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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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Präferenzen gesagt hab -und dann noch sein Testament, in dem er Haus und Hof und alles andere von seinem ansehnlichen Besitz keiner anderen vermacht als der feisten Frau, die auf dem Gemälde so verschönt worden war.«
    »Anders ausgedrückt«, sagte Doyle ungeduldig, da ihm die unverbesserliche Weitschweifigkeit des Mannes auf die Nerven ging, »Sie haben nichts gefunden.«
    »Nicht das, worauf ich aus war, Sir, nein. Doch als ich auch den Rest von dem Plunder ebenso enttäuscht in 'n Tresor zurückgeworfen hatte und mich durch 'n Keller schlug, wo ich durch 'n Fenster Zugang gefunden hatte, hab ich durch 'ne angelehnte Tür gelugt, 'n Abstellraum oder 'n Kartoffelkeller, der meiner Aufmerksamkeit beim Reinkommen entgangen war. Jetzt, wo sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, fiel mir hinter der Tür 'n Schuh auf, 'n Stiefel, um genau zu sein; und er bewegte sich nich. Ich hab auch 'n Hosenbein gesehen, das eindeutig zu dem Stiefel gehörte. Ich blieb so still stehen wie Nelsons Statue und schaute mir das Ganze volle zehn Minuten an. Es war 'n genagelter Stiefel, Eisen um die Zehen, und so sauber wie 'n Lätzchen von 'nem Säugling. Es war 'n sehr ernsthafter Stiefel, 'n Stiefel, mit dem man nich aneinandergeraten wollte, 'n flinker Tritt ins Mittelteil, und meine Innereien wären so komplett umgestellt gewesen wie die Möbel von 'nem frisch verheirateten Ehepaar. Während der zehn Minuten hat sich der Stiefel nicht einmal bewegt. Ich hab 'n Penny in den Raum geworfen, der in dem stillen Keller wie 'n Kanonensalut klang. Es hat sich nix gerührt. Da wurd ich natürlich mutig. Also hab ich die Initiative ergriffen und die Tür aufgemacht.«
    »Einer der Vermummten«, sagte Doyle.
    »Genau das, Sir. Er saß auf 'nem Stuhl, im Dunkeln, das Gesicht vermummt, die Hände auf 'n Knien ...«
    »Und er hat sich nicht gerührt?«
    »So wenig, Sir, daß ich mir inzwischen dachte, ich wär über die Beute von irgend 'ner geheimnisvollen Dieberei aus'm Gruselkabinett von Madame Tussaud gestolpert. Die Gestalt vor mir hat nämlich absolut nix getan, um mir zu zeigen, ich tät den Raum mit 'nem lebendigen Menschen teilen.«
    »Was haben Sie dann getan?«
    »Ich hab 'ne Kerze aus meiner Tasche angezündet, um mir die Sache genauer anzusehn. Ich hab vorsichtig 'n Arm ausgestreckt und seine Hand angefaßt. Eigentlich mehr so ruck, zuck. Nix. Ich hab heißes Wachs auf ihn tropfen lassen. Als auch das nix gebracht hat, hab ich meinen Katzendolch gezückt und ihn gepickst. Er hat sich nich gerührt. Und obwohl seine Haut grau und kalt war wie 'n Fisch auf 'm Teller, hat mir irgendwas gesagt, daß der Kerl nich tot is - jedenfalls nich so richtig tot. Da lief's mir kalt 'n Rücken runter. Mir standen die Haare zu Berge, und ich hab schon mehr als einmal 'n frisch Verstorbenen gesehn, ohne daß ich Angst gekriegt hab. Aber so was hab ich noch nie erlebt.«
    »Haben Sie seinen Puls oder Herzschlag gefühlt?«
    »Ich muß zugeben, es war 'n bißchen viel verlangt, den Kerl noch mal anzufassen. Ich hab dann das gemacht, was mir als das Naheliegendste erschien. Ich hab ihm die Kapuze abgenommen.«
    »Der blaue Zwirn ...«
    »Ja, Sir, da war jede Menge blauer Zwirn, der schnürte ihm die Lippen zusammen, 'ne harte Arbeit, wie's aussah...«
    »Die Augen auch?«
    »Die Augen warn zwar zu, aber die Lider warn nich zugenäht ...«
    »Hat er geatmet?«
    »Lassen Sie ihn weitererzählen, Doyle«, sagte Sparks. »Ich weiß nich, Sir, ich hatte wirklich keine Traute, das angesichts der Lage nachzuprüfen, weil ich nämlich, als ich den ersten Blick auf ihn warf, erkannte, daß der Bursche mir nich unbekannt war ...«
    »Sie
kannten
ihn?«
    »Ja, Sir. Lansdown Dilks, 'n Schlagetot aus Wapping. Er war mal 'ne große Nummer. Wir haben ihn alle gekannt, als er noch am Leben war. 'n ziemlich fieser Zeitgenosse. Jedenfalls bis man ihn erwischt hat, wie er 'nem Ladenbesitzer in Brixton den Hals umgedreht hat...«
    »Er kam ins Gefängnis?«
    »Ja, wegen 'nem ganz üblen Mord, da hat man ihn eingelocht, is drei Jahre her. Sie können sich bestimmt vorstellen, wie überrascht ich war, den alten Knaben in 'nem Kartoffelkeller in Mayfair zu treffen - mit zusammengenieteten Lippen und steif wie 'n Aufziehsoldat, der darauf wartet, daß einer den Schlüssel in seinem Rücken dreht...«
    »Was haben Sie dann getan?«
    »Ich hab gehört, wie oben die Haustür aufging. Und bei dem Geräusch hat Lansdown die Augen aufgemacht.«
    »Die Augen

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