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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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das irgendwo aus den Tiefen des Hauses kam, verriet ihnen, daß die Eindringlinge die äußeren Befestigungen geknackt hatten.
    »Fassen Sie mal mit an, Doyle«, sagte Sparks und schob einen schweren Holztisch gegen die Küchentür. Auf ihm stapelten sie den Rest der sich im Raum befindlichen Möbel, hielten ihre Waffen bereit und warteten darauf, daß Barry den Durchgang freimachte.
    »Wie lautet Ihre Diagnose über den elenden Charley?« fragte Sparks.
    »Wahnsinn im Anfangsstadium«, sagte Doyle. »Wahrscheinlich tertiäre Syphilis.«
    »Vom Hals an aufwärts tot. Er hat mehr Löcher im Hirn als ein Bienenstock.«
    Auf der Treppe und im oberen Stockwerk ertönten gedämpfte Schritte. Das
Schnack,
das laut wurde, als Barry einen Dorn in das Schloß trieb, warf in dem engen Raum ein Echo wie ein Pistolenschuß.
    »Sachte, Barry.«
    »Ich würd ja gern ʹn
Pfeifenreiniger
verwenden«, sagte Barry leicht verärgert, »aber ich glaub nich, daß er die gleiche Wirkung hätte.«
    »Danke, Barry«, sagte Sparks nicht weniger ironisch.
    »Hätte er sich doch nur an den Namen des Verlags erinnert«, sagte Doyle.
    »Den finden wir auch so leicht. Vorausgesetzt, wir kommen lebend nach London. Wie stehtʹs denn so, Barry?«
    »Nur noch ʹn Sekundchen.«
    »Selbst Wenn man die Verblendung in Abzug bringt, die mit seiner Krankheit einhergeht«, gestand Doyle ein, »sieht es so aus, als wäre Lady Nicholson nicht die Unschuld, für die wir sie gehalten haben.«
    »Das sind Frauen selten.«
    Barry brach das Schloß auf und öffnete die Tür. Der Geruch, der sie mit dem von unten heranwehenden Wind begrüßte, war abgestanden, alterslos und so schal wie der einer Gruft. Sparks übernahm die Führung, und sie stiegen die ersten Stufen hinab. Die Treppe war geradewegs aus dem Boden gehauen worden; steil, von schlüpfrigem Moos bewachsen und primitiv. Das Licht aus der Küche reichte nur eine kurze Strecke über die Stelle hinaus, an der sie standen, danach versanken die Stufen in stygischer Schwärze.
    »Da is ʹne Laterne«, sagte Barry und nahm eine Öllampe von einem Haken an der Erdwand. Er entzündete ein Streichholz und steckte den Docht an. Das blasse Glühen erzeugte eine kleine Beule in der unterirdischen Finsternis. Sparks nahm die Laterne und ging weiter nach unten.
    »Seien Sie vorsichtig«, rief er. »Die Treppe ist so glatt wie Eis.«
    »Ziehn Sie bitte an dem Knauf am Türpfosten, Chef«, bat Barry.
    Doyle tat es, und die Geheimwand glitt wieder sauber nach unten und verbarg den Eingang.
    »Die Tür auch, bitte«, riet Barry.
    Doyle schloß die Tür und verrammelte sie mit einem soliden, ihm sehr willkommenen Eisenriegel, so daß sie nun zum Abstieg verpflichtet waren. Die Treppe schien endlos zu sein. Als die moosbewachsenen Stufen in grob gehauenes Gestein übergingen, warfen ihre Schritte dünne Echos. Bald darauf wichen die Wände zurück; rechts und links in der Dunkelheit waren Nischen zu erkennen. Doch das matte Licht der Laterne konnte die gespenstischen Umrisse der sie umschließenden riesigen Kaverne nur andeuten. Der Wind wisperte und heulte. Unter sich vernahmen sie das Quicken und Rascheln von Ungeziefer, das vor den sich nähernden Eindringlingen Reißaus nahm.
    »Wo sind wir hier?« fragte Doyle.
    »Das einzige, das hier von Menschenhand geschaffen wurde, ist die Treppe«, sagte Sparks. »Alles andere ist natürlichen Ursprungs. Vielleicht eine Meeresgrotte. Es scheint, man hat Topping darüber aufgebaut.«
    »Wir sind gut fünfzehn Meilen vom Meer entfernt.«
    »Danke, Barry. Dann eben ein unterirdischer Fluß.«
    »Hör aber kein Wasser«, meinte Barry skeptisch.
    »Was aber nicht bedeutet, daß es hier keinen gegeben haben kann, oder?«
    »Nein«, sagte Barry, wenn sein Tonfall auch andeuteteffdaß er dieser Möglichkeit nur eine geringe Wahrscheinlichkeit beimaß.
    »Vielleicht hat Lady Nicholson diese Grube ausgehoben, damit sie sich hier bei Vollmond mit Satan unterhalten kann«, sagte Sparks und zwinkerte Doyle zu. Wie kann der Mann nur Witze über solche Dinge machen? dachte Doyle. Und dann auch noch in einer solchen Situation.
    »Ob sie uns wohl folgen?« fragte Doyle.
    »So einfach werden sie die Tür nicht finden.«
    »Es sei denn, Nicholson verrät ihnen, wo sie ist.«
    »Der Mann weiß doch kaum noch, wer er selbst ist.«
    Sparks hatte den Satz kaum ausgesprochen, als sie auf ebenen Boden traten. Sie legten eine Pause ein, um sich zu orientieren. Die Grotte erschien ihnen so abstoßend wie

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