Sieben Jahre und eine Nacht
Irgendetwas verbarg sie vor ihm. Und er würde herausfinden, was.
Obwohl Renee es sich erhofft hatte, war es ganz und gar nicht emotionslos abgelaufen, mit Flynn zu schlafen. Und nun hatte er auch noch ihr Lieblingsgericht für sie gekocht!
Während des Dinners stiegen Erinnerungen in ihr auf. Gute an Abende wie diesen. Und unschöne. Zum Beispiel daran, wie sie in sexy Unterwäsche auf dem Sofa gesessen und gewartet hatte. Oder allein auf diesem Balkon Wein getrunken hatte. Auch aus diesem Grund hatte sie sich dieses Zimmer ausgesucht – damit es sie daran erinnerte, wie wenig Charakterstärke sie bewiesen hatte.
Ihre Großmutter hatte stets betont, dass man sich eine Schwäche eingestehen musste, um sie überwinden zu können. Dazu hatte sich Renees Mutter mit ihrem Alkoholproblem leider nie durchringen können.
Als Renee sich satt fühlte, legte sie die Gabel aus der Hand und blickte Flynn an: sein dichtes dunkles Haar, die strahlend blauen Augen, die entschlossene Kinnlinie und den schön geformten Mund. Flynn verabscheute jede Form von Schwäche. Was würde er denken, wenn er wüsste …?
Plötzlich empfand sie das dringende Bedürfnis wegzulaufen. Hier im Haus, mit all den Erinnerungen, würde sie kaum den notwendigen Abstand finden. „Ich fahre noch heute Abend nach Los Angeles. Zum einen möchte ich schauen, wie Tamara zurechtkommt, und zum anderen muss ich für die Zweigstelle in San Francisco einen neuen Wagen leasen.“
„Aber dein Eisprung …“, wandte Flynn ein.
Richtig. Lange wegbleiben durfte sie nicht. Morgen Abend würde sie wieder da sein und mit Flynn Liebe m… Sex haben. Egal ob sie bis dahin zur Ruhe gekommen war oder nicht. Aber im Augenblick blieb ihr keine Wahl, sie musste einfach auf Distanz gehen. „Auf einen Tag hin oder her kommt es nicht an, denke ich. Sobald ich alles erledigt habe, bin ich zurück, spätestens morgen um diese Zeit.“
Flynn sah sie an. „Wenn du jetzt fährst, kommst du nicht vor Mitternacht an.“
„Mag sein, aber dafür ist weniger Verkehr.“
Einen Augenblick war ihm die Enttäuschung anzumerken, dann schlug er vor: „Vielleicht kann ich dir bei dem Wagen helfen. Ich kenne hier einen seriösen Autohändler, der dir sicher einen guten Preis machen wird.“
Schon immer hatte sich Flynn ihr gegenüber so fürsorglich verhalten. Es wurde Zeit, ihm zu zeigen, dass sie auf eigenen Füßen stand. „Flynn, ich mache das nicht zum ersten Mal. Ich brauche dabei keinen Mann zur Unterstützung.“
Unbeirrt fuhr er fort: „Wenn du ein paar Tage wartest, könnte ich Termine verschieben. Dann können wir uns gemeinsam darum kümmern.“
Aber sie wollte sich nicht auf seine Hilfe verlassen. Schließlich waren sie nur vorübergehend zusammen. „Der Bauunternehmer will bald anfangen, er hat uns freundlicherweise zwischen zwei größere Vorhaben eingeschoben. Sobald es losgeht, bin ich hier unabkömmlich. Darum muss ich jetzt fahren.“
Flynn gab sich geschlagen. „Bitte rufe wenigstens an, wenn du in Los Angeles bist. Und lass mich wissen, wenn du wieder von dort wegfährst.“
Seine ehrliche Besorgnis erinnerte sie an Zeiten, in denen sie es nicht ausgehalten hatten, mehr als ein paar Stunden voneinander getrennt zu sein. Damals hätten sie alles füreinander getan. Aber das war lange vorbei und kam nicht wieder. Darauf würde sie achtgeben.
„Na, wie fühlst du dich? Nach einer Woche Fegefeuer?“, fragte Tamara scherzhaft, die an der gegenüberliegenden Arbeitsplatte stand. Es war früher Mittwochmorgen.
Renee fiel eine der kandierten Veilchenblüten aus der Hand, mit denen sie Petit Fours verzierte. „Also hör mal“, erwiderte sie ebenfalls scherzhaft, „erstens war ich nur fünf Tage weg, und zweitens war es gar nicht so schlimm.“
„Wenn ich mit meinem Ex zusammenleben müsste, wäre das mehr als schlimm“, sagte Tamara.
„Dein Ex ist ein krasser Fall. Aber Flynn ist nett. Sicher, dass du am Wochenende allein mit der Hochzeitsfeier zurechtkommst? Wenn du willst, komme ich Freitagabend wieder.“
Erstaunt sah Tamara sie mit ihren dunklen Augen an. „Wozu das denn? Du wechselst das Thema! Und übrigens: Wenn du dir schon so dringend ein Kind wünschst, kann ich dir ja eins von meinen abgeben. Sie sind schon einigermaßen erzogen, und außerdem lieben sie dich.“
Renee lachte. „Komm schon, Tamara! Ich weiß genau, wie sehr du an deinen Mädchen hängst. Schließlich war ich es, die dich trösten musste, als deine Jüngste in die
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