Sieben Jahre und eine Nacht
Vorschule kam. Weißt du noch?“
„Ich war doch so daran gewöhnt, sie während der Arbeit hier bei mir zu haben. Ständig hat sie mir etwas geholt und versucht, mir zu helfen.“
Renee lächelte und nahm eine Pinzette zur Hand, um die Veilchen auf der Glasur zu befestigen. Als sie Tamara vor vier Jahren eingestellt hatte, hatte das ein ziemliches Risiko bedeutet. Denn schon beim Vorstellungsgespräch hatte Tamara berichtet, dass ihre Tochter an Epilepsie litt. Als die Kleine in der Tagespflege mehrere schlimme Anfälle hatte, wollte Tamara ihr besonderes Kind niemand Fremdem mehr anvertrauen.
Daraufhin hatte Renee eine Ecke der Küche kindersicher abgeteilt, und bald ließ sich Angel – die sich tatsächlich brav wie ein kleiner Engel verhielt – aus dem Arbeitsalltag der beiden Frauen nicht mehr wegdenken. In der Kinderecke stand sogar ein Bettchen, und Spielsachen lagen herum. Auf diese Weise hatte Tamara ihre Kleine immer im Auge behalten. In der Mittagspause hatten sie meistens draußen gegessen, sodass das Kind in Grandmas Garten hatte herumtollen können.
Seit letztem Herbst besuchte Angel die Vorschule, und die Spielsachen und die Kinderecke gab es nicht mehr. Sicher hatte sich Renees Kinderwunsch durch das Gefühl der Leere verstärkt …
„Tamara, ich wünsche mir so dringend eine eigene Familie.“
„Du weißt aber schon, dass es bei Kindern keine Garantie gibt, dass sie unsere Liebe erwidern?“
„Das weiß ich doch!“
„Und als alleinerziehende Mutter hat man es nicht leicht.“
„Weiß ich auch. Aber mit dir als Vorbild schaffe ich es. Außerdem hast du mich ja mit deinen Kindern üben lassen. Du siehst also: Ich bin bestens vorbereitet.“ Sie sah sich in der Küche um. „Was haben wir noch zu tun?“
„Du wechselst schon wieder das Thema! Aber wenn du es wissen willst: Die Sandwiches fehlen noch. Aber die mache ich erst morgen früh. Was ist denn mit der Schwiegerziege? Mischt sie noch immer mit?“
„Was bist du hartnäckig mit deiner Fragerei!“ Renee seufzte, doch im Grund schätzte sie das Vertrauensverhältnis zwischen ihr und Tamara.
„Ich bin eben interessiert. Also, sag schon …“
„Carol war prompt da, um ihr Gift zu verspritzen, aber Flynn hat zufällig alles mit angehört und sie rausgeworfen.“
„Wow! Schade, dass er das nicht schon vor sieben Jahren getan hat.“
„Weißt du … Ich habe ihm nie etwas davon erzählt.“
Tamara sah sie erstaunt an. „Hättest du aber sollen! Übrigens, bist du sicher, dass du mit dieser Beziehung zurechtkommst, wenn es dabei um nichts anderes als um Sex geht?“
„Wie ist das eigentlich bei dir?“, fragte Renee.
„Nachdem es sich als unmöglich herausgestellt hat, mit zwei Kindern einen passenden Mann zu finden, habe ich die Suche irgendwann aufgegeben. Da bleibt mir ab und zu nichts anderes übrig, als mich auf etwas Unverbindliches einzulassen – was durchaus angenehme Seiten hat.“
„Siehst du, und genauso möchte ich es mit Flynn auch halten.“
„Aber überleg es dir gut. Ein Kind allein aufzuziehen ist ein Fulltime-Job.“
„Ist mir klar.“ Um weiteren Fragen aus dem Weg zu gehen, erwähnte Renee besser nicht, dass die Entscheidung möglicherweise bereits gefallen war. „Aber du hast es sogar mit zweien geschafft.“
„Weil du mir dabei hilfst.“
„Und du hilfst mir.“
„Wie soll es mit der Zweigstelle in San Francisco weitergehen, wenn du hast, was du willst? Du wirst doch nicht ewig in Flynns Haus bleiben?“
„Natürlich nicht. Sobald es finanziell möglich ist, suche ich neue Räume und stelle einen Koch ein. Spätestens in zwei Jahren bin ich mit dem Baby wieder hier in Los Angeles.“
Mit der Spritztülle in der Hand sagte Tamara: „Auf mich kannst du dich verlassen. Und sag deinem Mann, wenn er dir noch einmal wehtut, bekommt er es mit mir und meinem Nudelholz zu tun.“
„Keine Angst, Tamara. Die Chance bekommt er erst gar nicht.“
Am Mittwochvormittag ertappte sich Flynn dabei, wie er bereits zum zehnten Mal auf die Uhr sah. Wenn nur diese Besprechung endlich vorüber wäre. Früher hatte die Arbeit ihn abgelenkt, aber seit Renee wieder eingezogen war, drehten sich all seine Gedanken nur um sie.
Der Diskussion am großen Konferenztisch hörte er nur mit einem Ohr zu. Zerstreut zeichnete er dabei ein Porträt von Renee auf seine Mappe mit den Unterlagen.
Wann würde sie nach Hause kommen? Kam sie überhaupt wieder?
Nachdem sie miteinander geschlafen hatten, hatte sie
Weitere Kostenlose Bücher