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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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geschlagen hat, um die Pferde zu retten, sein Ableben bewirkt.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Denken Sie nach: Das Loch ist fertig, er führt die Pferde zum Stall, den er leer, doch ansonsten unberührt vorfindet. Er traut sich nicht ins Haupthaus, weil er nicht dort wohnt.
    Er ist ein einfacher Mann, seine Welt ist der Stall. Wenn sein Herr den Verstand verloren und einen großen Wall gebaut hat, geht es ihn nichts an. Er bringt die Pferde hinein, bürstet sie ab und füttert sie. Er setzt sich Tee auf und brät sich ein Stück Fleisch. Er hört draußen etwas; irgend etwas, das die Pferde erschreckt, also läßt er sein Essen auf dem Tisch stehen und geht in den Stall, um nachzusehen. Und da wird er von etwas niedergemacht, das ihm auf das Grundstück gefolgt ist.«
    »Armer Teufel. Was hätte ihm so etwas antun können?«
    Sie waren nun am Ende des Korridors angelangt und standen vor der Tür, die Ruskin ihnen als die seines Herrn beschrieben hatte. Hier war der Boden vollständig mit einer Salzschicht bedeckt.
    »Wozu dient das Salz? Gegen was bedeutet es Schutz?« murmelte Sparks nachdenklich..
    Plötzlich wurde die Luft von dem lauten Geschepper zerbrechenden Geschirrs und einem wütenden Aufschrei hinter der Tür zerrissen.
    »
Merde!
Fatzken! Plunder! Ha!«
    Sparks legte einen Finger auf seine Lippen, bat um Ruhe und klopfte an die Tür. Keine Reaktion. Doch der Lärm wurde lauter. Er klopfte erneut.
    »Alles in Ordnung, Sir?« fragte Sparks, der nun eindeutig die Stimme Ruskins nachahmte.
    »Hau ab! Hau ab, spiel mit deiner Eisenbahn!«
    »Bitte um Vergebung, Sir«, fuhr Sparks im gleichen Tonfall fort, »aber es sind einige Gäste angekommen. Sie möchten Sie sprechen.«
    »Gäste?
Gäste
sind angekommen?« trompetete die Stimme in einem Ebenmaß von Unglauben und Geringschätzung.
    »Ja, Sir, und das Essen ist fertig. Wir sollten nun Platz nehmen. Sie wissen doch, wie wenig Sie es schätzen, wenn das Entree kalt wird.« Wenn Doyle Hie Augen geschlossen hätte, wäre er nie auf die Idee gekommen, der arme, fettleibige Kerl stünde nicht neben ihm.
    Hinter der Tür näherten sich Schritte. Dann wurden mehrere Riegel zurückgezogen.
    »Wenn es eins gibt, das ich nicht ertragen kann, du schwabbeliger Bastard«, sagte die Stimme, wobei sie lauter und schriller wurde, »ist es die schmutzige Verewigung von Lügen!« Weitere Riegel wurden entriegelt und Schlösser geöffnet. »Es gibt keine Feier, es sind keine Gäste da. Es gibt auch kein Dinner, und wenn ich noch ein Wort aus deinem dreckigen Schandmaul über diesen elenden Quatsch höre, quetsche ich mit meinen eigenen Händen das Leben aus deinem Schweinehals, siede deine Leiche in einer Grube und mache Weihnachtskerzen aus deinem Fett!«
    Die Tür wurde aufgezogen, und sie standen vor einem Mann von durchschnittlicher Größe und Gestalt. Sein mildes und sympathisches Gesicht wurde vom wüsten Nimbus eines dichten blonden Bartes und eines Schopfes umrahmt, der in letzter Zeit weder Bürste noch Kamm gesehen hatte. Die Augenbrauen wucherten wie ungeschnittene Hecken und liefen über die Gebirgskämme seiner Stirn. Seine Augen waren rund, schillernd, so hell wie Kornblumen und standen zu beiden Seiten seiner spitzen Adlernase auseinander. Er war zwar mindestens vierzig Jahre alt, doch sein Gesicht zeigte die glatte Jugendlichkeit eines Schuljungen, was aber weniger an seinem gesunden Erbgut als an der gereizten Sturheit zu liegen schien, Erfahrungen zu sammeln. Über einer losen Bluse trug der Mann einen schwarzseidenen Hausmantel, eigentümliche Stiefel mit Korksohlen und Reithosen. Und er hielt ihnen eine doppelläufige Schrotflinte unter die Nase.
    Niemand rührte sich. »Lord Nicholson, nehme ich an«, sagte Sparks so freundlich und ruhig wie ein Missionar bei einem Hausbesuch.
    »Sie sind ja gar nicht Ruskin«, sagte Nicholson vorwurfsvoll. Und dann, unfähig, der Gelegenheit einer weiteren Herabsetzung zu widerstehen: »Dieses dämliche Rindvieh!«
    »Baron Everett Gascoyne-Pouge«, stellte sich Sparks mit der affektierten Aussprache eines erschöpften Nichtstuers vor und zeigte ihm mit sardonischem Gleichmut die Einladung zur Silvesterfeier. »Ich nehme zwar an, daß Sie das Fest abgesagt haben, alter Knabe, aber irgendwie scheint meine Einladung noch durchgekommen zu sein.«
    »Tatsächlich?« sagte Nicholson. »Wie merkwürdig. Na, macht nichts, kommen Sie rein, kommen Sie rein! Ich bin erfreut!« Er ließ die Flinte sinken, war ganz aufmerksamer

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