Sieben Jahre und eine Nacht
das gedämpfte Licht gewöhnen. Sie sah sich um: Das Lokal wirkte etwas klein, aber absolut trendy. Und teuer. Auf schwarzen Tafeln standen mit grünem Leuchtmarker die Spezialitäten des Tages.
Flynn legte ihr den Arm um die Taille und sagte nahe an ihrem Ohr: „Gehen wir zu den hinteren Tischen.“
Auch wenn diese Geste auf Außenstehende wahrscheinlich vertraut wirkte, fiel Renee auf, dass Flynns Ton bestimmend war.
Sie ging zwischen der langen Bar auf der einen Seite und den grünen Glastischen mit schwarz lackierten Stühlen auf der anderen hindurch in den hinteren Teil der Bar. Schon von Weitem hörte sie die Stimmen der Madd-Comm-Mitarbeiter, die, alle im Alter zwischen Anfang zwanzig und Ende dreißig, an einem Tisch saßen. Lauren winkte ihr zu, und auch die anderen sahen in Richtung der beiden Neuankömmlinge. Renee winkte zurück und hoffte, dass man ihr die Nervosität nicht ansah.
Als sie Brock erkannte, krampfte sich ihr Magen zusammen. Genau wie seine Mutter gehörte er nicht gerade zu Renees großen Fans. Daher wunderte sie sich, wieso gerade er die Scheidungspapiere zurückgehalten hatte. Stimmte es, dass er sich mitschuldig fühlte?
Brock stand auf. „Hallo, Renee, schön, dass du wieder da bist“, sagte er ohne rechte Begeisterung.
„Hallo, ich freue mich auch“, antwortete Renee, weil es sich so gehörte.
Flynn, der etwas versetzt hinter ihr stand, hatte den Arm um ihre Taille gelegt. Als er sich vorbeugte und leicht die Wange an ihre legte, wurde Renee von einem Gefühl der Wärme durchströmt. „Hallo ihr alle! Das ist Renee, meine Frau.“
Mit einem vielstimmigen Hallo wurde sie begrüßt. Flynn fügte hinzu: „Celia und Lauren kennst du ja schon.“ Die Frauen lächelten. „Rechts neben Brock, das ist Elle, seine Sekretärin. Links von Lauren sitzt ihr Mann, Jason, einer unserer Werbefachleute.“ Renee nickte beiden zu. „Daneben sitzt Ash, auch ein Werbemann. Und Gavin hast du ja bereits kennengelernt.“
„Hallo zusammen“, sagte Renee und setzte sich.
Flynn nahm ebenfalls Platz und drückte unter dem Tisch das Bein fest gegen ihres. Den Arm legte er über ihre Stuhllehne. Während Renee die Speisekarte las, kitzelte er mit einer ihrer Haarsträhnen ihren Hals. Sie bekam eine Gänsehaut. Flynn wusste nur zu gut, wie empfindsam sie auf Berührungen ihres Halses reagierte.
Als sie aufsah, merkte sie, dass Celia, Elle und Lauren sie und Flynn beobachteten. Lauren zwinkerte ihr zu und rückte näher zu Jason. Elle sah zu Brock, bevor sie sich wieder in ihre Speisekarte vertiefte.
„Was darf es sein?“, fragte die Bedienung.
„Für mich eine Diät-Cola“, sagte Renee.
„Einen Bushmills“, bestellte Flynn seinen irischen Lieblingswhiskey.
Celia wandte sie zu Renee und fragte: „Keinen Martini? Die Rosa Lounge ist berühmt dafür …“
„Sie sind doch nicht etwa schwanger?“, fragte Elle unverblümt.
Plötzlich richtete sich alle Blicke auf Renee. „Nicht dass ich wüsste“, versetzte sie und hoffte insgeheim, das Thema wäre damit erledigt.
Doch zu ihrer Überraschung sagte Flynn: „Renee und ich wollten schon immer eine große Familie. Vielleicht wird bald etwas daraus.“ Dabei lächelte er ihr zärtlich zu. Natürlich wollte er, dass die Versöhnung echt wirkte. Aber damit hatte er in Kauf genommen, dass nun alle mitbekamen, ob sie Erfolg hatten oder scheiterten.
Und wir werden scheitern, erinnerte sie sich. Sie würde ihn verlassen, ganz egal, wie gut er sich in der Rolle des verliebten Ehemannes ausnahm. Ihre Gesundheit und ihr seelisches Gleichgewicht hingen davon ab. Sie musste gehen, bevor sie es nicht mehr aushielt.
Renee erwachte von einem gleichmäßigen Geräusch nahe bei ihrem Ohr. Freitag, überlegte sie, der Tag, an dem die Fliesen verfugt werden sollen. Bald würden die Handwerker mit ihrer Arbeit anfangen.
Aber Renee verspürte keine Lust aufzustehen. Sie fühlte sich geborgen, es war wohlig warm und kuschelig. Als sie die Augen öffnete, erkannte sie zu ihrem Entsetzen, dass sie in Flynns Bett eingeschlafen war. Sie lag in seinen Armen und hatte ein Bein um ihn geschlungen! Was tat sie hier? Nachdem sie einander leidenschaftlich geliebt hatten, mussten ihr die Augen zugefallen sein.
In der Rosa Lounge hatte Flynn die Gelegenheit weidlich ausgenutzt, sie zu streicheln und zu berühren: ihr Haar, die Arme und Schultern. Und sogar unter dem Tisch hatte er Kontakt zu ihr gesucht.
Was hätte sie dagegen tun sollen? Als sie wieder daheim
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