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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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pausenlos und schwitzen sich einen ab. Eins muß ich aber sagen: Tolle Frauen!
Wirklich
tolle Frauen!«
    »Wirklich.«
    »Sind zwar ausnahmslos Huren, auch wenn ihnen die kleinen Teerbabys am Hals hängen, wie Affen in ʹnem beschissenen Zoo«, sagte Nicholson, heiser vor unerlaubter Sinnlichkeit. »Für das Kleingeld, das man in der Weste hat, ziehen die mitten auf der Straße den Schlüpfer aus. Da kann man was erleben, das muß ich schon sagen! Stellen Sie sich einen Brocken schwarzen Fleisches auf Ihrem Schwanz vor, da kann man wirklich was losmachen, das ist 'ne echte tropische Pracht. Ha!« Er fuhr zügellos mit der Hand über seinen Schritt und schenkte sich einen neuen Brandy ein. »Ein bißchen Sport dieser Art könnte ich jetzt wohl vertragen, um den Mann in mir zu befriedigen. Irgendwann kommt der Tag, an dem es einem ziemlich egal ist, in welcher Verpackung die Sachen ankommen.« Er zwinkerte Sparks anzüglich zu.
    Die Vorstellung, daß Lady Nicholson seine
Ehefrau
war, daß ihre stattliche Vornehmheit je Subjekt im Auf und Ab dieses degenerierten Pavians gewesen war, schockierte Doyle zutiefst. Falls wirklich irgendein unbeschreibliches Grauen auf den Fersen dieses törichten Taugenichts war - so fühlte er sich plötzlich verlockt, ihm die Arbeit abzunehmen und zu beenden.
    »Wie geht es Ihrem Vater, dem Grafen?« fragte Sparks, dessen Tonfall weder eine Reaktion noch ein Urteil verriet.
    »Lebt noch immer!« sagte Nicholson, als sei dies der allergrößte vorstellbare Witz. »Ha! Er hängt am Leben, der tückische Schweinehund! Aber keinen Titel für unseren lieben kleinen Charles, der mit einem Hungerlohn auskommen muß und an die Börse des Alten gebunden ist. Und Sie glauben doch nicht, daß es ihm so nicht gefällt? Sie müssen nicht meinen, daß der Gedanke, daß ich in der Klemme sitze und kaum fähig bin, mein Haus mit den einfachsten Notwendigkeiten zu stützen, sein Herz nächtens erweichen könnte, wenn der Todesengel über ihm schwebt? Ha! Er hat sie nicht mehr alle. In seinen Adern fließt Bosheit. Bosheit, Eiswasser und Pferdepisse, und deswegen ist er auch
noch nicht
tot!« In einem Aufflammen von Zorn schleuderte Nicholson seinen Becher in den Kamin, sprang mehrmals in die Luft, wobei seine Knie fast die Schultern berührten, drehte sich wie ein Derwisch und schrie in einem Anfall infantiler Wut.
    Doyle und Sparks tauschten einen besorgten Blick und fragten sich, wie gefährlich dieser Verrückte tatsächlich war. Doch so plötzlich sein Wutanfall gekommen war, endete er auch: Nicholson trat an den Kamin, um sich einen neuen Becher zu holen. Er füllte ihn besonnen, wobei er einen fröhlichen Refrain aus der neuesten Operette von Gilbert und Sullivan trällerte.
    »Und wie geht es Ihrer Frau?« fragte Sparks.
    Nicholson hielt in seinem Gesang inne und drehte ihnen den Rücken zu.
    »Lady Nicholson. Wie geht es ihr?«
    »Meine Gattin«, sagte Nicholson kalt.
    »Stimmt. Ich habe sie kürzlich in London gesehen.«
    »Sie haben sie gesehen ...«
    »Ja. Sie sah nicht sehr gut aus.«
    »Nicht gut...«
    »Ganz und gar nicht gut. Sie war ziemlich blaß.«
    Was geht hier vor? dachte Doyle.
    »Sie war ziemlich blaß«, wiederholte Nicholson, der ihnen noch immer den Rücken zudrehte, und schob eine Hand in die Tasche seines Hausmantels.
    »Wenn Sie mich fragen, so sah sie sogar ziemlich mitgenommen aus. Vielleicht hat sie sich Sorgen um Ihren Sohn gemacht? Wie geht's denn Ihrem Sohn?« Unmißverständliche Feindseligkeit wurde in Sparks' Tonfall hörbar.
    »Mein Sohn ...«
    »Also wirklich«, sagte Sparks mit einem Kichern, »spielen Sie den Papagei, wenn man Ihnen eine klare Frage stellt, oder hat Ihr Vater Ihnen nie beigebracht, wie man eine passende Antwort gibt?«
    Nicholson drehte sich zu Sparks um. Er hielt eine Pistole in der Hand. Seine Lippen waren zu einem boshaften Grinsen geschürzt.
    »Wer sind Sie?« fragte er.
    »Sie
wollen
also nicht antworten ...«
    »Sie hat Sie geschickt, nicht wahr?«
    »Sie sind durcheinander.«
    »Meine Gattin hat Sie geschickt ... Sie sind ihr Geliebter, nicht wahr? Diese dreckige Hure ...«
    »Achten Sie auf Ihre Worte ...«
    »Sie ficken sie, nicht wahr? Warum streiten Sie es ab?«
    »Legen Sie das Schießeisen weg, Sie dummer Junge!« rief Sparks mit scharfer Autorität und ohne einen Muskel zu rühren. »Legen Sie sie sofort hin!«
    Nicholson erstarrte wie ein Hund, der einen Pfiff vernimmt, der oberhalb der menschlichen Hörgrenze liegt. Das verzerrte

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