, die Sie gerade vor der Tür hören, die seinen sind.« Tatsächlich wurden vor der Tür Schritte laut und zwar die von zwei Menschen. Es klopfte. Die Fortune öffnete die Tür, und der junge Assistent wurde sichtbar.
»Professor Sacker möchte Sie besuchen, Madame«, sagte er. »Führen Sie ihn herein«, erwiderte die Blavatsky.
Doyle stand auf. Der Assistent machte den Eingang frei, und Professor Sacker trat ein. HPB begrüßte ihn herzlich mit einem Kuß auf beide Wangen.
»Wie schön, Sie wiederzusehen«, sagte sie.
»Ganz meinerseits, meine Liebe, ganz meinerseits«, erwiderte Sacker mit lauter Stimme.
Die Fortune hieß Sacker ebenso vertraut willkommen, dann stellte sie ihn Doyle vor. Doyle schüttelte die gebrechliche Hand des gebeugten, kleinen, weißhaarigen Mannes, der vor ihm stand. Er war weit über achtzig Jahre alt.
»Verzeihung«, fragte Sacker, »wie war noch mal Ihr Name?«
»Doyle.«
»Boyle?«
»Doyle, Sir. Arthur Doyle.«
»Schön. Werden Sie uns zum Essen begleiten, Oyle?«
»Ehrlich gesagt, ich ... Ich weiß es nicht, Sir!«
»Professor, bitte gehen Sie mit Mrs. Fortune doch schon ins Restaurant voraus«, machte sich die Blavatsky dem alten Mann verständlich, ohne die Stimme zu erheben. »Ich werde Sie nicht lange warten lassen.« Sie gab der Fortune ein Zeichen, und diese führte Sacker geschwind aus dem Raum.
Die Blavatsky wandte sich nun wieder Doyle zu und sah den Schreck auf seinem Gesicht.
»Hören Sie gut zu, Doktor«, sagte sie. »Ich reise morgen in aller Frühe nach Liverpool, und von dort aus zwei Tage später nach Amerika. Sie müssen sich bemühen, sich alles einzuprägen, was ich Ihnen erzähle. Und wie Sie mir bereits bewiesen haben, dürfte es Ihnen nicht schwerfallen.«
»Ich will es versuchen. Wenn ich Sie bitten dürfte ...«
Sie hob eine Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen. »Bitte, stellen Sie keine Fragen. Sie können nur dazu dienen, mich durcheinanderzubringen. Ich weiß, daß es Ihnen pressiert, ich bezweifle auch nichts von dem, was Sie mir erzählt haben, aber diese Zeit ist für viele Eingeweihte an vielen Orten die gefährlichste überhaupt, und meine Anwesenheit ist anderswo dringend erforderlich. Ich erwarte nicht, daß Sie mich verstehen. Bitte, glauben Sie mir, daß das, was ich Ihnen zu sagen habe, Ihnen irgendwann nützlich sein und Sie weiterbringen wird.«
»Wenn ich keine andere Wahl habe ...«
»Gut. Optimismus ist gut. Gesunder Menschenverstand ist gut.« Sie drückte ihre Zigarre aus. »Wie Mystiker im Okkulten gibt es auch Hexer in der Magie. Die Hexerei ist der linkshändige Pfad zum Wissen und der kürzeste Weg zur Erleuchtung, die wir alle suchen. Er verlangt jedoch einen höheren Preis. Mir scheint, daß das, was der Mann, der sich Ihnen gegenüber als Professor Sacker ausgegeben hat, gesagt hat, in vielen Einzelheiten korrekt war: Sie scheinen
tatsächlich
das Ziel einer Gruppierung zu sein, die sich auf dem linkshändigen Pfad bewegt.«
»Um wen handelt es sich dabei?«
»Das ist unbekannt...«
»Die Dunkle Bruderschaft?«
»Es gibt viele Namen für dieses lose Bündnis von Seelen. Ihre Hand ist hinter den sinistren Handlungen zahlloser Fraktionen auf der ganzen Welt sichtbar. Halten Sie sie nicht für irgendeinen mildtätigen Orden von Logenbrüdern. Sie sind unsere Gegenspieler in der Erforschung dessen, was das Jenseits bereithält, aber ihr einziger Ehrgeiz ist greifbare Macht. Sie sind über alle Maßen bösartig und
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