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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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Bühne zurück, und der Rest der Menge zerstreute sich. Eine untersetzte, elegant gekleidete Frau mit Monokel und Spazierstock tauchte neben Doyle auf.
    »Mr. Doyle?«
    »Ja?«
    »Mein Name ist Dion Fortune. HPB möchte gern mit Ihnen sprechen. Würden Sie bitte mitkommen?«
    Doyle nickte und folgte ihr. Der Name der Frau war ihm vertraut. Sie war Gründungsmitglied der Londoner Filiale der Theosophischen Gesellschaft und eine bekannte Autorin in der esoterischen Welt. Als die Fortune ihn durch die Tür geleitete, bemerkte Doyle, daß die Inderin sich am Büchertisch aufhielt. Ihr Händedruck war fest und kühl. Sie blickte ihm besorgt und verständnisvoll in die Augen. »Ich bin sehr geehrt, Sie kennenzulernen, Mr. Doyle.« Nachdem Dion Fortune sie einander vorgestellt hatte, nahm sie neben der Tür Platz. Sie befanden sich neben einem knisternden Kamin in einem engen Garderobenraum. Auf einem Tisch stand ein geräumiger, abgeschabter Tornister - HPBs einziges Gepäckstück. Ihre Habe und ihre Veranstaltungen waren zweckmäßig und ermangelten ebenso der Protzerei wie ihre Kleidung.
    Doyle erwiderte die Begrüßung. Er wußte, er würde sich nachlässig fühlen, wenn er ihr nicht sofort sagte, was in London geschehen war.
    »Mrs. Petrovitch ist tot«, sagte er.
    Ihre Gesichtszüge erstarrten. Sie bat ihn auf der Stelle um genaue und ausführliche Einzelheiten. Doyle erzählte ihr alles; er äußerte sogar seine Schlußfolgerungen und zog schließlich die Dose mit den Giftpillen aus seiner Reisetasche. Die Blavatsky untersuchte sie, roch daran und nickte.
    »Möchten Sie etwas mit mir trinken?« fragte sie. »Ich empfehle Ihnen etwas Starkes.«
    Sie zog eine Flasche aus dem Tornister. Die Fortune kam mit Gläsern.
    »Wodka«, sagte sie und bot ihm das erste Glas an.
    »Ich dachte, die spirituelle Lehre ist gegen den Konsum harter Getränke«, sagte Doyle ohne Ernst.
    »Die meisten spirituellen Lehren sind Quatsch. Wir müssen uns noch immer als die Persönlichkeiten durch die Welt bewegen, in die wir hineingeboren sind. Ich bin eine russische Bäuerin, und Wodka übt auf mich eine angenehme Wirkung aus.
Na sdrowje.«
    Sie kippte das Getränk hinunter und schenkte nach. Doyle nippte nur. Die Fortune verzichtete. Die Blavatsky ließ sich auf einen Stuhl sinken, schwang ein Bein über eine Lehne und zündete sich eine Zigarre an.
    »Sie möchten mir doch noch mehr erzählen, oder?«
    Doyle nickte. Er war dankbar für den Wodka, denn er schien eine glattere Rezitation seiner Geschichte zu fördern. Sie unterbrach ihn nur einmal - um eine genauere Beschreibung der Wunden und der Anordnung der Organe neben der toten Prostituierten zu erbitten.
    »Wären Sie wohl so freundlich, sie mir, so gut Ihre Erinnerung es zuläßt, zu skizzieren?«
    Die Fortune reichte Doyle Feder und Papier, und er tat, worum man ihn gebeten hatte. Dann reichte er der Blavatsky das Ergebnis. Sie studierte die Zeichnung, grunzte einmal, faltete das Papier zusammen und warf es in ihren Tornister.
    »Fahren Sie bitte fort«, sagte sie.
    Doyle unterrichtete sie über seinen Ausflug nach Cambridge, seine Beinahe-Begegnung mit Gott weiß wem in der Geschichtlichen Fakultät und zeigte ihr das veränderte Buch aus seiner Wohnung.
    »Was könnte dies hervorgerufen haben?« fragte er.
    »Eine ektoplasmische Detonation. Eine von der anderen Seite durchgebrochene Entität. Deswegen hat Mrs. Petrovitch mich gerufen. Ich sollte es mir ansehen. Sehr schlimm. Damals bin ich natürlich davon ausgegangen, man sei hinter Mrs. Petrovitch her. Vielleicht war man es auch, wenn auch nur in zweiter Linie. Sie können sich freuen, daß Sie nicht zu Hause waren. Fahren Sie fort, Doktor.«
    In Doyles Kopf drehte sich alles. »Madame Blavatsky, was können Sie mir über die Dunkle Bruderschaft erzählen?«
    Seine Frage führte zu einem schnellen Blickaustausch zwischen HPB und der Fortune, den er nicht im geringsten interpretieren konnte.
    »Bösartige Lebewesen. Materialisten. Feinde des heiligen Geistes. Sie sollten mein Werk zu diesem Thema lesen ...«
    »Ich
habe
Ihr Werk zu diesem Thema gelesen, Madame.« Vielleicht sogar zu konzentriert, dachte Doyle. »Ich muß wissen, ob sie an die Existenz dieser Wesen glauben.«
    Sie klopfte auf den Tisch. »Ist dieser Tisch real? Ist Glas real?«
    »Es scheint so, ja.«
    »Dann haben Sie die Antwort.«
    »Aber sind diese Wesen Menschen? Ich meine, haben sie menschliche Gestalt, oder treiben sie bloß willkürlich im Äther

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