Sieben Jahre später
war schmaler, vor allem jedoch wurde der Verkehr durch mehrere Baustellen behindert. Absperrungen, Metallzäune, mobile Ampeln, Temposchwellen, Baugerüste und Fassadennetze: Alles schien sich zu verbünden, um den Peugeot RCZ aufzuhalten.
Constance ärgerte sich, weder Sirene noch Blaulicht dabeizuhaben. Sie hielt die Hupe gedrückt und fuhr über den Bürgersteig, um dem Stau zu entgehen, der sich gerade bildete. Die Arbeiter, die auf einer der Baustellen tätig waren, beschimpften sie, sie setzte jedoch unbeeindruckt ihre Verfolgung fort und erwog kurz, Botsaris anzurufen und um Verstärkung zu bitten, verzichtete dann jedoch darauf. Ihre sportliche Fahrweise verlangte volle Konzentration.
Das Tuk-Tuk schlängelte sich geschickt zwischen den Fahrzeugen hindurch, kam aber nur mühsam wieder in Fahrt, seine Beschleunigung würde nicht ausreichen, um dem Coupé zu entkommen. Constance schaffte es erneut, sich auf Höhe des Dreirads vorzuarbeiten. Schon meinte sie, die Flüchtigen bald dingfest machen zu können, als sie sah, wie Sebastian das Verdeck aus Tuch und Metall abmontierte.
Er wird doch wohl nicht …
Als sich Constance der Gefahr bewusst wurde, ließ Larabee bereits das Verdeck auf ihre Windschutzscheibe fallen.
Vorsicht!
Eine junge Frau, die einen Kinderwagen schob, hatte soeben den Zebrastreifen betreten, um die Straße zu überqueren. Constance bemerkte sie erst im letzten Moment. Sie trat das Bremspedal durch, riss das Lenkrad mit aller Kraft herum und konnte dem Kinderwagen gerade noch ausweichen. Der Peugeot geriet ins Schleudern und prallte heftig gegen die Bordsteinkante. Die Stoßstange löste sich auf einer Seite, was Constance zum Anhalten zwang. Sie sprang aus dem Wagen, entfernte das Verdeck des Tuk-Tuks, das sich in ihren Scheibenwischern verfangen hatte, und riss mit einem Fußtritt die Stoßstange ab, um weiterfahren zu können.
Die Larabees wussten sich wirklich zu helfen …
Doch dieser Widerstand gab Constance Auftrieb. Es war eine Art Katz-und-Mausspiel, aus dem sie siegreich hervorgehen würde, versteht sich: Mit einer Höchstgeschwindigkeit von dreißig Stundenkilometern konnte das Dreirad nicht unendlich lang vor ihr flüchten. Mit durchgedrücktem Gaspedal näherte sich Constance dem Motorroller wieder. Als die beiden Fahrzeuge die Rue Custine erreicht hatten, rammte der RCZ genau in dem Augenblick das kleine Fahrzeug von hinten, als von rechts die Touristenbahn von Montmartre eintraf. Nikki verlor die Kontrolle über das Tuk-Tuk, das gegen einen Wagen des Zugs prallte. Constance hielt mitten auf der Straße an und sprang aus ihrem Coupé.
Sie zog die Pistole aus ihrer Jackentasche, umfasste den Griff mit beiden Händen und richtete die Waffe auf das Dreirad.
»Absteigen und Hände hoch!«, rief sie.
Dieses Mal hatte sie gewonnen.
Kapitel 47
»Los, los!«, befahl Constance.
Die Arme vorgestreckt, hielt sie die SIG Sauer mit beiden Händen auf Sebastian Larabee und seine Exfrau gerichtet.
Sie warf einen raschen Blick in die Runde, um die Situation einzuschätzen.
Offensichtlich befanden sich keine Kinder in dem Zug. Der Zusammenstoß war zwar spektakulär gewesen, doch alle Passagiere hatten sich wieder aufgerappelt. Ein Japaner klagte über Schmerzen in seiner Schulter, eine Frau rieb sich das Knie, und ein Jugendlicher massierte seine Halswirbel.
Die Verletzungen waren leicht, Schreck und Irritation hingegen groß.
Mehr Angst als tatsächlicher Schaden.
Nachdem der erste Schock überwunden war, kam die digitale Kultur zu ihrem Recht. Die Leute holten ihre Handys heraus, um Hilfe anzufordern, die Familie zu informieren oder die Szene zu filmen.
Das kam Constance gelegen, denn so würde sie im Handumdrehen die nötige Verstärkung erhalten.
Sie trat zu den Flüchtigen und zog ein Paar Handschellen aus der Hosentasche. Diesmal würden ihr die Larabees nicht entwischen. Bei der geringsten Bewegung würde sie ihnen in die Beine schießen, das schwor sie sich.
Sie öffnete den Mund, um ihren Befehl zu wiederholen, doch ihr Kiefer war plötzlich wie gelähmt. Die ausgestreckten Arme begannen zu zittern, die Beine drohten, ihr den Dienst zu versagen.
Nein …
Der anhaltende Stress der Verfolgungsjagd hatte eine erneute Krise ausgelöst. Sie versuchte zu schlucken und lehnte sich an die Autotür, um nicht zusammenzubrechen. Eine unsichtbare Last legte sich auf ihre Brust, sie rang nach Luft, Schweiß trat auf ihre Stirn. Ohne die Waffe loszulassen, wischte sie ihn
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