Sieben Leben
auf meinem Bauch und ihr Fuß streichelte
sanft meinen Oberschenkel. Ich mochte das. Ich kam viel zu selten in diesen
Genuß, auch wenn mein Gesicht dabei unter ihrem langen, dunklen Haar vergraben
wurde, so dass ich kaum noch Luft bekam. Allerdings – bei den gewaltigen
Staubfängern auf der Vorhangstange machten ein paar Haare in der Nase auch
nichts mehr aus. Ich fragte mich, was Stauballergiker wohl von diesen Vorhängen
hielten? Wahrscheinlich suchten sie sich einen Job, bei dem man nicht ständig
im Hotel lebte. Hatte eine Reihe von Vorteilen.
Ich blies ein paar von den dunklen Haaren aus meinem
Gesicht, um ungestört den Lebkuchenduft genießen zu können. Die Frage war, ob
ich nochmal ein bißchen eindösen sollte. Ich fragte mich das schon seit
Sonnenaufgang um sechs Uhr dreißig. Jetzt war es kurz vor acht.
Amira gab erste Lebenszeichen von sich.
„Mußt Du nicht langsam aufstehen?“, flüsterte sie. Dabei
machte sie keinerlei Anstalten, mich freizugeben. Im Gegenteil. Langsam begann
ihr Knie auf meiner Bauchdecke zu kreisen und arbeitete sich dann systematisch
weiter nach unten vor. Als es die Stelle erreicht hatte, die ganz oben auf der
Liste meiner Lieblingskörperteile stand, war ich plötzlich ziemlich munter.
Aufstehen war das Letzte, wonach mir jetzt der Sinn stand. Ich hatte
schließlich Geburtstag.
„Na los!“. Amira ließ mich einen Moment das volle Gewicht
ihres Beines spüren und hauchte mir dabei einen Kuß auf die Wange. Dann
knabberte sie ein bißchen an meinen Ohrläppchen, und wie zufällig sprang dabei
auch der letzte Knopf ihres Pyjamas auf.
„Alles Gute“, hauchte sie. "Herzlichen Glückwunsch zum
Geburtstag!“. Ihre Zähne gaben mein Ohrläppchen frei und sie zog sich lächelnd
in ihre Hälfte des Bettes zurück.
"Was ist denn jetzt los?", protestierte ich.
„Du", lachte sie. "Du mußt jetzt los! Hast Du
vergessen, warum Du hergekommen bist?“, tadelte sie.
Nein, hatte ich nicht. Werde einer schlau aus dieser Frau.
Ich wartete einen Moment, ob ich nicht vielleicht doch noch an Ort und Stelle
mit der mir zustehenden Geburtstagsüberraschung beglückt wurde. Es sah nicht
danach aus. Ich stemmte mich also widerwillig aus dem warmen, weichen Hotelbett
und schlurfte ins Bad.
Als ich zwanzig Minuten später sauber, wohlriechend und
frisch rasiert wieder aus dem Bad kam, räkelte sich Amira immer noch zwischen
den Laken. Ich fand das ziemlich gemein.
"Nicht enttäuscht sein", lachte Amira.
"Vorfreude ist doch die schönste Freude. Und wir haben noch den ganzen
Abend für uns. Dann gibt's auch was zum Auspacken. Versprochen." Amira
zauberte unter dem Kopfkissen ein kleines Päckchen hervor und winkte schelmisch
damit.
"Und ich darf entscheiden, was zuerst ausgepackt
wird", schlug ich vor.
Amira lachte. "Erst die Arbeit, dann das
Vergnügen."
"Tja", seufzte ich. "Wenn man doch beides
miteinander verbinden könnte."
"Tja", sagte Amira.
Aber genau genommen taten wir das ja.
Ich hatte ein neues Kapitel meines Lebens aufgeschlagen. In
diesem Leben war ich nicht mehr als Unternehmensberater in der Welt unterwegs,
sondern als Marketing-Speerspitze.
Der Unterschied war gar nicht so groß. Ich reiste jetzt
nicht mehr zu Klienten, sondern zu Messen, Produktpräsentationen, Presseterminen.
Es ging vor allem um’s Präsentieren und Repräsentieren und zwar bevorzugt in
erlesenem Ambiente.
Das Unternehmen, für das ich seit ein paar Monaten
arbeitete, war ein riesiger Gemischtwarenladen. Der größte, den ich bislang
gesehen hatte. Vom Haargummi bis zur Weltraumstation gab es kaum etwas, was wir
nicht im Programm hatten. Aber ausschließlich High Tech! Ein Haargummi von uns
erkannte den Haartyp seiner Trägerin und paßte sich automatisch farblich an.
Wenn man ihn abends abnahm, analysierte er kurz die Haarstruktur und gab eine
Empfehlung ab, ob vor dem zu Bett gehen noch ein Pflegeprodukt angesagt war.
Mein Job war es, unsere neuesten Entwicklungen dem
interessierten Fachpublikum zu präsentieren und unser Branding als erfolgreiche
und innovative High Tech Schmiede weiter auszubauen. Ich lotete die Resonanz
aus und knüpfte Kontakte, die ich an unseren Vertrieb weiterleitete, der dann
die eigentliche Arbeit erledigte.
Messewochen waren echt anstrengend. Dafür genoß ich den
Vorteil, dass es zwischen zwei Veranstaltungen auch mal eine Weile ruhiger sein
konnte. Produktentwicklung, Design und auch der Vertrieb liefen dann weiter auf
Hochtouren, aber ich konnte
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