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Sieben Siegel 00 - Jenseits des Jahrtausends

Sieben Siegel 00 - Jenseits des Jahrtausends

Titel: Sieben Siegel 00 - Jenseits des Jahrtausends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Weib an seiner triefenden Höflichkeit erstickte – ehe ihr plötzlich die Frage durch den Sinn schoss, ob die Hexen wohl ihre Gedanken lesen konnten. Aber, nein, offenbar war das nicht der Fall, sonst hätten sie wohl längst die wahren Gründe erkannt, die Dea und ihren Vater hergeführt hatten.
    Die Hexen zogen sich zurück – alle bis auf eine. Sie war jung und schön wie die anderen, hatte wallendes schwarzes Haar und große dunkle Augen.
    »Du heißt Dea, nicht wahr?«
    Dea nickte.
    »Unser Meister hat uns viel von dir erzählt. Ja, wirklich, du musst gar nicht die Stirn runzeln! Wir wissen, wie du den Prediger als Dämon überführt hast. Und du musst keine Angst haben, wir nehmen dir so was nicht übel. Er war dumm, sich so offen zu zeigen. Dummheit wird bestraft, hier noch mehr als anderswo. Magister Abakus kennt keine Gnade mit Schwachköpfen.«
    »Dann hat er dem Dämon deshalb den Kopf abgeschlagen?«
    »Deshalb, und weil es seiner eigenen Tarnung als Hexenjäger dienlich war.«
    Dea überlegte. »Dann sind nicht alle Hexen und Dämonen Freunde?«
    Die junge Hexe lachte laut auf. »Ach, Dea, du musst viel über uns lernen … Nein, nein, natürlich sind wir nicht alle Freunde. Wir benutzen die Dämonen für unsere Zwecke, so wie den dort draußen vor dem Tor. Das war eine besonders mächtige Kreatur, und niemand außer dem Magister hätte sie heraufbeschwören können. Aber es gibt auch Hexen, die von Dämonen beherrscht werden. Natürlich keine von uns hier in der Festung! Aber draußen im Land gibt es schwache oder dumme Hexen, die in den Bann mächtiger Höllenfürsten geraten sind und ihnen bedingungslos dienen müssen.«
    »Aber dient nicht auch ihr dem Meister?« Es fiel Dea schwer, den grässlichen Abakus so zu nennen.
    Die Hexe legte für einen Moment die Stirn in Falten, doch gleich darauf glättete sie sich wieder, so als wäre dies ein Makel, den der Schönheitszauber der Frau nicht zuließ. »Wir dienen ihm nicht, wir sind seine engsten Verbündeten. Das ist ein großer Unterschied.«
    Ja, dachte Dea, für dich. Aber die Frage ist doch, ob Abakus das genauso sieht.
    Aber statt ihren Einwand laut auszusprechen, nickte sie nur. »Bist du jetzt meine Lehrerin?«
    »Wir alle werden dich lehren, was es bedeutet, eine von uns zu sein«, erwiderte die Hexe. »Und, ja, ich bin ganz besonders für dich da. Wenn du Fragen hast oder Sorgen, dann wende dich an mich.«
    Dea war immer noch überrascht, wie freundlich hier mit ihr umgegangen wurde. Und bei dieser Hexe schien die Freundlichkeit nicht einmal so gekünstelt zu sein wie bei den anderen. Sie würde Acht geben müssen, dass sie ihr Ziel nicht aus den Augen verlor. Die Hexen waren ihre Feinde. Sie waren böse und mussten vernichtet werden, mochten sie ihr gegenüber auch noch so oft Freundschaft heucheln.
    »Wie heißt du?«, fragte Dea die Hexe.
    »Morgwen«, erwiderte die Frau. »Ich war die Erste, die der Meister an seine Seite rief.«
    »Dann musst du wohl eine besonders … mächtige Hexe sein.« Puh, beinahe hätte sie »besonders böse« gesagt.
    Morgwen lächelte geschmeichelt. »Mag sein«, erwiderte sie kess und klang dabei kokett wie ein junges Mädchen. Und vielleicht war sie das ja wirklich – schließlich mussten sich nicht alle Hexen mithilfe ihrer Zauberei verjüngt haben. Möglich, dass Morgwen tatsächlich erst um die zwanzig war.
    Liebe Güte, durchfuhr es Dea, ich muss verflixt aufpassen, dass ich nicht anfange, sie zu mögen!
    Morgwen schenkte ihr ein weiteres Lächeln, dann wandte sie sich zur Tür. Dort drehte sie sich noch einmal zu Dea um.
    »Heute solltest du erst einmal schlafen«, sagte die Hexe mit ihrer sanften, schönen Stimme. »Morgen früh, wenn du ausgeruht bist, beginnt deine Lehrzeit.« Sie hauchte ihrer Schülerin eine Kusshand zu, eine merkwürdige Geste, die Dea nie zuvor gesehen hatte. »Du wirst eine mächtige Hexe werden, Dea. Und du wirst überrascht sein, wie schnell du eine von uns bist. Nie zuvor habe ich eine wie dich getroffen, der die Macht aus allen Poren dringt.«
    Dea blickte Morgwen mit großen Augen hinterher, als sie hinaus auf den Gang trat und die sperrige Tür hinter sich zuzog.
    Wenn sie keine Hexe wäre, dachte Dea bedauernd, könnte sie glatt meine Freundin werden.
    Ein gefährlicher Gedanke, dessen war sie sich bewusst. Verdammt gefährlich!
    Da erst fielen ihr die letzten Worte der Hexe wieder ein.
    Eine, der die Macht aus allen Poren dringt …
    Dea strich sich mit den Fingern

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