Sieben Jahre und eine Nacht
zu lassen, fürchtete sie sicher auch nicht, von ihm verlassen zu werden. Wobei er das niemals täte, im Gegenteil.
Dass sie nicht rückhaltlos offen zu ihm war, störte ihn. Aber auch er musste vorsichtig sein. Noch einmal würde er es nicht verkraften, sie so sehr zu lieben und am Ende enttäuscht zu werden. Wenn er sich damals nicht regelrecht in die Arbeit bei Madd Comm gestürzt hätte, hätte er die Trennung noch schlechter verkraftet. Und genau das war der springende Punkt: Nach Renees Ansicht hatte gerade sein Engagement für den Familienbetrieb seine Ehe ruiniert.
Als der Spargel und die Steaks fertig waren, hatte er eine ungefähre Vorstellung, wie es nun weitergehen sollte. Problem erkennen, anpacken, lösen – das war immer sein Motto gewesen.
Wo bleibt sie nur? dachte er, während er das Dinner anrichtete. Wollte sie etwa den ganzen Abend in ihrem Zimmer verbringen? Das würde er nicht zulassen. Kurz entschlossen stellte er die Teller auf ein Tablett und ging damit nach oben. Mit dieser Methode hatte er heute Morgen schon Erfolg gehabt … Außerdem wusste er von Renee, dass in ihrer Familie Essen mit Zuneigung zu tun hatte. Liebe ging eben durch den Magen.
Auf diese Art würde er ihr zeigen, wie sehr er sich ihr verbunden fühlte. Schließlich hatte auch sie immer für ihn gekocht. Bestimmt würde sie diese Geste verstehen.
Als er an ihre Tür klopfte, rührte sich nichts. Zu ihrem Zimmer gehörte ein eigenes Bad. Duschte sie noch immer? Unaufgefordert öffnete er die Tür und sah ihr ordentliches unbenutztes Bett. Das Badezimmer war leer. Erst als der Wind den Vorhang bewegte, bemerkte er, dass ein Flügel der Balkontür halb offen stand.
Ans Geländer gelehnt, betrachtete Renee den Sonnenuntergang. Um die Schultern hatte sie eine Decke gegen die kühle Abendluft gelegt.
Flynn ging zu ihr. Als sie ihn bemerkte, wandte sie sich um, doch an ihrem Gesichtsausdruck änderte sich nichts – sie blieb ernst.
Ohne sich daran zu stören, stellte Flynn das Tablett auf ein Tischchen. „Das Dinner ist serviert.“
Renee aber blieb auf dem Balkon. „Flynn“, sagte sie, „es ist die Zeit meines Eisprungs. Ich habe mich gerade mit einem Streifen getestet.“
Tief atmete er ein. „So einfach lässt sich das feststellen?“
Sie nickte. „Ja. Und da wir demnach vielleicht nicht mehr zurückkönnen, möchte ich unbedingt, dass du dich an das hältst, was wir vereinbart haben.“
Das würde er. Denn er wollte seine Frau zurück. Und er würde nicht eher ruhen, bis seine Ehe völlig gekittet war. „Renee, ich würde dich nie zu etwas zwingen oder das Kind als strategisches Mittel einsetzen, das weißt du.“
„Dann bin ich beruhigt.“
„Wenn heute dein Eisprung ist, wie lange haben wir dann Zeit … es zu versuchen?“
„Ungefähr drei Tage.“
In dieser Zeit bestand die Chance, dass Renee und er sich auch gefühlsmäßig näherkamen. Sollte keine Schwangerschaft eintreten, würde sich ihm spätestens im folgenden Monat diese Gelegenheit auf Neue bieten. Vielleicht würde Renee dann endlich ihre Vorstellung von einer Beziehung auf Zeit aufgeben. Er wies auf einen Stuhl und wartete, bis Renee sich gesetzt hatte. „Ich glaube, ich muss mich bei dir entschuldigen.“
„Wofür?“, fragte sie verwundert.
„In den letzten sechs Monaten unsere Beziehung habe ich mich benommen, als ob unser Zuhause ein Hotel wäre. Ich bin nur noch heimgekommen, um zu duschen oder mich auszuruhen. Und um dich habe ich mich kaum noch gekümmert. Mir erschien alles selbstverständlich, was du für mich getan hast. Ab und zu habe ich dir Geld dagelassen …“
„Flynn, bitte …“
„Nein, bitte lass mich ausreden. Zu meiner Verteidigung lässt sich nur sagen, dass ich meine Mutter, Brock und die Angestellten bei MC nicht enttäuschen wollte. Nur leider habe ich dabei dich enttäuscht, den Menschen, der mir am meisten bedeutet. Ich trage die volle Verantwortung für das Scheitern unserer Ehe.“
Warum zuckte sie zusammen und hielt den Blick gesenkt?
Langsam atmete sie aus und sah ihn unter ihren langen Wimpern kummervoll an. „Danke, dass du dich entschuldigt hast. Aber dadurch ändert sich an unserer momentanen Situation nichts. Wir werden ein Baby bekommen und ein Jahr später getrennte Wege gehen. Ich suche nichts Dauerhaftes, Flynn.“
Das war nicht das, was er zu hören gehofft hatte – aber er würde sie schon noch überzeugen. „Immer eines nach dem anderen“, sagte er und sah sie genau an.
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