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Sieben Jahre Sehnsucht

Sieben Jahre Sehnsucht

Titel: Sieben Jahre Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Day
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auch.«
    Beth war in den vergangenen Tagen ein wahrer Segen gewesen, hatte Jess mit ihrer guten Laune Mut gemacht, während alle anderen ihre Reisepläne missbilligt hatten.
    »Ein großes Abenteuer«, wiederholte Jess. »Ja, das wird es wohl werden.«
    Als kurz vor sechs ein Klopfen an Jess’ Kabinentür ertönte, legte sie das Buch weg, in dem sie gelesen hatte, und stand widerwillig auf. Beth, die Jessica gegenüber am Tisch saß, flickte gerade einen Strumpf, und die stille Vertrautheit war sehr angenehm gewesen.
    Die Zofe legte ihre Näharbeit beiseite und öffnete die Tür, hinter der Millers kindliches Gesicht auftauchte. Er lächelte schüchtern und ließ etwas krumme Zähne erkennen. Jess entließ Beth, damit diese bei den Angestellten essen konnte, und folgte dem jungen Mann zur Kapitänskabine. Der Klang einer Geige ertönte, der immer lauter wurde, je mehr sie sich der breiten Tür am Ende des Korridors näherten. Der unsichtbare Violinist spielte voller Leidenschaft, die Melodie war betörend und schwermütig. Von der Musik verzaubert ging Jessica schneller. Miller klopfte einmal an die Tür und öffnete sie dann, ohne auf eine Antwort zu warten. Mit einer galanten Armbewegung bat er sie in das geräumige Innere der Kabine.
    Höflich lächelnd trat Jess ein und hielt Ausschau nach Captain Smith, der sich sogleich von seinem Platz am Fuß einer langen Tafel erhob, zusammen mit zwei weiteren Gentlemen, die ihr als Erster Offizier und Schiffsarzt vorgestellt wurden. Nachdem die üblichen Höflichkeitsfloskeln ausgetauscht worden waren, sah sie neugierig zu dem Geigenspieler hinüber, der mit dem Rücken zu ihr vor der breiten Fensterfront stand, die das Heck verkleidete. Da der Mann keine Frackjacke trug, wandte Jess die Augen hastig wieder ab. Doch als der Kapitän sie an den Tisch geleitete, spähte sie noch einmal verstohlen in Richtung des skandalös halb bekleideten Mannes. Ohne verhüllende Frack schöße war sein Gesäß schamlos ihren Blicken ausgesetzt. Mit diesem Teil der männlichen Anatomie hatte sie sich vorher noch nie näher befasst. Nun stellte sie fest, dass sie den Anblick durchaus genoss, wenn die zur Schau gestellten Hinterbacken derart fest und wohlgeformt waren.
    Während sie sich mit den Offizieren unterhielt, wanderten ihre Augen immer wieder zu dem dunkelhaarigen Musiker, der seiner Violine solch wunderschöne Melodien entlockte. Durch seine fließende, geübte Bogenführung spannten sich seine Schultern und der Rücken auf eine Art an, die Jess bei Männern schon immer faszinierend gefunden hatte. Der männliche Körper war so viel größer und kraftvoller als der einer Frau – war zu ungezügelter Aggression genauso fähig wie zu geschmeidiger Eleganz.
    Die Melodie endete. Der Spieler drehte sich zur Seite, um Bogen und Geige in den Kasten auf dem Stuhl neben ihm zu legen. Jessica erhaschte einen Blick auf sein Profil. Ein leichtes Schauern durchströmte sie. Jetzt nahm er die Frackjacke von der Stuhllehne und zog sie über. Sie hätte niemals gedacht, dass der Vorgang des Anziehens genauso erregend sein könnte wie der des Ausziehens, aber dieser Mann war der Beweis dafür. Die vornehme Sparsamkeit seiner Bewegungen war durch und durch sinnlich und unterstrich seine selbstbewusste, befehlsgewohnte Ausstrahlung.
    »Und dies«, sagte der Kapitän mit einer leichten Drehung zu dem Musiker, »ist Mr. Alistair Caulfield, der Besitzer dieses prachtvollen Schiffes und, wie Sie soeben vernommen haben, ein hervorragender Geiger.«
    Jess stockte der Atem, und ihr Herzschlag geriet ins Holpern. Caulfield wandte sich ihr zu und vollführte eine perfekte elegante Verbeugung. Doch er senkte den Kopf nicht und ließ Jessica nicht einen Moment aus den Augen.
    Gütiger Gott …

2. Kapitel
    Wer hätte gedacht, dass sich ihre Wege auf diese Weise wieder kreuzen würden?
    Der Mann, dem sich Jessica gegenübersah, hatte kaum noch etwas mit dem jungen Mann von früher gemein. Alistair Caulfield war schon damals schön, aber seine Züge waren inzwischen markanter geworden, strahlten etwas durch und durch Männliches aus. Dunkle geschwungene Brauen wölbten sich über den berüchtigten blauen Augen, die von dichten Wimpern gesäumt wurden. Im verblassenden Licht der untergehenden Sonne und dem flackernden Schein der Terpentinlampen schimmerte sein rabenschwarzes Haar vor Gesundheit und Vitalität. Auch früher war er athletisch gewesen, doch seitdem war er muskulöser geworden, breiter. Weltgewandter

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