Sieben Jahre und eine Nacht
Haus.
Der geräumige Flur war mit schwarz-weißem Marmor gefliest. In den ersten Stock führte eine breite Treppe, und die Dekoration bildete ein großes Blumenarrangement. In diesem Haus schien alles riesig zu sein. Im Wohnzimmer standen wertvolle antike Möbel und weitere exotische Blumen.
„Setzen Sie sich doch“, sagte die Gastgeberin und wies auf einen weißen Stuhl im Stil des Rokokos. An der Hand trug sie keinen Ring – also nicht die Frau eines Freundes …
War sie Flynns Geliebte? Renee versuchte sich auf ihren Job zu konzentrieren, aber da sie nichts über ihr Gegenüber wusste, fiel ihr das nicht eben leicht. Sie klappte ihr Notebook auf und sagte: „Flynn hat mir nicht erzählt, um welche Art von Veranstaltung es sich handelt. Woran haben Sie denn gedacht?“
„Ich sehe, Sie kommen gleich zur Sache, ohne unnützes Gerede.“
Renee blinzelte. Normalerweise lag es so wohlhabenden Kunden nicht, sich privat mit einer Caterin zu unterhalten. „Bitte entschuldigen Sie. Ich habe es so verstanden, dass Sie es ziemlich eilig haben, die Planungen für den Abend unter Dach und Fach zu bringen.“
„Sicher, das stimmt. Wissen Sie, der Caterer, der sonst für mich arbeitet, hatte letzte Woche einen Herzinfarkt.“
„Oh, das tut mir leid. Aber ich springe gerne ein. Ich schlage vor, wir beginnen mit dem Veranstaltungstyp. Dann sagen Sie mir, welche Stimmung vorherrschen soll. Und als Letztes besprechen wir die Kosten.“
Gretchen zog die schön geschwungenen Augenbrauen hoch. „Sind Sie denn kein bisschen neugierig auf mich? Ehrlich gesagt, ich auf Sie schon.“
Renee wusste nicht, ob sie Gretchen für ihre Freimütigkeit bewundern oder sie wegen ihrer Schönheit, ihres Reichtums und ihrer Selbstsicherheit beneiden, ja fast schon hassen sollte – alles Attribute, über die sie nicht verfügte. „Als künftige Kundin dürfen Sie natürlich Fragen stellen“, sagte Renee.
„Ich habe nur eine einzige Frage: Wissen Sie eigentlich, wie tief Flynn verletzt war, dass Sie ihn verlassen haben?“
Renee zuckte zusammen. „Ein sehr persönliches Thema, finde ich.“ Dennoch erschien ihr Gretchen nicht etwa boshaft, nein, sie wirkte eher fürsorglich.
„Haben Sie je an das Gerede nach Ihrem Verschwinden gedacht?“, fragte Gretchen und schlug die langen Beine übereinander. „Daran, wie vielen Leuten gegenüber Flynn plötzlich Erklärungen abzugeben hatte?“
Verblüfft von der Direktheit ihrer Gastgeberin, musste Renee sich eingestehen, dass die Frau nicht ganz unrecht hatte. Nachdem Renee nach Los Angeles gezogen war, hatte Renee sich bemüht, nicht mehr an Flynn und die Situation zu denken, in der sie ihn zurückgelassen hatte. Stattdessen hatte sie sich um ihre Grandma gekümmert und sich förmlich in ihren neuen Job gestürzt. Nur damit sie abends müde genug war, um einschlafen zu können – ohne Alkohol. Außerdem war sie fest davon ausgegangen, dass es Flynn ohne sie besser ging – besser als mit einer Frau, die früher oder später für ihn nur eine Belastung bedeuten würde. Im Übrigen fand sie das noch immer.
„Flynn ist nicht der Typ, der sich vor anderen rechtfertigt“, sagte Renee, spielte mit ihrem Füller und versuchte, den privaten Teil des Gespräches zu beenden. „Möchten Sie bei diesem Abend ein bestimmtes Thema haben?“
Ohne auf die Frage einzugehen, beharrte Gretchen: „In der Welt der Werbung ist ein guter Ruf lebenswichtig. Durch Ihr Verhalten hat Flynns Ansehen gelitten.“
„Miss Mahoney, können wir bitte beim Geschäftlichen bleiben? Oder war das nur ein Vorwand, damit ich herkomme und Sie mich zurechtweisen können? Mein Privatleben hat nichts mit meinem Catering-Service zu tun.“
„Glauben Sie das nicht. In Zeiten des Wettbewerbs kommt es auf alles an: was jemand tut oder lässt, wen er kennt und wen er sich in der Vergangenheit zum Freund oder Feind gemacht hat. Aber gut, fürs Erste wollen wir nach Ihren Regeln spielen.“
Sie gab Renee eine geprägte Einladungskarte. „Wie Sie sehen, halte ich eine private Auktion für wohltätige Zwecke ab. Das Geld wird einem örtlichen Frauenhaus zugutekommen, das mir sehr am Herzen liegt.“
Renee nickte. „Ein guter Zweck.“
„Mein zweiter Mann hat mich dort herausgeholt.“
Überrascht sah Renee ihre Gastgeberin an. Gretchen wirkte ganz und gar nicht so, als ob sie den Schutz einer solchen Einrichtung jemals nötig gehabt hätte.
„Eines Tages fand ich den Mut, meine Verletzungen nicht mehr zu verstecken,
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