Sieben Jahre und eine Nacht
glücklich.
„Also ist Renee wieder da?“, fragte Brock, sobald Flynn sein Büro betrat. „Warum das denn?“
„Wieso fragst du? Ich habe es dir doch gesagt.“
„Komm schon, Flynn, mir kannst du nichts vormachen.“
„Du glaubst mir wohl nicht, dass wir einander vermisst haben und noch einmal gemeinsam neu beginnen wollen?“
„Nein. Vor einer Woche kamst du hier hereingestürmt und hast nach den Scheidungspapieren gefragt. Einfach so. Nur vier Tage später ist Renee wieder bei dir eingezogen. Da fragt man sich natürlich, was diese Ereignisse ausgelöst hat.“
Aber selbst seinem Bruder würde Flynn sich nicht anvertrauen. Denn das hieße, einen Fehler zuzugeben. „Wir mögen uns eben noch immer.“
„Das kaufen dir vielleicht die Kollegen ab – ich nicht!“ Brock lehnte sich in seinem Sessel zurück. „Es hat nicht zufällig damit zu tun, dass du dir nicht eingestehen willst, etwas falsch gemacht zu haben?“
„Ich weiß nicht, was du meinst“, sagte Flynn angespannt.
„Für Schwächen oder Fehler hast du nichts übrig, und schon gar nicht für eigene. Wahrscheinlich liegt es daran, dass Dad dich ziemlich streng erzogen hat.“
Schon als Kind hatte Flynn sich damit abfinden müssen, seinem Vater nichts recht machen zu können – ganz im Gegensatz zu Brock, Dads Liebling.
Flynn bemühte sich, unangenehme Erinnerungen an die Kindheit gar nicht erst aufkommen zu lassen. Stattdessen besann er sich auf den Grund seines Besuches. „Sprechen wir lieber von dir statt von mir. Du bist ja völlig besessen von dieser Sache mit Reese Enterprises.“
„Ach Unsinn. Lassen wir das jetzt! – Und um auf dich zurückzukommen: Du hast immer dir die Schuld am Scheitern eurer Ehe gegeben. Vielleicht hatte Renee es ja nur satt, immer zu Hause zu sitzen.“
Ja, sein Bruder hatte ihn durchschaut … Dennoch, Flynn war gekommen, weil er sich um Brock Sorgen machte.
„Wenn du schon die Vergangenheit nicht ruhen lassen kannst“, begann Flynn aufs Neue, „dann solltest du eines nicht vergessen: Dir ist schon einmal eine Verlobung in die Brüche gegangen, nur weil du ständig an die Arbeit gedacht hast.“
Brock verschränkte die Arme. „Gut gekontert, Bruderherz, aber wir reden ja jetzt von dir.“
„Du vielleicht, ich nicht. Und schließlich habe ich dich um dieses Gespräch gebeten.“ Er setzte sich in den Sessel gegenüber. „Nach den Ringen unter deinen Augen zu urteilen, bekommst du viel zu wenig Schlaf.“
„Willst du mir ärztliche Ratschläge erteilen?“
„Du solltest mal an etwas anderes denken. An Sex, zum Beispiel, zur Entspannung … Kennst du keine Frau, die du einfach mal anrufen kannst? Um dich ganz unkompliziert mit ihr zu verabreden? Ohne Verpflichtungen?“
Flynn dachte an seine eigene Situation: Jetzt, da Renee wieder da war, interessierte er sich für keine andere Frau. Und abgesehen davon würde er nie einen Skandal riskieren.
Mit Renee zusammenzuleben war wie ein ständiger Balanceakt, bei dem ein falscher Schritt genügte, um alles zu verderben. Bisher hatte sie daran festgehalten, dass sie einander erst wieder besser kennenlernen mussten.
Durch diese nicht ganz freiwillige Enthaltsamkeit fielen ihm ganz neue Dinge an seiner wunderbaren Frau auf: ihr Durchsetzungsvermögen und Selbstvertrauen. Ganz zu schweigen von ihren rundlicheren Kurven … Beides zusammen fand Flynn unwiderstehlich.
Brock legte seinen Füller auf den Schreibtisch. „Sex ist keine Lösung.“
„Kann sein, aber einmal auszuspannen …“
In diesem Moment klopfte es an der Tür, und Elle Linton, Brocks Sekretärin, steckte den Kopf herein. Sie blickte von Brock zu Flynn – und wieder zu Brock. „Mr Maddox, ihr nächster Termin …“
Als Flynn seinen Bruder ansah, bemerkte er in dessen Gesicht einen völlig neuen Ausdruck, der sich schwer deuten ließ. „Danke, Elle“, sagte Brock. „Ich bin in fünf Minuten so weit.“
„Alles klar.“ Die Tür schloss sich wieder.
Lief da etwas zwischen Brock und Elle? Oder litt Flynn bereits selbst unter Schlafmangel und bildete sich das nur ein? Brock duldete keine Affären im Büro. Hatte er vielleicht gerade an eine andere Frau gedacht? Gab es doch eine, die er anrufen konnte?
„Denk drüber nach“, sagte Flynn und stand auf. „Gönn dir ein bisschen Ruhe, bevor gar nichts mehr geht.“
„Mach dir keine Sorgen um mich. Pass lieber auf dich selbst auf. Wenn Renee erst wie der Wirbelwind aus deinem Leben hinausgefegt ist, bleibt von dir nicht
Weitere Kostenlose Bücher