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Sieben

Sieben

Titel: Sieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Frost
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locken.
    Nachdem man sie nicht mehr brauchte, hat man die Frau und ihren armen Bruder betrogen und ermordet.«
    »So könnte es gewesen sein, aber die Rolle ihres Bruders ist irgendwie noch nicht richtig definiert.«
    »Er wird wegen einer dringenden Angelegenheit aus der Schule gerufen. Sie versichert sich seiner Hilfe gegen ihre Mitverschwörer, denen sie nicht mehr trauen kann. Vielleicht hat er auch selbst zu ihnen gehört und aus einer anderen Richtung Druck auf sie ausgeübt. Sie haben gesagt, er schien ihr abzuraten, als sie an der Tür warteten.«
    »Wenn ich es nicht besser wüßte, Jack, könnte man fast annehmen, daß Sie die Frau verteidigen.« Doch im matten Leuchten der Laterne sah Doyle, daß finstere Unzufriedenheit Sparks' Gesicht umrahmte.
    »Irgend etwas stimmt da nicht«, sagte er.
    »Andererseits«, sagte Doyle, der sich an das Licht in ihren tiefblauen Augen erinnerte, »haben wir nur eins, was die Vorstellung unterstützt, daß sie mit ihnen unter einer Decke steckte: Das mehr oder weniger zusammenhanglose Geschwätz ihres derangierten und sitzengelassenen Gatten.«
    Sparks antwortete nicht. Sein Blick war geistesabwesend; er schien in irgendwelche persönlichen Schlußfolgerungen versunken zu sein. Sie fuhren langsam und schweigend durch den engen Tunnel.
    »Vor uns is Licht!« gab Barry bekannt.
    Soweit die Wände es erlaubten, spähten sie nun in den vor ihnen liegenden Stollen hinein, in dem der Strahl der Bugleuchte im näherkommenden Tageslicht an Kraft verlor. Augenblicke später befreite sich der Zug aus der beengenden Umklammerung der Erde und brachte sie erstmals, seitdem sie das vom Unglück heimgesuchte Haus betreten hatten, ins Freie.
    »Bravo, Barry!«
    Das Gleis schmiegte sich an den Abhang einer kahlen Schlucht, unter der ein rascher Fluß dahinströmte. In der Ferne konnten sie hinter den Baumwipfeln die Zinnen der höchsten Türme von Topping ausmachen, eingehüllt von dicken, aggressiven schwarzen Rauchsäulen, die in den grauen Himmel aufstiegen. Bedrohliche Wolken kündeten eventuellen Regen an. Doch nicht einmal eine Sintflut wäre rechtzeitig gekommen, um die ehrwürdige Existenz von Topping Manor zu retten.
    »Sie haben es angezündet«, sagte Barry bestürzt. »Das ganze Silber ...«
    »Vielleicht haben sie die Tür nicht gefunden. Vielleicht nehmen sie an, daß wir drinnen gefangen sind«, sagte Doyle hoffnungsvoll. »Wenn sie uns für tot halten, blasen sie die Jagd bestimmt ab.«
    »Dazu hätte er mich zuvor eigenhändig vierteilen und verbrennen müssen«, sagte Sparks grimmig.
    Doyle musterte ihn, als er auf das brennende Gebäude zurückschaute und dann den Horizont nach Anzeichen einer Verfolgung absuchte. Sein Blick war so angespannt und wild wie der eines Raubvogels.
    »Wer ist
er,
Jack?« fragte Doyle leise. »Der Mann in Schwarz. Sie kennen ihn doch, oder?«
    »Er ist mein Bruder.«

Nemesis
    DAS GLEIS VERLIEF entlang der Schlucht in Richtung Süden und Osten sowie während der nächsten Meilen parallel zum Fluß. Der Abhang neigte sich schrittweise nach unten, wo er an der flachen Meeresküstenebene am Fluß endete. Trotz ihrer konstanten Aufmerksamkeit gewannen die drei Männer im Zug keinen Hinweis darauf, daß der Feind ihr Entkommen bemerkt hatte. Kurz nachdem sie auf ebenen Boden gelangt waren, stießen sie auf die schwungvolle Halbmondkurve einer Bahnlinie, die nach Osten abbog. Auf Sparks' Anweisung hin hielt Barry die Lok an, sprang ab und stellte die Weiche, um sie auf ein Gleis zu bringen, das vom Fluß fortführte. Als die Lok ihre alte Geschwindigkeit wieder aufgenommen hatte, machten Doyle und Sparks ihren Oberkörper frei, schaufelten Kohle vom Tender in einen Eimer und schleppten ihn auf den Schultern zum Kessel. Obwohl dem kalten Wind ausgesetzt, führte die schwere Arbeit bald dazu, daß sie in Schweiß gebadet waren. Sie entfachten das Feuer bis zum Maximum und nutzten die Kraft des quellenden Dampfes soweit aus, wie der Kessel sie herzugeben bereit war. Sie jagten mit hoher Geschwindigkeit dahin und nutzten jeden Vorteil, den sie auf der Rückfahrt nach London aus dem robusten Eisenroß herausholen konnten.
    Sparks verlor kein Wort mehr über seinen Bruder. Statt dessen verfiel er wieder in einen jener Zustände von Geistesabwesenheit, der keine Fragen duldete, und natürlich lenkte die schwere Arbeit sie auch ab. Barry gab der Lok heftig die Sporen, fuhr mit bedenklichem Tempo in die Kurven ein, verlangsamte nie, wenn sie gelegentlich auf

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