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Sieben Jahre und eine Nacht

Sieben Jahre und eine Nacht

Titel: Sieben Jahre und eine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Rose
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beistehen, nachdem Vater gestorben war und ich die Stelle bei MC angetreten hatte.“
    Mit einem Mal fühlte Renee sich schuldig. Am liebsten hätte sie Flynn in die Arme genommen und ihm versichert, dass er nichts falsch gemacht hatte. Aber sie konnte nicht. „Du hast mich als Erstes verlassen, Flynn. Natürlich hatten wir noch dieselbe Adresse, aber du hast den Job, den du geliebt hast, im Stich gelassen. Und mich auch.“
    „Aber ich hatte keine Wahl. Du schon.“
    Konnte man das wirklich Wahl nennen? Wenn sie geblieben wäre, wäre sie zugrunde gegangen – und hätte damit Flynn früher oder später sowieso verloren. Also hatte sie sich für einen klaren Schlussstrich entschieden: für das schnelle Ende ihrer Beziehung und einen sofortigen Entzug. „Ich musste einfach gehen.“
    „Aber warum?“, fragte Flynn.
    Während sie sich weiter dem Streichen der Wand widmete, sagte sie: „Spielt das eine Rolle? Vorbei ist vorbei.“
    „Was verbirgst du vor mir, Renee?“, flüsterte er.
    Wenn Flynn die Wahrheit erfahren würde, noch ehe sie schwanger war, würde er sich vielleicht weigern, das Baby zu zeugen, das sie sich so sehr wünschte. Ihre Mutter war Alkoholikerin, sie selbst wäre es auch beinah geworden … Vielleicht eine Art Veranlagung, von der auch das Kind betroffen sein würde? Renee empfand das wie einen Makel, von dem Flynn niemals etwas erfahren sollte. Um die unmittelbare Nähe zu ihm zu vermeiden, füllte sie Farbe nach. „Mir scheint, du redest dir etwas ein. Jetzt streiche ich diese Wand noch fertig. Wird ungefähr eine Stunde dauern. Wenn es dir zu viel wird, kannst du ja schon ins Bett gehen.“
    „Du weißt doch, dass ich Ausdauer habe.“
    Nachdenklich sah sie ihn an und musste an die Liebhaber ihrer Mutter denken. Keiner war gegen ihre Alkoholsucht angekommen. Gegen diese Krankheit erwies sich selbst die Liebe als machtlos.

9. KAPITEL
    Die nächsten beiden Stunden lauschte Flynn dem gleichmäßigen Geräusch von Renees Farbrolle. Während er die Decke strich, fand er genügend Zeit, sich die folgenden Schritte zu überlegen.
    Allmählich wurden Renees Bewegungen langsamer und weniger schwungvoll. In den letzten zehn Minuten hätte Flynn wetten können, dass sie allein mit Willenskraft weiterarbeitete, um das Werk trotz ihrer Ermüdung zu vollenden. Er ließ den Pinsel sinken und sagte: „Komm, hören wir auf!“
    „Und der zweite Anstrich?“
    Flynn legte den Pinsel weg und nahm auch Renee die Rolle aus der Hand. „Wir frühstücken, schlafen ein paar Stunden, und dann streichen wir das zweite Mal.“
    „Aber …“
    „Renee, es ist vier Uhr morgens. Sorgfältig können wir um diese Zeit sowieso nicht mehr arbeiten.“ Genau wie er schätzte sie Genauigkeit sehr. Darum hatte sie auch stets verstanden, wenn er sich mit bestimmten Einzelheiten eines Planes lange aufgehalten hatte. Ihr ging es bei Kochrezepten nicht anders.
    Sie betrachtete die zuletzt gestrichene Wand und bemerkte eine kleine Stelle, die sie vergessen hatte. „Ich glaube, du hast recht.“
    Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Uns bleibt noch das ganze Wochenende. Bis am Montag die Küchenschränke geliefert werden, sind wir längst fertig.“
    Nicht nur mit der Küche, dachte Flynn, sondern auch mit dem Kinderzimmer. Und dann schläft Renee bei mir. Nacht für Nacht. Noch bedurfte es einer gewissen Taktik, aber er würde es schaffen.
    „Eine heiße Dusche könnte jetzt nichts schaden“, sagte Renee und bewegte die verspannten Schultern. Flynn hätte ihr liebend gern ein Bad eingelassen und sie in der Wanne ausgiebig massiert. Doch mit diesem Vorschlag hätte er sich nur eine Abfuhr eingehandelt.
    „Geh doch ruhig duschen! Ich räume auf und mache Frühstück.“
    Ihr fielen schon fast die Augen zu, als sie ihre Malersachen wegstellte. „Macht es dir wirklich nichts aus?“
    „Nein, natürlich nicht.“
    Als sie die Treppe nach oben ging, bewunderte er ihre schöne Figur und die hellen Beine. Schon immer hatte er Renees elfenbeinfarbenen Hautton attraktiv gefunden. Auch im Sonnenlicht bräunte sie nicht. Wie sie selbst sagte, wechselte sie nur übergangslos die Farbe – von blass zu krebsrot.
    Beim Gedanken daran, wie er ihre Brüste, die Innenseite der Arme und den Bauch geküsst hatte, wurde ihm heiß, doch er bezwang seine Erregung. Er nahm die Malersachen mit nach oben, wo er sie auswusch. Dann ging er zum Kühlschrank und suchte die Zutaten für ihr Lieblingsfrühstück heraus.
    Es war Ironie

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