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Sieben Erzaehlungen

Titel: Sieben Erzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dino Buzzati
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kleinen Tieren, immer noch zwei Rauchfaden ausstoßend. Nachdem er die Kinder erreicht hatte, legte er sich ermattet hin, streckte mit unendlicher Mühe den Kopf aus und begann zärtlich, die toten Tierchen zu belecken, mit der Absicht vielleicht, sie ins Leben zurückzurufen. Schließlich schien der Drache alle ihm verbliebenen Kräfte zusammenzufassen, er hob den Hals senkrecht zum Himmel, wie er es noch nicht getan hatte, und aus dem Rachen drang, zuerst leise, dann mit wachsender Stärke, ein unsagbares Geheul, ein Schrei, nie gehört auf der Welt, nicht tierisch, nicht menschlich, so haßbeladen, daß sogar der Graf schreckgelähmt erstarrte.
    Jetzt verstand man, warum er zuvor nicht hatte in die Höhle zurückkehren wollen, wo er doch Rettung gefunden hätte, warum er keinen Schrei ausgestoßen und sich auf ein Zischen beschränkt hatte. Der Drache dachte an seine Kinder, und um ihnen Böses zu ersparen, hatte er seine eigene Rettung geopfert, hätte er sich nämlich in der Höhle verborgen, so würden die Menschen ihn dort drinnen verfolgt und seine Kinder entdeckt haben, und wenn er seine Stimme erhoben hätte, wären die Tiere herausgelaufen, um zu sehen, was es gäbe. Nur jetzt, da er sie sterben gesehen hatte, gab er sein infernalisches Geheul von sich.
    Er rief um Hilfe, er verlangte Rache für seine Kinder. Aber wen rief er? Die Berge etwa, trocken und menschenleer, den Himmel ohne Vögel und Wolken, die Menschen, die ihm so viel Böses antaten, den Teufel vielleicht? Das Geheul durchbohrte die Felsenmauern und die Himmelskuppel, erfüllte die ganze Welt. Es schien unmöglich (auch ohne jeden vernünftigen Grund), es schien unmöglich, daß niemand ihm antworten würde. „Wen kann er rufen?“ fragte Andronico, der vergebens versuchte, seiner Stimme einen scherzhaften Klang zu geben. „Wen ruft er? Da ist niemand, der kommt, scheint mir.“
    „Oh, daß er schnell sterbe!“ sagte die Frau.
    Aber der Drache entschloß sich nicht zu sterben, obwohl der Graf in blinder Raserei mit dem Gewehr auf ihn schoß, um ihn auszulöschen. Tac! Tac! Es war unnütz. Der Drache liebkoste mit der Zunge die toten Tiere, während immer langsamer fließend ein weißlicher Saft ihm aus dem unversehrten Auge hervorquoll.
    „Der Saurier“, rief Professor Fusti aus, „sieh, wie er weint!“ Der Gouverneur sagte: „Es ist spät. Genug, Marino, es ist spät und Zeit zu gehen.“
    Sieben Mal erhob sich die Stimme des Ungeheuers zum Himmel, und Fels und Himmel erdröhnten. Beim siebten Mal schien sie nie zu enden, dann erlöschte sie plötzlich, fiel senkrecht herab, versank im Schweigen.
    In der tödlichen Ruhe, die nun folgte, hörte man stoßweises Husten. Von Pulver ganz bedeckt, das Antlitz verzerrt in Anstrengung und Schweiß, warf der Graf sein Gewehr zwischen die Felsen, überquerte den Geröllkegel hustend und preßte seine Hand auf die Brust.
    „Was gibt’s?“ fragte Andronico mit ernstem Gesicht in düsteren Vorahnungen. „Was ist Dir geschehen?“ „Nichts“, sagte Gerol, mühsam den Ton der Stimme zur Fröhlichkeit stimmend. „Mir ist etwas von diesem Rauch in die Kehle geraten.“ - „Von welchem Rauch?“
    Gerol antwortete nicht, machte aber mit der Hand ein Zeichen zum Drachen. Das untier lag unbeweglich, auch den Kopf hatte es auf die Steine sinken lassen, man hätte es für tot halten können, wenn nicht diese beiden dünnen Rauchfaden gewesen wären.
    „Ich glaube, mit ihm geht es zu Ende“, sagte Andronico. So schien es wirklich zu sein. Das unglaublich hartnäckige Leben entfloß dem Maul des Drachen.
    Niemand hatte seinen Schrei beantwortet. In der ganzen Welt hatte sich niemand gerührt. Die Berge standen unbeweglich, auch die kleinen Steinlawinen taten so, als wären sie nicht vorhanden, der Himmel war klar, nicht die kleinste Wolke, und die Sonne machte Anstalten, unterzugehen. Niemand, nicht Lebewesen, nicht Geister, waren die Bluttat rächend zu Hilfe geeilt. Er war es gewesen, der Mensch, der diesen übrig gebliebenen Fleck der Welt ausradiert hatte, der listige und mächtige Mensch, der, wo auch immer er sei, weise, Ordnung schaffende Gesetze aufstellt, der untadelbare Mensch, der sich um den Fortschritt bemüht und in keiner Weise das Überleben des Drachen zugeben kann, nicht einmal in abgelegenen Gebirgen. Es war der Mensch, der zu töten hatte, und es wäre töricht gewesen, ihn dafür zu tadeln.
    Das, was der Mensch getan hatte, war richtig, entsprach auf das genaueste den

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