Sieben Jahre später
französischen Polizei.
Sebastians Blick traf den der Frau. Die beiden Cops begriffen, dass er sie erkannt hatte, und stürzten auf die Landungsbrücke.
Nikki und Sebastian drehten um. Auf dem Weg zum Oberdeck griff Sebastian nach einem großen Messer, mit dem vermutlich das Rinderfilet geschnitten worden war.
Kapitel 36
Als ihre Blicke sich begegneten, wusste Constance sofort, dass der Amerikaner sie entdeckt hatte, und zog ihre Dienstpistole.
»Bloß nicht voreilig schießen!«, befahl sie Botsaris, als sie den Salon erreichten.
Beim Anblick der Waffen stießen einige Passagiere erschrockene Schreie aus. Die beiden Beamten stürmten in das Restaurant. Während Constance ihm Deckung gab, rannte Botsaris als Erster die Treppe zum Oberdeck hinauf, doch es gelang ihm nicht, die Tür zu öffnen.
»Sie haben den Eingang versperrt!«, rief er.
Constance trat den Rückzug an. Sie hatte im hinteren Teil des Schiffs einen anderen Zugang entdeckt: eine Eisenleiter, die nach oben führte. In null Komma nichts hatte sie die Sprossen erklommen. Sie sah Larabee, der ins Ruderhaus eingedrungen war. Mit einem Messer bewaffnet, bedrohte er den Kapitän, um ihn zu zwingen, Gas zu geben. Sie näherte sich ein paar Schritte, wartete dann aber, bis Botsaris hinter ihr war, um die Flüchtigen in die Zange zu nehmen.
»Keine Bewegung!«, rief sie in dem Moment, als das Schiff an Geschwindigkeit zulegte.
Constance hätte fast das Gleichgewicht verloren, konnte sich aber an Botsaris’ Schulter festhalten. Sie kniff die Augen zusammen. Der Amerikaner stand jetzt auf dem Ruderhaus und redete auf seine Exfrau ein, zu ihm zu kommen.
»Halte dich an mir fest, Nikki!«
»Nein, das schaffe ich nicht!«
»Wir haben keine andere Wahl, Darling!«
Constance beobachtete, wie er sie bei den Händen fasste und mit einem kräftigen Ruck nach oben zog.
Sie wiederholte ihre Anordnung – erfolglos.
Sie hatte die beiden zwar in der Schusslinie, zögerte aber, abzudrücken.
Was hatten sie vor? Der Pont d’Iéna war noch weit. Das Schiff näherte sich jetzt der Passerelle Debilly, einer Fußgängerbrücke, die sich in einem Bogen über die Seine spannte und die Avenue de New York mit dem Quai Branly verband.
Die wollen sich doch wohl nicht dort festklammern?
Die Brücke war zwar nicht sehr hoch, aber doch hoch genug, um ein solches Unterfangen, vor allem bei diesem Tempo, unmöglich oder zumindest äußerst gefährlich zu machen. Constance erinnerte sich an die Filme ihrer Kindheit, in denen Belmondo halsbrecherische Stunts vollführte. Aber Sebastian Larabee war nicht Belmondo. Er war ein New Yorker Geigenbauer, der in Upper East Side wohnte und sonntags Golf spielte.
»Soll ich ihm ins Bein schießen?«, schlug Botsaris vor.
»Nicht nötig, das schaffen die nie! Die Brücke ist zu hoch, und das Schiff fährt zu schnell. Sie fallen garantiert ins Wasser. Informiere die Wasserwacht vom Quai Saint-Bernard. Sie sollen Verstärkung schicken, damit wir sie herausfischen können.«
Das Bateau Mouche setzte seinen Weg auf die beleuchtete Brücke zu fort. Die Betonpfeiler in der Nähe des Ufers ausgenommen, war die gesamte Konstruktion aus Stahl mit einem Boden aus dunklen Holzplanken. Wie der Eiffelturm gehörte sie zu den Prototypen jener für den Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts typischen Bauwerke. Zunächst als Provisorium geplant, hatte sie die Zeit überdauert.
Instinktiv sprang Sebastian plötzlich hoch, um sich an einem der Stahlträger festzuhalten. Nikki, die ihre Pumps ausgezogen hatte, folgte seinem Beispiel und klammerte sich an der Taille ihres Exmanns fest.
Unverschämtes Anfängerglück …
Mit einem Satz war Constance auf dem Ruderhaus. Zu spät! Das Schiff hatte die Brücke bereits hinter sich gelassen und fuhr auf die Trocadéro-Gärten zu.
Sie stieß wütend einen Fluch aus, während sich die beiden Gestalten in der Ferne auf die Brücke hinaufzogen.
Kapitel 37
Hand in Hand und außer Atem rannten Nikki und Sebastian über die Schnellstraße am linken Flussufer. Sie schlängelten sich zwischen den Autos hindurch und erreichten schließlich die kleine Gasse, die am Musée des Arts Premiers entlangführte, und die Rue de l’Université.
»Wirf dein Smartphone und alles andere weg, womit sie uns orten könnten«, befahl Sebastian.
Ohne stehen zu bleiben, entledigte sich Nikki ihres Handys. Sie hinkte. Während ihrer gefährlichen Flucht von dem Schiff hatte sich ihr Fuß in ihrem Rocksaum verfangen und war gegen
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