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Sieben Leben

Sieben Leben

Titel: Sieben Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Aschberg
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Abteilungsleiter eine. Also Ziffern hinten an der Durchwahl, sonst
hatte das nichts weiter zu sagen, das mit den Nullen.
    „Ich muß jetzt mal auf unsere Personalsituation zu sprechen
kommen“, schnaufte Herzelsberger.
    „Mir doch egal“, schrie Martin in seinen Hörer.
    „Gleich...“, versuchte ich Herzelsberger ruhig zu stellen
und griff nach dem Hörer, um Leitung 2 endlich anzunehmen. Aber just in diesem
Moment hörte das Blinken auf. Keine Sekunde zu früh, denn Herzelsberger ließ
sich jetzt nicht mehr bremsen.
    „Wir müssen dringend eine weitere Stelle bei der
Pensionskasse besetzen. Da gibt’s Arbeit für zehn Leute und wir haben nur
fünf.“
    „Aber ich dachte, Gertenschäger hätte schon längst eine
weitere Stelle genehmigt?“, fragte ich.
    „Hat er auch, hat er auch. Aber wir brauchen keine freien
Stellen, wir brauchen Leute“, fauchte Herzelsberger. „
    „Hm...“, sagte ich. Das war ja wie im Tollhaus hier.
    „Kommt gar nicht in Frage“, ereiferte sich Martin in die
relative Stille hinein. Sein Kopf war mittlerweile so rot, wie der von
Herzelsberger. Bloß dass der immer so aussah, während Martin an sich ein ruhiger
Zeitgenosse war. Ich fragte mich langsam, mit wem er da eigentlich
telefonierte. Unser Außendienst war zwar schlimm, aber so schlimm nun auch
wieder nicht.
    „O.K., ich spreche die Personalsituation mal in der Managementrunde
an“, versuchte ich, wenigstens das Gesicht von Herzelsberger wieder ein paar
Prozent zu entfärben.
    „Nicht ansprechen, Stelle besetzen!“, brummte Herzelsberger,
aber er war zufrieden und drehte ab.
    „Ist mir scheißegal“, schrie Martin. Jetzt erkannte ich den
Tonfall wieder. Das war kein Außendienstler am anderen Ende der Strippe. Das
konnte nur seine Ex sein. Wütend knallte Martin den Hörer auf die Gabel. Das
würde ein schöner Nachmittag mit seinem Kleinen.
    ‚Sie haben eMail erhalten!‘
    Herzelsbergers 130 Kilo Lebendgewicht schoben sich
rücksichtslos zur Tür hinaus und schwemmten Tamara und Frank mit sich hinweg.
Falls er es nicht vermasselte, konnte es noch ein schöner Tag für Frank werden,
bei so viel Hormonen, die ihm jetzt durch die Adern pulsierten.
    Der Geruch von Honig und parfümierten Mandeln begann sich zu
verflüchtigen, und ich hatte das Gefühl, unser Kaktus könnte ein bißchen Wasser
vertragen.
    „Sag mal, Martin, alles in Ordnung“, wollte Ilse wissen.
Mein Zimmergenosse hatte gerade mit lautem Knacken seinen Bleistift in der Mitte
durchgebissen.
    „Sprich‘ mich nicht an. Sprich‘ mich einfach nicht an!“.
    Ilse sah zu mir hinüber. Ich wollte ihn nur aufmuntern,
sagte ihr Blick.
    Lieb von Dir, sagte mein Blick. Aber keine Chance, in diesem
Zustand. Gib ihm noch ein paar Minuten.
    „Ah, hier sind Sie! Schön. Ich dachte, Sie wären vielleicht
schon auf dem Weg zu mir!“. Gertenschlägers rundes Gesicht war in der Tür aufgetaucht
und lächelte mir freundlich zu. Niemand kannte dieses Gesicht anders als freudig
lächelnd. Ich fragte mich, ob Gertenschlägers Gesichtsmuskulatur nach so vielen
Jahren überhaupt noch zu einem anderen Gesichtsausdruck fähig war.
      „Ja, ziemlich was los
heute.“ Ich hatte gar nicht gemerkt, dass es bereits kurz vor vier war. Gertenschläger
schätzte es eigentlich nicht, wenn er mich in meinem Zimmer abholen mußte. Aber
seinem Lächeln tat das keinen Abbruch.
    „Was liegt denn so an?“, fragte er schnuppernd. „Ah, Sie
hatten Besuch von Frau Isonovic!“
    Sie haben eMail erhalten!
    „Da ist die Faber-Sache und das Sachsenbrau-Angebot“,
erklärte ich. „Dann haben wir eine Umfirmierung und der neue Entwurf für die
Deutsche Bau sollte eigentlich auch noch raus. Von daher, wenn Sie heute lieber
auf mich verzichten wollen...“, versuchte ich nochmals mein Glück.
    „Nein, nein, kommt nicht in Frage“, lächelte Gertenschläger.
„Sie stecken ja so tief in Ihren Fällen, das wird Ihnen guttun, mal
rauszukommen.“
    „Ich dachte nur, weil heute Freitag...“
    Eingangskorb ist voll, bitte löschen Sie eMail!
    „Na, lassen Sie mal gut sein. Die Fälle laufen uns ja nicht
davon, haha. Aber vielleicht sollten Sie bei Gelegenheit mal nach Ihren eMails
schauen?“ Gertenschläger strahlte und tätschelte mir aufmunternd die Schulter,
während wir uns Richtung Konferenzzimmer in Bewegung setzten. Er meinte es
wahrscheinlich sogar gut. Ich winkte Ilse zum Abschied. Sie lächelte
aufmunternd.
    Ich winkte Martin. Keine Reaktion.
    „Was ist denn mit Ihrem Kollegen

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