Sieben Jahre und eine Nacht
Schließlich erwartet sie ein Kind.“
Erneut beschlich Renee ein Gefühl der Angst. Natürlich wollte sie ein Baby. Von Flynn. Aber die Vorstellung, sich an einen Mann zu binden, der so heftige Gefühle in ihr auslöste, beunruhigte sie zutiefst. Der Kuss gerade eben bewies, wie intensiv sie auf ihn reagierte. War sie stark genug, das auszuhalten, ohne Trost im Alkohol zu suchen? Immerhin bedeutete ein gemeinsames Kind eine lebenslange Bindung. „Danke für den Tipp.“
„Wenn wir das nächste Mal nach der Arbeit etwas trinken, musst du unbedingt mitgehen.“
„Was hast du denn deinen Kollegen von mir … von uns erzählt?“
„Dass unsere probeweise Trennung vorbei ist und wir uns wieder sehr gut verstehen.“
Mit einem Blick auf das Foto fragte sie: „Hattest du das die ganze Zeit hier stehen?“
„Nein“, sagte er und runzelte die Stirn. „Ich habe es jetzt erst vom Speicher geholt.“
Irgendwie fand Renee es beruhigend, dass er das Bild nicht weggeworfen hatte. Auch sie hatte sich nicht von ihrer Kiste mit Erinnerungsstücken trennen können. Obwohl sie sich bemüht hatte, Flynn zu vergessen.
Wenn sieben Jahre dafür nicht gereicht hatten, was hieß das erst für die Zukunft? Allmählich kam Renee der Verdacht, dass sie bei der ganzen Sache längst nicht so unbeteiligt bleiben würde, wie sie geglaubt hatte.
Als sie am Montagnachmittag ihren Schlüssel in das Haustürschloss steckte, schwirrte Renee der Kopf vor lauter Farbmustern und Materialproben. Ganz wie in alten Zeiten. Und dabei fühlte sie sich richtig gut.
Beinah hätte sie vergessen, wie gut Flynn und sie zusammengearbeitet hatten. Aber an diesem Tag, als es um den Ausbau des Souterrains ging, hatten seine Augen geleuchtet. Und Renee hatte ihn mehr als einmal für seinen brillanten Verstand und seine guten Ideen bewundert. Bittersüße Erinnerungen waren in ihr aufgestiegen …
„Möchtest du in der Küche essen? Oder sehen wir dabei fern?“, fragte er.
Wieder dachte sie an früher. Eigentlich ging das schon die ganze Zeit so. Seit sie hier war, sah sie sich einer regelrechten Flut von Erinnerungen ausgesetzt.
Damals hatten sie oft im Wohnzimmer zu Abend gegessen und dabei alte Filme angesehen – von denen sie meist nur die erste Hälfte mitbekommen hatten, weil sie sich leidenschaftlich geliebt hatten … Renee spürte, wie sie errötete. „Essen wir lieber in der Küche“, sagte sie leise und steckte den Schlüssel ein.
An der Art, wie Flynn sie ansah, merkte sie, dass er an dasselbe dachte wie sie. Sie atmete schwer. „Nicht, Flynn.“
Er trat näher und berührte ihr Kinn. „Was soll ich nicht? Dir sagen, dass ich dich begehre? Dass ich immer an deine weiche Haut denke? An deinen wunderbaren Geruch? Dass ich dich spüren möchte?“
Wider Willen fühlte sich Renee von heftigem Verlangen durchströmt.
„Die letzten drei Nächte“, fuhr er fort, „habe ich kaum ein Auge zugetan. Immer habe ich gehofft, ich höre dich in unserem Haus.“
Genauso war es ihr auch ergangen … „Du meinst: in deinem Haus.“
„Nein. Komm schon, Renee, jeder Raum hier verrät deutlich deine gestaltende Hand.“
„Ich bin noch nicht so weit, Flynn. Überhaupt bin ich nicht überzeugt, dass das, was wir vorhaben …“
„Wir werden ein Kind haben. Unser Kind. Wir tun ganz einfach, was wir offenbar am besten können: unser Heim einrichten und uns lieben.“
Wir rau und erotisch seine Stimme klang! Nur zu gern hätte Renee der Versuchung nachgegeben. Doch ehe es zu dem entscheidenden Schritt kam, wollte sie sichergehen, dass sie darin schlicht nur den Zeugungsakt sah – davon konnte mit ihren intensiven Gefühlen im Augenblick leider keine Rede sein … Sie nahm alle Kraft zusammen, entzog sich ihm und ging voraus in die Küche.
Unterwegs hatten sie bei ihrem Lieblings-Chinarestaurant angehalten und sich Essen mitgenommen. Als Renee die Tüte öffnete, duftete es köstlich nach Wantan-Suppe, Schweinefleisch süßsauer und Krabbenchips. Doch Renee verspürte keinen Appetit.
„Damit das klappt, musst du es auch wollen, Renee.“
„Das werde ich schon noch.“ Höchste Zeit für einen Themenwechsel, fand Renee, denn lange könnte sie sonst nicht mehr standhaft bleiben. „An sich gefällt mir alles so, wie du es entworfen hast. Nur der Mitteltresen müsste beweglich sein, finde ich.“
„Du willst wohl sagen entfernbar. Ich kann mir nicht helfen, mir kommt es vor, als wolltest du dir den Rückzug offenhalten.“
„Wie kommst
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