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Sieben in einem Auto

Sieben in einem Auto

Titel: Sieben in einem Auto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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nichts. Und übrigens hat euer Vater auch einen recht stolzen Giebel im Gesicht.“
    „Papas Nase muß so sein“, sagte Christine, „die ist männlich.“
    „Quatsch!“ rief Sascha, „Weiblich ist die, wie alle Nasen der Welt! Es heißt nämlich die Nase, und die ist weiblich.“
    „Die Franzosen sagen aber der Nase“, klärte Conny ihn auf. „Das ist aber doof!“ rief Jan. „Der Nase! Die sagen wohl auch der Ohr, was?“
    „Nein, die Ohr“, wußte Conny.
    Jan wunderte sich.
    „Können ja alle nicht richtig Deutsch!“
    „Aber richtig Französisch“, sagte Conny, „weil sie nämlich Franzosen sind, du kleiner Dösbaddel.“
    Wenige Minuten später waren sie an der Brücke hinter dem Wiedersbergerhornhaus. Hier parkte Herr Heger den Wagen, und sie wanderten los.
    Mittags gelangten sie auf eine grasbewachsene Hochebene, von wo aus sie einen freien Blick nach allen Seiten hatten. Dort lagerten sie und schätzten ab, wie lange sie noch bis zum Gipfel brauchten.
    „Das ist ja sehr schön hier“, stellte Christine fest, „aber die Mücken hätten ruhig wegbleiben können!“
    „Und die Stechfliegen erst recht!“ rief Sascha. „Patsch! Die hab ich gekillt! Die Viecher stechen ja wie verrückt. Hast du keine Pfeife bei dir, Papa, oder eine Zigarette? Rauch soll sie ja in die Flucht schlagen.“
    Herr Heger schüttelte den Kopf.
    „Damit kann ich leider nicht dienen“, antwortete er. „Aber soll ich euch mal was sagen? Ich hab das Gefühl, daß wir gleich das allerschönste Gewitter kriegen. Guckt euch nur mal den Himmel da drüben an! Teer ist weiß dagegen! Und seht mal, wie schnell die Wolkenwand näherkommt! Ich meine, wir sollten schnellstens zurückmarschieren. Vielleicht kommen wir noch trocken ins Auto.
    „Das Gewitter zieht doch vorbei, wenn mich mein Falkenauge nicht täuscht“, sagte Conny. „Hier ist es doch ganz hell.“
    „Noch!“ rief Herr Heger. „Für wenige Augenblicke. Gleich ist die Sonne hinter den schwarzen Wolken verschwunden, und dann wird es unheimlich hier oben.“
    „Herr Herbach hat uns auch vor Gewittern im Gebirge gewarnt“, ließ Sascha sich vernehmen. „Die kommen fast so plötzlich, als wenn man das Licht ausdreht, sagt er.“
    „Auweh, wenn der das sagt, wollen wir es mal glauben und uns auf die Socken machen“, spottete Conny, „der steht ja mit dem Gebirge auf du und du und kennt sich aus mit allem, was da passieren kann. Auf denn, die Stiefel geschnürt und den Rucksack geschultert, Herr Herbach ruft!“
    Kaum hatte sie das gesprochen, da flammte ein Blitz auf, sekundenlang und so grell, daß alle erschrocken die Augen zusammenkniffen.
    „Da haben wir’s!“ rief Herr Heger. „Jetzt aber los! Hier sind wir völlig ungeschützt. Weiter unten im Wald können wir uns unter die Bäume stellen.“
    Dem Blitz folgte ein langanhaltender dumpfer Donner. „Hoh!“ machte Stefan. „Bum bum!“
    Jan hatte Angst.
    „Schnell, Papa!“ rief er. „Mach doch schnell!“
    Sie hasteten los, während sich der Himmel gänzlich bezog und sich eine unheilvolle Dunkelheit ausbreitete. Es blitzte immer häufiger, und das Donnern wurde von Mal zu Mal lauter.
    „Das Gewitter kommt näher“, sagte Christine ängstlich. „Ich fürchte, wir sind schon mittendrin“, sagte Herr Heger. „Zeigt, was in euch steckt! Wir müssen schnellstens runter von dieser freien Fläche. Faß die Mama an, Jan, dann habt ihr beide einen Halt aneinander! Daß sich jetzt bloß keiner einen Fuß verstaucht!“
    Sie waren noch weniger als einen Steinwurf weit vom Wald entfernt, da setzte ein so heftiger Regen ein, daß sie schon nach fünf Schritten alle bis auf die Haut naß waren. Es war ihnen, als gingen sie durch eine Wand aus Wasser, als bräche ein Fluß über sie herein. Jan begann zu weinen. Stefan aber, der sich das gewaltige Unwetter nicht deuten konnte, war ganz ruhig, leckte dauernd das Wasser auf, das ihm ins Gesicht klatschte, und schloß die Augen, wenn die dunkle Flut von den grellen Blitzen aufgerissen und erhellt wurde. Der Donner krachte so mörderisch drohend, so gefährlich laut, daß sie glaubten, der Berg sollte gespalten werden und sie mit ihm. Zum Greifen nah schossen die Blitze vor, hinter und neben ihnen nieder, als nähmen sie Maß oder machten Zielübungen, um sie mit tödlicher Sicherheit beim nächsten oder übernächsten Mal zu treffen und zu vernichten.
    Jan weinte laut.
    „Wenn wir jetzt alle sterben müssen, Mama?“ jammerte er. „Ich hab

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