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Sieben Leben

Sieben Leben

Titel: Sieben Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Aschberg
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Greenhorn ohne
jegliches Verständnis für die komplexen Sachzwänge des modernen Managements.
Das war weder guter Teamgeist, noch gesundes Augenmaß!
    Eine weitere interessante Lektion.
    Degenhardt sah es ähnlich. „Wir machen das mit der
temporären Ausleihe.   Aber bitte keine offizielle
Versetzung.“ Er sprach direkt zu Müller und Gertenschläger. Es war, als wäre
ich gar nicht anwesend. Ich war eigentlich nicht der Typ, der sich eine solche
Behandlung wortlos gefallen ließ. Aber ich war ja zum Lernen hier. Also verbiß
ich mir meinen Kommentar und verfolgte den Rest der Diskussion in Schweigen und
Demut, um mich nicht weiterer Despektierlichkeiten verdächtig zu machen.
    Die Kollegen marschierten von Thema zu Thema, und pünktlich
nach 90 Minuten verkündete Degenhardt das Ende des Meetings, zufrieden damit,
wieder einmal alle Probleme einvernehmlich und nachhaltig gelöst zu haben.
Tatsächlich hatten wir mehr als zehn Tagesordnungspunkte hinter uns gebracht
und immer war eine Entscheidung getroffen worden. Jede einzelne ein sorgfältig
abgewogenes Produkt aus Zuverlässigkeit, Augenmaß, Einstimmigkeit, Flexibilität
und Teamgeist. So, wie Degenhardt es gerne hatte.
    In unserem Flur war niemand mehr zu sehen. Ich hoffte,
Martin hatte es pünktlich zu seiner Eisenbahn-Ausstellung geschafft. Nicht so
sehr wegen dem Kleinen, der war unproblematisch. Aber seine Ex, die war nicht
ohne.
    „Sie haben sich ja ziemlich aktiv eingebracht“, bemerkte
Gertenschläger, der mich noch begleitete. War da ein leiser Vorwurf in seiner
Stimme zu hören? Ich hatte schließlich nur einen Satz gesagt. Einen Satz in 90 Minuten.
    „Ich denke...“
    „Na, das wird schon! Ich muß jetzt dringend los. Habe meiner
Frau versprochen, sie ins Theater zu begleiten, Sie wissen schon. Ich hoffe,
Sie müssen auch nicht mehr zu lange arbeiten.“ Er tätschelte mir die Schulter.
Hatte er das schon immer so gemacht?
    „Ich wollte jetzt eigentlich auch Schluß machen.“
    „Das verstehe ich nur zu gut. Aber wir haben doch noch
offene Fälle, oder?! Sollten Sie da nicht noch mal ran?“
    „Aber Sie hatten doch selbst gesagt, die Fälle...“
    „Ich hatte gesagt, Fälle sind nicht alles“, korrigierte
Gertenschläger milde. „Sie müssen auch andere Dinge im Auge behalten, wenn Sie
mal eine gute Führungskraft werden wollen. Das heißt allerdings nicht, dass die
Fälle nicht wichtig wären, nicht wahr?“
    „Aber...“
    „Ich hatte vorhin übrigens einen Anruf von unserem
Vertriebsvorstand.“, fuhr Gertenschläger in ruhigem Tonfall fort. Schlagartig
fielen mir die vielen Nullen wieder ein.
    „Die Faber-Sache?“, fragte ich.
    Gertenschläger nickte. „Wollte sich eigentlich direkt bei
Ihnen melden. Ein Außendienstler hatte da irgendwas in den falschen Hals
bekommen. Hat Sie aber leider nicht erreicht.“ Gertenschläger zog eine Braue in
die Höhe. Kein Vergleich mit Tamara, aber für seine Verhältnisse ein ziemlicher
Gefühlsausbruch
      „Natürlich habe ich
unserem Vorstand versichert, dass wir die Unterlagen noch heute abend raus
bekommen“, lächelte er weise. Die Stirnfalte war wieder verschwunden, die Welt
wieder in Ordnung.
    Ich nickte ergeben.
    „Wir haben es eben mit Menschen zu tun“, sinnierte
Gertenschläger. „Also dann, ich muß jetzt wirklich los.“ Halb im Lift drehte er
sich nochmal um.
    „Ach“, meinte er, „und schauen Sie, dass Sie zukünftig das
Telefon ein bißchen im Auge behalten. Wir wollen doch beim Vorstand keinen
falschen Eindruck von unserer Abteilung wecken, oder?“ Sagte es und war mit
einem Lächeln im Aufzug verschwunden. So friedvoll, dass man ihm kaum ernstlich
böse sein konnte, wenn man sich nicht wirklich Mühe gab.
    Diese Stellvertreter-Sache begann langsam an meinen Nerven
zu zehren. Ich mußte zusehen, dass ich schnellstmöglich wieder im Außendienst
landete. Und bis es soweit war, würde ich versuchen, die Karriereleiter
mindestens noch einen Schritt weiter nach oben zu klettern. Um mir sogleich
einen guten Stellvertreter zu suchen!

     

 
    Leben Nr. 6: Schöner Urlaub Ein
Leben im Außendienst

     
    Ich war noch nicht richtig wach. Aber wach genug, um zu ahnen,
wie ich mich fühlen würde, wenn ich erst richtig wach war.
    Ein diabolische Grunge Band hatte sich in meinem Schädel
eingenistet und spielte Apokalypse. Mein Magen brannte. Es rumpelte in meinen
Eingeweiden. Als hätte dort jemand eine gewaltige Maschinerie zum Leben
erweckt, um meinen Darm von innen her

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