Sieben Jahre später
der Stelle um. Das ist sicher.«
Nikki wollte nichts mehr hören und beendete das Gespräch. Sie sah ihren Exmann eindringlich an. Beiden war bewusst, dass sie jetzt ihren letzten Trumpf in einem Spiel einsetzten, das sie nicht gewinnen konnten.
Der Chauffeur hielt an, nahm den Taxigutschein an sich, kehrte eilig um und ließ seine Fahrgäste inmitten dieser trostlosen Umgebung zurück. Vor Angst fast gelähmt, standen Nikki und Sebastian eine gute Weile allein da. Der Nieselregen verwandelte die aufgewühlte Erde in einen riesigen Schlammsee. Punkt drei Uhr tauchten zwei große Hummer-Geländewagen in der Nacht auf. Von den Scheinwerfern geblendet, wichen sie zur Seite, um nicht von den riesigen Jeeps überfahren zu werden. Die Fahrzeuge blieben mit laufendem Motor stehen.
Die Türen öffneten sich. Mit Kampfanzügen bekleidet und mit Patronentaschen und Sturmgewehren behängt, sprangen drei Männer heraus. Ehemalige Guerilleros, die sich heute als Drogenhändler betätigten.
Grob zerrten sie Camille und Jeremy, beide gefesselt und mit einem Klebeband geknebelt, aus den Wagen und richteten die Waffen auf sie.
In der tiefsten Hölle hatten Sebastian und Nikki endlich Camille und Jeremy wiedergefunden.
Lebendig.
Aber wie lange noch?
Eine blonde schlanke Frau schlug die Tür des Hummer hinter sich zu und baute sich triumphierend im Scheinwerferlicht auf.
Sophia Cardoza, alias »Narco-Barbie«.
Flavia.
Kapitel 62
Katzenhaft und geschmeidig.
Flavias schlanke Gestalt zeichnete sich im Nieselregen und im grellen Licht der Scheinwerfer des Geländewagens ab. Eine Flut blonden Haars fiel über ihre Schultern, und ihre Augen blitzten und funkelten.
»Sie haben etwas, was mir gehört!«, rief sie ins Dunkel hinein.
Zehn Meter von ihr entfernt verharrten Nikki und Sebastian reglos und schweigend. In den Händen der Brasilianerin glänzte eine automatische Pistole. Sie packte Camille an den Haaren und hielt ihr den Lauf der Glock an die Schläfe.
»Also los! Geben Sie mir diese verdammte Karte!«
Sebastian näherte sich einen Schritt und suchte den Blick seiner Tochter, um sie zu beruhigen. Er sah ihr vor Entsetzen bleiches Gesicht. Aufgeregt drängte er seine Exfrau mit leiser Stimme: »Gib ihr den iPod, Nikki.«
Ein heftiger Windstoß, vermischt mit Regen, fegte über das hohe Gras der Böschung.
»Seien Sie vernünftig«, rief Flavia ungeduldig. »Geben Sie mir die Karte, dann sind Sie in zwei Minuten mit Ihren Kindern wieder auf dem Weg in die USA!«
Das Angebot war verlockend, aber natürlich nicht ehrlich gemeint. Nikki dachte an Constance’ Warnung: »Wenn Sie denen die Koordinaten des Flugzeugs geben, werden sie Sie noch in derselben Minute erschießen, Sie und Ihre Kinder. Darauf können Sie Gift nehmen.«
Sie mussten Zeit gewinnen, koste es, was es wolle.
»Ich habe sie nicht mehr!«, rief Nikki.
Betroffenes Schweigen.
»Was soll das heißen, Sie haben sie nicht mehr?«
»Ich habe sie weggeworfen.«
»Warum sollten Sie dieses Risiko eingegangen sein?«, fragte Flavia.
»Würde ich Ihnen die Karte geben, welches Interesse hätten Sie dann noch, uns am Leben zu lassen?«
Flavias Züge erstarrten. Mit einer Kopfbewegung befahl sie ihren Männern, die Amerikaner zu durchsuchen. Die drei Guerilleros stürzten sich sofort auf ihre Gefangenen, drehten ihre Taschen um, betasteten ihre Kleidung, ohne etwas zu finden.
»Ich weiß genau, wo das Wrack liegt!«, beteuerte Nikki, bemüht, sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen. »Ich bin die Einzige , die Sie dorthin führen kann!«
Flavia zögerte. Eigentlich hatte sie nicht vorgesehen, sich mit den Geiseln zu belasten, aber blieb ihr wirklich eine andere Wahl? Vor zwei Wochen hatte sie geglaubt, die Folter würde die Zunge von Memphis Decker lösen, aber der Amerikaner war gestorben, ohne die Koordinaten des Flugzeugs preiszugeben. Deshalb war sie jetzt unter Druck geraten. Sie schaute auf ihre Armbanduhr und versuchte, Ruhe zu bewahren. Der Countdown war fast abgelaufen. Jede verlorene Stunde erhöhte die Wahrscheinlichkeit, dass die Polizei die DC-3 vor ihr finden würde.
» Leva-los! «, rief sie ihren Männern zu.
Die Guerilleros drängten die Larabees und ihre Kinder zu den Fahrzeugen. Nikki und Sebastian wurden auf die Rückbank eines Geländewagens gestoßen, während Jeremy und Camille in den anderen Wagen geschubst wurden. Dann verließen die beiden Jeeps den Hafen so schnell, wie sie gekommen waren.
Sie waren eine halbe Stunde
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