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Sieben Siegel 00 - Jenseits des Jahrtausends

Sieben Siegel 00 - Jenseits des Jahrtausends

Titel: Sieben Siegel 00 - Jenseits des Jahrtausends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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in die Hüften gestemmt. »Wo steckst du denn?«
    »Ich bin nur ein bisschen rumgelaufen.« Das war nun wirklich eine jämmerliche Ausrede. »Ich hab heut Nacht irgendwie krumm gelegen, und jetzt tut mir alles weh. Ich dachte, ein paar Schritte die Gänge rauf und runter tun mir gut.«
    »Und, geht’s besser?«
    »Klar.«
    »Ich möchte dir heute etwas Wichtiges zeigen.«
    »Soll ich wieder Steine schweben lassen? Oder Wasser in Blut verwandeln?« Beides hatte Morgwen in den vergangenen Tagen von ihr verlangt, und nachdem sie ihrer Schülerin einmal die nötigen Zaubersprüche verraten hatte, war es Dea erstaunlich leicht gefallen. Ein gewöhnliches Mädchen, so versicherten ihr die Hexen, hätte das mit allen Zauberformeln der Welt nicht zu Stande gebracht. In Dea aber musste wahrhaft große magische Macht schlummern, die augenscheinlich nur drauf wartete, unter Aufsicht kundiger Lehrerinnen an die Oberfläche zu kommen.
    »Es hat keinen Sinn, dich weiter mit solchen Gaukelspielchen zu langweilen «, sagte Morgwen. »Wir sind uns alle einig, dass dir solche Kleinigkeiten keine Mühe mehr bereiten. Du kannst bereits recht gut lesen, deshalb reicht es, dir eine Liste aller nötigen Formeln zu geben, damit du sie auswendig lernst. Der Rest erledigt sich dann von selbst, zumindest was diese Kinkerlitzchen angeht: fliegende Steine, verwandeltes Wasser, sprechende Gegenstände … Das ist für dich doch alles nur Kinderkram, oder? «
    Dea war überrascht. »Ich weiß nicht recht …«
    Tatsächlich hatte sie selbst schon das Gleiche gedacht. Kleine Hexereien gingen ihr ohne Mühe von der Hand, und selbst das Auswendiglernen komplizierter Sprüche fiel ihr nicht schwer. Jetzt wusste sie auch, weshalb sie so schnell Lesen gelernt hatte – auch das hatte sie der Hexenkraft in ihrem Inneren zu verdanken. Manchmal fragte sie sich, ob ihre Mutter – oder Amme, wie Goten sie immer nur nannte – gewusst hatte, was in ihr steckte. Dea hätte einiges dafür gegeben, sie noch einmal wieder zu sehen. Wenn ihre Ausbildung erst beendet war, würde niemand mehr verhindern können, dass Dea sie besuchte.
    Jetzt aber folgte sie erst einmal Morgwen durch die riesige, menschenleere Festung.
    »Wohin gehen wir?«
    »Ins Allerheiligste.«
    »Was ist das?«
    »Eine geheime Kammer, hier in der Festung. Sie ist das Herz des Arkanums. Nur Abakus kann dort nach Belieben aus und ein gehen. Aber er hat mir die Erlaubnis erteilt, dich dorthin zu führen. «
    Dea sagte nichts mehr. Wenn sie erst dort waren, würden sich die meisten Antworten auf ihre Fragen wahrscheinlich von selbst finden.
    Der Weg war lang und führte sie quer durch das Labyrinth der Hallen und Korridore. Hin und wieder begegnete ihnen eine der anderen Hexen bei einer ihrer merkwürdigen Tätigkeiten. Dea hatte bis heute nicht in Erfahrung gebracht, womit sich die Hexen eigentlich den ganzen Tag über beschäftigten. Das Arkanum hatte gewiss irgendeinen Plan, an dessen Verwirklichung es arbeitete. Doch um was es sich dabei handelte, hatte ihr noch keiner erklärt.
    Vor einem halbrunden Torbogen blieb Morgwen stehen. Die beiden hölzernen Torflügel waren geschlossen. Die Hexe zog eine Kette unter ihrem Kleid hervor, an der ein schwerer Schlüssel glänzte. Sie steckte ihn ins Schloss, drehte ihn aber nicht herum, sondern murmelte stattdessen eine geheime Formel. Dann zog sie ihn zurück, und die Tür sprang wie von selbst mit einem leisen Schnappen auf.
    »Abakus hat einen Schutzzauber gewirkt«, erklärte sie. »Nur wer den Zauberspruch kennt und den Schlüssel besitzt, hat Zutritt zum Allerheiligsten.«
    »Er scheint großes Vertrauen in dich zu haben, wenn er dir den Schlüssel gibt.«
    »Das größte«, bestätigte Morgwen und schenkte Dea dabei ihr unschuldiges Mädchenlächeln.
    Ehrfürchtig traten sie durch das Tor. Morgwen drückte es hinter ihnen wieder ins Schloss.
    Die Kammer war erstaunlich klein für einen Ort, der so wichtig für das Arkanum zu sein schien. Dea konnte deutlich spüren, dass die Mauern hier mit Magie nur so aufgeladen waren.
    »Du kannst es fühlen, nicht wahr?«, sagte Morgwen. »Der Zauber ist hier so stark wie nirgends sonst. Hättest du nicht die Kraft einer Hexe in dir, würde er dich auf der Stelle töten.«
    An den Wänden brannte ein halbes Dutzend Fackeln, die den Raum in ein gelbes, angenehmes Licht tauchten. Dea entging nicht, dass alle Fackeln noch ganz frisch waren; die Flammen mussten erst aufgelodert sein, als sie und Morgwen die

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