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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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einer der wenigen Orte, an dem zwei Herren - beziehungsweise ein Herr und sein Diener -, die von der schweren Arbeit in einem Kohlentender von Kopf bis Fuß schwarz waren, von den Gästen und dem Personal nur mit einen beiläufig interessierten Blick bedacht wurden.
    Sparks zwinkerte dem verständnisvollen Mann am Empfang zu, trug sich als »Milo Smalley, Esquire« ein und zahlte bar für zwei nebeneinanderliegende Zimmer im zweiten Stock. Die beiden Männer bestellten sich ein Bad, das sie in einem Gemeinschaftsraum am anderen Ende des Korridors, in dem sich auch mehrere andere Gentlemen säuberten, unsäglich genossen. Eine oberflächliche Einordnung der im Bad geführten Gespräche machte Doyle klar, daß das Melwyn ungeachtet seines Äußeren eine gesuchte Zwischenstation für eine ganze Klasse von kritischen, gut aufgelegten und gebildeten Männern war. Als er das Bad verließ, sah sich Doyle zum ersten Mal, seit er sich seines Schnauz- und Backenbarts entledigt hatte, im Spiegel. Dank der kosmetischen Nickelbrille aus Sparks' Trickkiste und des kurzen Dienerhaarschnittes, den Barry ihm verpaßt hatte, sah er sich von einem Gesicht begrüßt, das er zweimal anschauen mußte, um sicherzugehen, daß es das seine war.
    Durch die grundlegenden Veränderungen seiner äußeren Erscheinung ermutigt, geschrubbt, rasiert und als erster in ihre Räume zurückkehrend, fand Doyle dort zu seiner Überraschung ihm unvertrautes Gepäck, frische, auf dem Bett ausgelegte Abendanzüge und Larry, den hochgeschätzten Bruder Barrys, vor, der gerade im Kamin ein Feuer anzündete. Doyle freute sich so über das unerwartete Wiedersehen mit ihrem kleinen Komplizen, der darüber nicht weniger froh zu sein schien, daß er ihn beinahe umarmt hätte. Obwohl Doyle es kaum erwarten konnte, Larry von ihren Abenteuern zu berichten, hob dieser die Hand, um ihn, noch bevor er ein Wort gesprochen hatte, zum Schweigen zu bringen.
    »'zeihung, Chef, aber mein Bruder hat mich schon auf'n neuesten Stand gebracht, vom Hölzken bis zum Stöcksken sozusagen, und so weiter. Da haben Sie ja noch mal Glück gehabt... Und 'ne unglaubliche Geschichte isses noch dazu, Sir ... Übrigens, wenn Sie nix dagegen haben, gratulier ich Ihnen zu dem Haarschnitt. Wie ich seh, hat mein Bruder seine Kunst mal wieder ausgeübt. Er war nämlich vor 'ner langen, langen Zeit bei 'nem Barbier in der Lehre. Um die Wahrheit zu sagen, es war wegen der Barbiertochter, der er an die Wäsche wollte ... Aber ich muß sagen, Doktor, mit dem neuen Schnitt und ohne Kotelettes sehn Sie insgesamt doch mehr aus, wie's Ihrem Charakter entspricht. Offen gesagt, hätt ich nicht gewußt, daß Sie's sind, ich hätt Sie kaum erkannt.«
    »Wie ich vermute, warst du sehr beschäftigt, Larry«, sagte Sparks, der sich beim Betreten des Raumes abtrocknete. »Erzählst du uns, was du entdeckt hast, oder soll ich es versuchen?« Larry warf einen bestürzten Blick auf Doyle.
    »Du verletzt schon kein Vertrauen«, sagte Sparks. »Der Doktor hat so feste Wurzeln in den geheimen Boden unseres Feldzuges geschlagen, daß Dynamit erforderlich wäre, um sie zu entfernen. Du kannst ganz offen sein. - Nein, warte!« Sparks kniff die Augen zusammen und maß den zurückhaltend grinsenden Larry, dem völlig klar war, was nun folgen würde, mit einem prüfenden Blick.
    »Ganz wie Sie wünschen, Sir«, sagte Larry. Und dann, mit einem Zwinkern in Richtung Doyle: »Das müssen Sie sich anhören ...«
    »Bei der Untersuchung von Drummonds Haus«, sagte Sparks, »hast du herausbekommen, daß der General, von dem wir wissen, daß er zwei Tage vor Weihnachten in den Norden gereist ist, nicht zurückgekehrt ist. Du hast die Londoner Adresse von Lord und Lady Nicholson in Erfahrung gebracht. Es ist ein gelbes, zweistöckiges Einzelhaus in Hampstead Heath, und als du es aufgesucht hast, stand es ebenfalls leer. Du hast dich mit Barry in deinem Lieblingslokal - im Elephant and Castle - getroffen, wo er dir von unseren letzten Unternehmungen erzählt hat. Dabei habt ihr zwei halbe Liter getrunken und ein Shepherd's Pie gegessen ...«
    Larry schüttelte den Kopf und schenkte Doyle ein breites Lächeln. »Sehn Sie? Isses nich toll, wie er das macht?«
    »Also, bitte, Larry, raus damit: Wie war ich?«
    »Stimmt alles, Sir ... nur war's kein Shepherd's Pie. Heute abend hab ich mir 'ne Portion Kate und Sydney genehmigt.«
    »Natürlich«, sagte Sparks, während er sich anzog. »Steak und weiße Bohnen. Heute ist ein Feiertag, da

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