Sieben Jahre Sehnsucht
unsere Liaison so lange fortführen, bis einer von uns das Interesse verliert. Was kann man mehr tun?«
»Wir können diese …«, um Worte ringend, fuchtelte er mit der Hand herum, »… diese Sache zwischen uns hegen und pflegen, statt zuzulassen, dass sie verblasst und verkümmert. Wenn Probleme aufkommen, können wir darüber sprechen. Wenn die Anziehung zu schwinden beginnt, können wir Möglichkeiten ersinnen, um das Feuer neu zu entfachen.«
Sie leckte über ihre Unterlippe. »Als was würdest du so ein Arrangement bezeichnen?«
Alistair schob die Angst beiseite, die drohte ihm die Stimme zu rauben. »Ich glaube«, sagte er sachlich, »man nennt das einer Frau den Hof machen .«
15. Kapitel
Hester trank ihren Tee in kleinen Schlucken, bemühte sich tapfer, irgendetwas im Magen zu behalten. Obwohl sie abends immer einen Heißhunger hatte, litt sie nachmittags nach wie vor an Übelkeit. »Ich würde Ihnen dazu raten, die Bänder auszutauschen«, sagte sie zur Countess of Pennington. »Probieren Sie doch mal aus, wie blaue Bänder zu Braun und pfirsichfarbene zu Grün aussehen.«
Elspeth wandte sich zu Hester um, die auf einem Sofa im Boudoir der Countess saß. »Meinen Sie wirklich?«
Die Countess wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Hutmaterial und den Bändern zu, die auf ihrem Bett ausgebreitet waren. Sie bedeutete der Modistin, Hesters Vorschlag auszuführen, und nickte dann. »Sie haben recht.«
Hester lächelte. Anfangs war sie etwas verwirrt gewesen, als Elspeth sich plötzlich freundlich, aber beharrlich um einen engeren Kontakt zu ihr bemühte, doch mittlerweile neigte sie zu der Ansicht, dass die Countess sie als eine Art Tochterersatz betrachtete. Es war die Rolle, die Jessica vorher ausgefüllt hatte, und Hester stellte fest, dass sie die mütterliche Gesellschaft durchaus genoss. Ihr war klar, dass Elspeths Bedürfnis nur vorübergehender Natur war, ein Teil ihres Eingewöhnungsprozesses in die Gesellschaft, nachdem sie viele Jahre auf dem Land verbracht hatte. Hester beneidete sie um das idyllische Leben auf dem atemberaubenden Pennington-Anwesen.
»Sie sollten das Zitronengebäck probieren«, drängte Elspeth. »So köstliche Plätzchen haben Sie gewiss noch nie gegessen. Sie schmelzen einem förmlich auf der Zunge.«
»Danke. Das klingt sehr verlockend. Vielleicht ein anderes Mal.«
Die Countess schüttelte den Kopf, durchquerte den Raum und setzte sich auf das Sofa gegenüber von Hester. »Haben Sie es schon einmal mit Ingwertee oder Brühe versucht? Oder mit beidem? Das ist das Beste gegen die Übelkeit. Und halten Sie sich abends mit fettigen Speisen zurück. Salzgebäck hilft ebenfalls.«
Einige Momente herrschte Stille, bis Hester leise sagte: »Ist es so offensichtlich?«
»Nur für eine scharfe Beobachterin, die praktisch jeden Tag der vergangenen Woche mit Ihnen verbracht hat.«
»Verzeihen Sie, aber ich muss Sie darum bitten, diskret zu sein.«
Elspeths dunkle Augen leuchteten interessiert auf. »Sie haben mit Regmont vereinbart, die Neuigkeit vorerst für sich zu behalten? Wie überaus reizend.«
Hester zögerte. Es widerstrebte ihr, jemandem ein Geheimnis anzuvertrauen, das sie so sorgsam hütete. »Regmont weiß noch nichts davon.«
»Oh …? Warum nicht?«
»Mir geht es nicht gut. Und ich werde das Gefühl nicht los, das irgendetwas nicht stimmt. Regmont würde …. Er ist nicht …« Hester stellte Tasse und Untertasse auf den niedrigen Tisch zwischen ihnen. »Ich möchte lieber noch warten, bis ich sicher sein kann, dass alles so verläuft, wie es sein soll.«
»Ach, Kindchen.« Die Countess nahm die Gebäckzange und beförderte ein Stück Zitronengebäck von der Servierplatte auf einen kleinen Teller. »Sie vergeuden eine der wenigen Gelegenheiten im Leben einer Frau, wenn sie von ihrem Gatten alles verlangen kann und es auch bekommt.«
»Regmont schenkt mir schon viel zu viel.« Doch nicht das, was sie sich am meisten wünschte – dass er endlich seinen inneren Frieden fand. »Ich wollte es auch Jessica noch eine Weile verschweigen.«
»Sie wird überglücklich sein.«
»Ja.« Hester strich ihren Rock glatt. »Aber auch traurig, weil ihr dieses Glück versagt blieb, und sie hat zurzeit schon genügend Kummer.«
»Es wird sie mehr verletzen, wenn Sie es ihr nicht erzählen.«
»Ich habe ihr kurz nach ihrer Abreise geschrieben. Ich denke, so ist es das Beste. Wenn sie die Neuigkeit aus dem Brief erfährt, wird sie sich nicht gezwungen fühlen, gute Miene
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